Wann die Große Koalition gut funktioniert hat

Wann die Große Koalition gut funktioniert hat
Wer 1945 geboren wurde, hat 44 seiner 79 Lebensjahre in schwarz-roten Regierungen verbracht. Rückblick auf die langlebigste Regierungsform in Österreich, die jetzt in neuer Form zurückkehren könnte.

Wir schreiben Oktober 1949. In ganz Österreich werden zum zweiten Mal nach dem Krieg die Stimmzettel ausgezählt – und der Katzenjammer bei den „Großen“ ist enorm. Die SPÖ hat neun Mandate eingebüßt, die ÖVP acht. Unerwarteter Gewinner ist der Wahlverband der Unabhängigen (WdU oder VdU), die Vorgängerpartei der FPÖ, der 16 Mandate erreicht.

In Windeseile einigen sich ÖVP und SPÖ und sind froh, eine Große Koalition bilden zu können. Die Grundlagen der Zusammenarbeit werden schriftlich festgelegt – zum ersten Mal in der Zweiten Republik.

1945, als die Provisorische Staatsregierung aus ÖVP, SPÖ und KPÖ gebildet wurde, hatte noch eine mündliche Vereinbarung genügt: „Da wurde überhaupt nichts schriftlich vereinbart“, erzählt Manfried Rauchensteiner. „Das nächste Koalitionsabkommen aus dem Dezember 1945 hatte dann gerade einmal eine Seite. Nur die großen Linien wurden vorgegeben, der Rest musste gestaltet werden“, berichtet der Historiker, der im Buch Die Zwei die Großen Koalitionen von 1945 bis 1966 akribisch aufgearbeitet hat.

1963 war das Koalitionsabkommen zwischen der ÖVP und der SPÖ bereits auf mehr als 100 Seiten angewachsen – „ein Zeichen für steigendes Misstrauen zwischen den Partnern. Sogar lächerliche Details und personalpolitische Maßnahmen wurden fixiert, damit nur ja niemand ausbrechen konnte“, analysiert er.

Ein Schelm, der nach Parallelen zu den aktuellen Sondierungen zwischen Schwarz und Rot sucht.

KURIER-History

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