Was die Tarif-Anhebung im Osten Österreichs für Konsumenten bedeutet
Viele Kunden von Wien Energie und EVN erhalten dieser Tage Schreiben, die eine Tariferhöhung bei Strom ankündigen. Um die Teuerung abzufedern, haben die Unternehmen Rabatte angekündigt – diese sind aber, wie aus einem Informationsschreiben hervorgeht, an einen Tarifwechsel gebunden.
Pikant daran: Der Wechsel erfolgt automatisch, sofern der Kunde nicht widerspricht. Konsumentenschützer sind alarmiert, die Arbeiterkammer (AK) prüft derzeit eine Klage.
Um wie viel teurer werden Strom und Gas?
Die Tariferhöhung tritt am 1. September für Kunden mit dem Standard-Tarif "Optima" in Kraft. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden Strom kommen auf Kunden von Wien Energie und EVN dadurch jährliche Mehrkosten von etwa 680 Euro zu. Inklusive Gas steigt die jährliche Belastung bei einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden um etwa 2.000 Euro.
Sind die neuen Tarife niedriger?
Die neuen Tarife, auf die Kunden, die nicht widersprechen, gewechselt werden, sind relativ billiger – aber teurer als die bisher gültigen.
Können die neuen Tarife stärker steigen?
Bisher konnten Tarife einmal pro Jahr angepasst werden, jetzt geschieht das zwei Mal, im Frühling und im Herbst. Bei den neuen Tarifen bieten EVN und Wien Energie eine Preisgarantie über ein Jahr. Danach können sie in ähnlichem Ausmaß steigen, wie der alte Optima-Tarif. Gebunden sind sie dabei an den Österreichischem Strompreisindex (ÖSPI), den Österreichischen Gaspreisindex (ÖGPI) und den Verbraucherpreisindex (VPI).
Welche Rabattaktionen gibt es?
Bei den Rabattaktionen unterscheiden sich Wien Energie und EVN. Während es bei Wien Energie zum Beispiel ein Guthaben gibt – etwa Gratis-Strom bis zu 100 Tagen – wenn sich Kunden für ein Jahr lang binden, gibt es bei EVN einmalig den „blau-gelben Strompreisrabatt“.
Gibt es einen Grund, am bisherigen Optima-Tarif festzuhalten?
Ein Vorteil ist laut AK nicht absehbar. Der alte Tarif ist ab September höher und kann bereits im April das nächste Mal angepasst werden.
Warum passen EVN und Wien Energie ihre Tarife im Gleichschritt an?
Die beiden Regionalversorger sind seit 2001 in der Energieallianz Austria (EAA) organisiert. Auch die Energie Burgenland ist in der Vertriebsgemeinschaft, sie hat die Tariferhöhung vom Jänner 2023 aber im Gegensatz zu EVN und Wien Energie nicht vorgezogen.
Was haben die Energiekonzerne davon?
Grundsätzlich hätten sie auch die bestehenden Tarife weniger anheben können, anstatt die Kunden in neue Tarife zu drängen. Ein Sprecher der EVN erklärt das mit der Kundenbindung. Denn schwankende Lieferverbindlichkeiten machen denn Einkauf komplizierter und teurer. "Für uns sind die Mengen leichter kalkulierbar, wenn wir die Kunden in Tarifen haben, die eine Preisgarantie haben", weil diese meistens nicht unter dem Jahr Anbieter wechseln würden.
Was soll ich als Konsument/in tun?
Die Arbeiterkammer empfiehlt, mit dem Tarifkalkulator der Regulierungsbehörde E-Control zu prüfen, ob es ein besseres Angebot am Markt gibt. Für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr, liegen die jährlichen Kosten laut dem E-Control-Tarifkalkulator je nach Region und Anbieter zwischen etwa 1.300 und 4.000 Euro.
Worauf muss ich dabei Acht geben?
Um ein realistisches Angebot zu bekommen, muss man bei allen Vergleichsrechnern einige Grunddaten eingeben. Wichtig sind vor allem Wohnort und der Jahresverbrauch von Strom (gilt auch bei Gas). Diesen finden Sie auf der letzten Jahresabrechnung. Acht geben sollte man vor allem darauf, ob ein Angebot nur aufgrund eines einmaligen Rabattes billiger ist und um was für eine Art Tarif es sich handelt. Bei "Floatern" steigen und sinken die Kosten monatlich mit den Großhandelspreisen. Besonders alternative Anbieter ohne eigene Stromerzeugung, die in den vergangenen Jahren Lockangebote mit hohen Wechselrabatten angeboten haben, haben ihre Preise deutlich erhöht.
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