Was Sie schon immer über Gas wissen wollten
Das Thema Gas ist mit dem Ukraine-Krieg zu plötzlicher Prominenz gekommen. War man in Österreich lange Zeit daran gewöhnt, dass es verfügbar ist, stellen sich auf einmal Fragen: Wo kommt Erdgas eigentlich her? Wie viel kostet es und was sind die Alternativen?
Der KURIER beantwortet die zehn häufigsten Fragen zum Thema Erdgas, die die Österreicher im Juli in die Internetsuchmaschine Google eingegeben haben.
Ist Fernwärme Gas?
Oft, aber nicht zwangsläufig. Bei der Fernwärme wird Wärme zentral erzeugt und in Form von heißem Wasser zu den Kunden gebracht. Die EVN benutzt etwa Biomasse, Wien Energie setzt neben der Müllverbrennung auf Großwärmepumpen und will künftig auch Geothermie nutzen. Noch beruht die Strom- und Wärmeproduktion des Unternehmens allerdings zu 60 Prozent auf Gas.
Woher bezieht Österreich sein Gas?
Vier Fünftel des Gases in Österreich kommen aus Russland, etwa zehn Prozent aus Norwegen. Der Anteil der eigenen Produktion ist auf weniger als zehn Prozent gesunken. Flüssiggaslieferungen haben traditionell keinen hohen Anteil – was natürlich auch daran liegt, dass im Binnenland Österreich keine Tankschiffe landen können und das Gas also vom jeweiligen Hafen noch in Pipelines durch Europa gepumpt werden muss.
Was ist Fracking-Gas?
Beim Fracking (von Engl. fracturing, aufbrechen) wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien mit hohem Druck in tief gelegene Schichten von methanhaltigem Schiefergestein gepresst – deswegen heißt es auch Schiefergas. Dadurch wird das Gestein aufgebrochen und das Gas entweicht. Während Fracking in den USA sehr häufig betrieben wird, ist die Methode in Europa wegen befürchteten Umweltschäden umstritten und in mehreren Ländern verboten.
Wie entsteht Erdgas?
Erdgas ist ein fossiler Energieträger, besteht also, wie auch Erdöl, aus den Kleinstlebewesen vergangener Erdzeitalter. Diese sanken in die Erdkruste ab, wo sie durch Hitze und Druck zu Gas umgewandelt wurden. Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan, die genaue Zusammensetzung ist je nach Lagerstätte unterschiedlich.
Was kostet eine Kilowattstunde (kWh) Gas?
Der Endverbraucherpreis für eine kWh Erdgas liegt in Österreich zwischen 5 Cent und 30 Cent. Neben dem Arbeitspreis pro kWh zahlen Verbraucher mit der Gasrechnung aber auch einen Grundbetrag, Netzgebühren sowie Steuern und Abgaben.
Was kostet Gas in Österreich?
Das hängt vom jeweiligen Liefervertrag ab (siehe Frage oben). Welche Angebote die Versorger den Kunden machen, hängt mit den Großhandelspreisen zusammen, die sie im Einkauf zahlen. Allerdings für gewöhnlich zeitlich verzögert und nicht eins zu eins, denn viele Versorger haben langfristige Lieferverträge mit Produzenten. Der im Österreichischen Gaspreisindex (ÖGPI) abgebildete Großhandelspreis von Erdgas in Österreich ist im vergangenen Jahr um 323 Prozent gestiegen.
Wofür braucht man Gas?
Mit etwa 40 Prozent entfällt der größte Anteil des Gasverbrauchs in Österreich auf die Industrie. Insbesondere dort, wo hohe Temperaturen gebraucht werden, ist es nur schwer zu ersetzen. Das betrifft etwa die Herstellung von Stahl, Papier, Glas und Keramik sowie die chemische Industrie.
Etwa 20 Prozent verbrauchen die Haushalte, vor allem zum Kochen, Heizen und für Warmwasser. Etwa ein Drittel entfällt in Österreich auf die Produktion von Strom und Fernwärme.
Wie heizen ohne Strom und Gas?
Als moderne Alternative zu Gas, Kohle und Heizöl bieten sich Wärmepumpen an – sofern das Gebäude dafür geeignet ist. Da die Temperaturen bei dieser Art Heizung niedriger sind, funktionieren sie am besten in gut gedämmten Häusern mit großflächigen Heizkörpern, etwa in den Wänden oder im Fußboden. Wenn kein Strom zur Verfügung steht, bleiben Biomasse-Systeme wie Pellets oder Öfen, etwa für Holz oder Kohle.
Wann kommt wieder Gas aus Russland?
Der russische Staatskonzern Gazprom hat die Lieferungen nach Europa nicht eingestellt. Alle Pipelines werden regelmäßig gewartet, während dieser Zeit kann kein Gas fließen. Im Juli betraf das die für Deutschland wichtigste Ostseepipeline Nord Stream 1. Die Lieferungen über die Ukraine und die Slowakei nach Österreich wurden zeitweise reduziert, aber nicht eingestellt.
Seit wann kommt das Gas aus Russland?
Die österreichische OMV bezieht bereits seit 1968 Erdgas aus der damaligen Sowjetunion (heute Russland). Weder der Kalte Krieg noch russische Invasionen wie etwa in Tschetschenien, Afghanistan oder Georgien haben diese Geschäftsbeziehung gestört.
Der 2018 neu geschlossene Liefervertrag mit dem Gazprom-Konzern läuft noch bis 2040, die OMV muss für das Gas auch zahlen, wenn sie es nicht abnimmt.
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