Die Zahlen-Spielereien zur Erdgas-Abhängigkeit
Russland ist der wichtigste Energie-Lieferant Europas. Neben Öl und raffinierten Treibstoffen sowie Kohle hat die EU vergangenes Jahr 40 Prozent seines Erdgases von dort bezogen. In Österreich war der Anteil mit 80 Prozent besonders hoch. Kürzlich vermeldete Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) aber, die Abhängigkeit würde heuer auf "deutlich unter 50 Prozent" fallen.
Wie so oft handelt es sich dabei aber um eine Frage der Darstellung, die Rechnung geht so:
Etwa ein Zehntel des Jahresbedarfs von 90 Terawattstunden (TWh) wird aus Gasförderung im Inland gedeckt. Weitere 8,5 TWh – also noch mal knapp 10 Prozent – werden für die staatliche Reserve aus nicht-russischen Quellen angeschafft (weitere 12,5 TWh müssen nicht, können aber aus Russland kommen).
Der größte Brocken der relativen Unabhängigkeit von Russland soll ab Oktober zur Verfügung stehen. Die OMV hat zusätzliche Pipelinekapazitäten über 40 TWh aus Nord und Süd - also für Gas aus der OMV-Produktion in Norwegen und von Flüssiggasterminals - gekauft. Wird es tatsächlich importiert, subventioniert der Staat die Mehrkosten des Transports. Dadurch kann mehr Gas nach Österreich gelangen, aber das in Europa verfügbare Gas ist nicht mehr geworden.
Deutschland
In Deutschland ist der Anteil russischen Erdgases heuer schon von 55 auf 26 Prozent gefallen. Grund zu jubeln ist das aber nicht, denn das liegt auch daran, dass Gazprom unter Verweis auf technische Probleme weniger geliefert hat als vertraglich vereinbart.
Uniper, der größte Gas-Importeur Deutschlands, muss deswegen zu hohen Preisen am Spotmarkt zukaufen. Der Konzern ist dadurch dermaßen in Schieflage geraten, dass er jetzt vom Staat gerettet werden muss. Denn Pleite gehen lassen kann man einen so wichtigen Player in der Energieversorgung, der auch viele Stadtwerke beliefert, nicht.
Die Konsumenten in Deutschland zahlen also nicht nur mehr für das Gas, das sie verbrauchen, sondern sie finanzieren über ihre Steuern auch die Rettung von Uniper.
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