Wann und wie sich ein Wechsel des Energieanbieters lohnt
Auf viele Kunden von EVN und Wien Energie kommt im September eine heftige Preiserhöhung zu. Hintergrund sind die gestiegenen Energiepreise am Großmarkt in ganz Europa, hauptsächlich verursacht durch die Folgen des russischen Einmarsches in die Ukraine.
Insbesondere Unternehmen, die für ihre Stromerzeugung zu einem hohen Anteil auf Gas angewiesen sind, geben die Kosten an die Endkunden weiter, um profitabel zu bleiben. Dass auch Versorger mit einem hohen Erneuerbaren-Anteil die Preise angehoben haben, liegt an der Organisation des Strommarktes, konkret dem sogenannten Merit-Order-Verfahren.
Die veränderten Bedingungen an den Energiemärkten wirken sich also auf die Anbieter unterschiedlich aus - der KURIER hat recherchiert, wann sich ein Anbieterwechsel lohnt.
Vergleichsrechner
Im Internet gibt es mehrere Vergleichsrechner für Energiepreise, zu den bekanntesten gehören etwa die der Plattform Durchblicker oder auch der österreichischen Post. Dahinter stehen unterschiedliche Geschäftsmodelle. Die Arbeiterkammer empfiehlt den Tarifkalkulator der Regulierungsbehörde E-Control. Denn bei der Marktaufsicht kann man sicher gehen, dass sie die Daten aller Anbieter hat - und kein kommerzielles Interesse am Kunden bzw. daran, dass ein Kunde den Anbieter wechselt. Ein Nachteil ist aber, dass es bei der E-Control keinen Wechselservice gibt, man wird auf der Homepage lediglich zum jeweiligen Angebot weitergeleitet.
Worauf man achten muss
Um ein realistisches Angebot zu bekommen, muss man bei allen Vergleichsrechnern einige Grunddaten eingeben. Wichtig sind vor allem Wohnort und der Jahresverbrauch an Strom oder Gas. Diesen finden Sie auf der letzten Jahresabrechnung.
Durchschnittswerte mit Haushaltsgrößen sind mit Vorsicht zu genießen, denn der tatsächliche Verbrauch hängt stark vom Nutzungsverhalten und beim Gas von der Gebäudedämmung ab. Weitere Angaben sind eher eine Frage der persönlichen Präferenz, etwa Ökostrom, Abrechnung von Energie- und Netzkosten aus einer Hand etc.
Acht geben sollte man außerdem darauf, ob ein Angebot nur aufgrund eines einmaligen Rabattes billiger ist und um was für eine Art Tarif es sich handelt. Bei "Floatern" steigen und sinken die Kosten monatlich mit den Großhandelspreisen. In Zeiten hoher Großhandelspreise sind diese meistens nicht attraktiv.
Alternative Anbieter jetzt oft teurer
Lockangebote, wie sie in Österreich jahrelang geboten wurden, spielen derzeit kaum eine Rolle. Während es sich früher ausgezahlt hat, ein Mal jährlich den Anbieter zu wechseln, um vom jeweils größten Wechselrabatt zu profitieren, finden sich solche Angebote derzeit nicht.
Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt sich außerdem, dass viele alternative, kleinere Anbieter die Preise deutlich erhöht haben, während die großen Konzerne und Regionalversorger zu den billigeren gehören. Das erklärt sich daraus, dass diese große eigene Strom-Erzeugungskapazitäten haben.
Die Nische der alternativen Anbieter war, Strom am Großmarkt billig einzukaufen. Diese Möglichkeit gibt es derzeit nicht, weswegen sie zu hohen Preisen einkaufen müssen und die Teuerung an die Kunden weitergeben.
Unterschiede nach wie vor groß
Für einen Wiener Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr, liegen die jährlichen Kosten laut dem E-Control-Tarifkalkulator je nach Anbieter zwischen etwa 1.300 und 4.000 Euro. Insbesondere wer sich vor mehreren Jahren für einen damals attraktiven "Floater" oder einen billigeren Tarif eines alternativen Anbieters entschieden hat, sollte also einen Wechsel prüfen.
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