Diese Strom- und Gastarife werden jetzt billiger
Haushaltsenergie ist im vergangenen Jahr deutlich teurer geworden. Im Jänner betrug der Anstieg laut der Oesterreichischen Energieagentur (AEA) 41 Prozent (Jahresvergleich). Gas, Fernwärme und Pellets waren etwa doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor (siehe Grafik). Dass die Preissteigerung bei Strom mit 18 Prozent relativ gering ist, liegt demnach an der staatlichen Strompreisbremse.
Dabei sind die Großhandelspreise für Strom und Gas in den letzten Monaten bereits deutlich gesunken. Am Montag kostete eine Megawattstunde Gas am niederländischen Handelsplatz TTF mit 42,5 Euro so wenig wie zuletzt im Sommer 2021. Bei den meisten Konsumentinnen und Konsumenten kommt diese Entwicklung vorläufig aber nicht an. Der KURIER erklärt, welche Tarife jetzt billiger werden.
Floater
Am direktesten schlagen die Großhandelspreise bei Verbrauchern durch, die einen sogenannten "Floater"-Tarif haben. Das bedeutet, dass die Preise, die sie bezahlen, mit der Kursentwicklung an den Strombörsen sinken und fallen, und zwar unabhängig davon, woher der Versorger den Strom bezieht. In der Regel ändert sich der Endkundenpreis dabei monatlich. Bis etwa Mitte 2021 konnte man mit diesen Tarifen viel Geld sparen, als die Preise stiegen, änderte sich das schlagartig. In Folge der durch den russischen Angriffskrieg ausgelösten Energiekrise haben sich die Kosten vervielfacht. Im Vergleich zu den Jahren davor ist das Preisniveau immer noch hoch.
Während Floater in Österreich relativ selten sind, sind sie in anderen europäischen Ländern, etwa in Spanien, weit verbreitet. Das ist mit ein Grund, warum die dortige Regierung deutlich schneller und massiver auf die steigenden Energie-Großhandelspreise reagiert hat.
Neuverträge
Zweitens wirken sich sinkende Großhandelspreise dort aus, wo Versorger versuchen, Kunden zu gewinnen. Die neu angebotenen Verträge werden also billiger, wenn die Großhandelspreise sinken. Allerdings oft in einem geringeren Ausmaß. Denn die Energieversorger müssen Strom und Gas, die sie ihren Kunden verkaufen, ja im Voraus sichern. Dabei handelt es sich oft um langfristige Verträge. Ein Unternehmen, das sich vergangenes Jahr teuer eingedeckt hat, um seine Kunden zu beliefern, hat mutmaßlich kein Interesse, diesen jetzt billig zu verkaufen.
Zur Orientierung: Bei Neuverträgen in der Ost-Region kostet eine Kilowattstunde Gas für Normalverbraucher wie Haushalte derzeit 11 bis 30 Cent. Strom ist mit 32 bis 60 Cent pro Kilowattstunde teurer. Dass Strom immer mindestens doppelt so viel kostet ist wie Gas entspricht übrigens auch den Relationen im Großhandel. Der Hintergrund ist relativ einfach: Gaskraftwerke brauchen etwa zwei Kilowattstunden Gas, um eine Kilowattstunde Strom zu erzeugen. Dazu kommen selbstverständlich noch weitere Kosten, etwa für den Kraftwerksbetrieb und CO2-Zertifikate, deren Preis ebenfalls mit der Nachfrage schwankt. Und aufgrund des Modells der Merit Order prägen die Gaskraftwerke den Strompreis.
Bestehende Verträge
Für viele Kundinnen und Kunden dürfte sich ein Wechsel auf einen neuen Tarif allerdings nicht auszahlen, nämlich insbesondere dann, wenn sie alte Verträge haben. Diese wurden zwar grosso modo ebenfalls teurer, aber nicht im selben Ausmaß wie die Neuverträge. Die Bewegung der Großhandelsmärkte kommen bei den meisten österreichischen Endkunden erst verzögert und um Ausschläge geglättet an. Typischerweise werden sie an einen Durchschnittswert der Preisentwicklung in den letzten zwölf Monaten angepasst. Das bedeutet auch, dass sie erst später wieder billiger werden können.
Ob und in welchem Ausmaß die Preiserhöhungen des vergangenen Jahres gerechtfertigt waren, ist zumindest teilweise umstritten. Das Handelsgericht Wien hat dem etwa bei Österreichs größtem Stromkonzern Verbund kürzlich widersprochen. Wenn das erstinstanzliche Urteil hält (das Unternehmen hat umgehend Rechtsmittel angekündigt, Anm.), könnte das weit reichende Auswirkungen in der Branche haben. Die Vorarlberger Illwerke vkw haben den Gesetzgeber deswegen kürzlich zu einer Klarstellung der Regelung aufgerufen.
Anmerkung: In der ursprünglichen Version des Artikels wurden die angegebenen Energiekosten pro kWh irrtümlich als exklusive Netzkosten angeführt. Es handelt sich dabei aber um auf die einzelne kWh durchgerechnete Gesamtkosten, inkl. Steuern und Netzkosten.
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