6. Juli: Hoffen auf eine diplomatische Lösung

Jahrestage werden gefeiert, in Sarajewo findet eine Konferenz statt.
Erster Weltkrieg. Presse widmet sich auch dem Privatleben des verstorbenen Thronfolgerpaares.

28. Juni bis 28. Juli 2014 – ein Monat, in dem die Weichen für die Urkatastrophe des Jahrhunderts gestellt wurden. Der KURIER erinnert in seiner 31-teiligen Serie daran, was auf den Tag genau vor 100 Jahren geschah. Heute: der 6. Juli 1914, der Tag an dem man auf eine diplomatische Lösung hofft.

"Unsere Deutschmeister in der Herzegowina" titelt die Neue Zeitung anlässlich der Enthüllung eines Gedenksteines zum Jahrestag der Schlacht bei Kolin (1757) in Konjic. Nichts deutet darauf hin, dass die Monarchie bald wankt: Ein fröhliches Wiesenfest findet statt. In Wien ist es heiß. "Sonnenseitig wurden bei direkter Bestrahlung 42,5 C" gemessen, berichtet das Neue Wiener Journal. Das Wetter in Sarajewo ist nicht übermittelt. Dort findet aber eine Konferenz statt. An einen großen Krieg denkt man offenbar kaum – und vertraut auf Diplomatie.

"Keineswegs katastrophal"

6. Juli: Hoffen auf eine diplomatische Lösung
ÖNB 7. Juli 1914
Das Blatt glaubt "dass die Konsequenzen der Tragödie von Sarajewo vom Standpunkt der internationalen Lage keineswegs so katastrophal sein werden, als es im ersten Augenblick den Anschein hatte." Eine bereits sehr reale Konsequenz war aber die Auflösung seiner Militärkanzlei: "Das gesamte Archiv ist versiegelt worden", berichtet die Neue Zeitung.

Ansonsten wendet sich die Berichterstattung dem Privatleben zu. Als Einblicke ins "intime Familienleben" dienen dem Neuen Wiener Journal Briefe der Erzieherin der Kinder des Thronfolgers: "Den größten Teil des Tages verbrachten der Erzherzog und seine Gattin zusammen im Kinderzimmer, wohin sich der Erzherzog auch seinen Schreibtisch bringen ließ."

In der Arbeiterinnenzeitung widmet man sich unter anderem Themen wie der "Errichtung von Stillkrippen in österreichischen Fabriksbetrieben" und dem "Kampf gegen Prostitution". Doch "dem Menschen Franz Ferdinand" bringen sogar die kämpferischen Sozialdemokratinnen "alles menschliche Mitgefühl" entgegen. Denn: "Dass die Ehe des toten Thronfolgers und seiner Gattin ein Liebesbund war, ist wohl nicht zu bezweifeln."

Die große KURIER-Sonderausgabe zum ersten Weltkrieg finden Sie hier.

Was bisher geschah

Tag für Tag können Sie mit dem KURIER ein Stück Geschichte aufleben lassen. Die gesammelten Einträge aus den Monaten Juni/Juli 1914 finden Sie hier in unserem Ticker. Täglich neu.

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