Siege am laufenden Band: Der ÖSV befindet sich im Hoch

ÖSV-Siegerparade: Biathletin Lisa-Theresa Hauser, Riesentorläuferin Julia Scheib und die Nordischen Kombinierer Katharina Gruber und Johannes Lamparter
Im Olympiawinter präsentieren sich die ÖSV-Sportler auf den Pisten und in der Loipe extrem erfolgreich. Nur die Skispringer erleben eine Flaute.

40 Stockerlplätze auf Pisten und Schanzen, in der Loipe und im Eiskanal. Das ist die erfreuliche Bilanz der österreichischen Wintersportler in diesem noch jungen Olympiawinter.

Zweiter Sieg im vierten Saisonrennen: Julia Scheib findet Gefallen am Gewinnen

Zweiter Sieg im vierten Saisonrennen: Julia Scheib findet Gefallen am Gewinnen

  • Was zeichnet die zweifache Saisonsiegerin Julia Scheib aus ?

Die 27-Jährige ist wieder einmal das beste Beispiel dafür, welche befreiende Wirkung so ein erster Weltcupsieg haben kann. Seit ihrem Premierenerfolg beim Saisonauftakt in Sölden fährt Julia Scheib völlig losgelöst, auch der Ausfall im ersten Riesentorlauf in Mont Tremblant konnte die Steirerin nicht aus der Spur bringen.

Der Triumph 24 Stunden später im zweiten Riesentorlauf ist für ÖSV-Alpinchef Christian Mitter sogar noch höher einzuschätzen als der erste Weltcupsieg in Sölden. „Mental war das irrsinnig stark“, lobt Mitter.

Julia Scheib dürfte auf den Geschmack gekommen sein und präsentiert sich – trotz des Ausfalls – gerade als stärkste Riesentorläuferin der Welt. Die Ränge 1, 2 und 1 sprechen Bände.

Stefan Brennsteiner war im ersten Riesentorlauf-Durchgang in Beaver Creek nur mit einem Stock unterwegs

Mit einem Stock fast aufs Stockerl: Stefan Brennsteiner überzeugte im Riesentorlauf in Beaver Creek mit Rang 4

  • Wie kann Stefan Brennsteiner im Riesentorlauf mit einem Stock schneller sein als die meisten Stars?

Weil der Salzburger a) einen der besten Schwünge im Weltcup beherrscht, b) nach seinem ersten Sieg im Weltcup (Copper) nur so vor Selbstvertrauen strotzt und c) in seiner turbulenten Karriere schon mit weit größeren Herausforderungen konfrontiert war als mit einer Fahrt mit einem Stock.

Das wirklich Erstaunliche: Stefan Brennsteiner verlor im ersten Riesentorlauf-Durchgang in Beaver Creek ausgerechnet in jenen Passagen, in denen er einstöckig unterwegs war, am wenigsten Zeit. 

Dass er nach seinem vierten Platz auch am Samstag im Riesentorlauf in Val d’Isère das Trikot des Weltcupleaders tragen darf, ist der verdiente Lohn.

Jan Hörl hat seine Leichtigkeit verloren

Jan Hörl und seine ÖSV-Skispringerkollegen machten in den letzten Wettkämpfen keine gute Figur

  • Was ist mit Österreichs Skispringern los?

Ein 6. und ein 8. Platz in den letzten drei Weltcupspringen – den ÖSV-Überfliegern wurden in Ruka und Wisla gehörig die Flügeln gestutzt

Dieser Absturz kommt dann doch überraschend, immerhin sind die Österreicher vor gut zwei Wochen mit einem Dreifachsieg in die Saison gestartet.

Die Flaute der erfolgsverwöhnten Österreicher verdeutlicht, wie sensibel das Skispringen ist – und nicht zuletzt die Protagonisten selbst. 

Es fehlt die Lockerheit

„Wir wissen, dass wir besser Skispringen können“, sagt Chefcoach Andreas Widhölzl, der ein Sondertraining in Seefeld einschiebt. „Die Lockerheit ist nicht da, da verkopft man dann gern.“

Mag sein, dass es nur ein Zufall ist: Aber mit dem Team ging es bergab, seit sich Stefan Kraft in die Babypause verabschiedet hat. Das unterstreicht die Bedeutung des Routiniers als Integrationsfigur und Stabilitätsfaktor.

Kombiniererin Katharina Gruber feierte bei ihrem siebenten Weltcupstart ihren ersten Weltcupsieg

Kombiniererin Katharina Gruber feierte bei ihrem siebenten Weltcupstart ihren ersten Weltcupsieg

  • Wer ist Senkrechtstarterin Katharina Gruber?

Die 17-jährige Kombiniererin hat mit ihrem historischen Premierensieg in Trondheim sogar ihre Vorgesetzten auf dem falschen Fuß erwischt. 

Selbst ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher, seines Zeichens Weltmeister und Olympiasieger in der Nordischen Kombination, hatte die Oberösterreicherin nicht auf der Sieger-Rechnung. „Das kam für alle völlig überraschend.“

Katharina Gruber hat auf der Karriereleiter mehrere Sprossen auf einmal übersprungen. Das kann es in einer so jungen Sportart wie der Nordischen Kombination der Frauen geben – vor allem mit einer Portion Unbekümmertheit. 

„Ich habe einfach das gemacht, was ich im Training immer mache“, sagt der Teenager.

Doppelt schade, dass die Kombiniererinnen nicht bei den Olympischen Winterspielen mitmachen dürfen.

Johannes Lamparter (re.) gewann in Trondheim vor seinem Teamkollegen Franz-Josef Rehrl

Johannes Lamparter (re.) gewann in Trondheim vor seinem Teamkollegen Franz-Josef Rehrl

  • Regiert bei der Kombination der Herren schon wieder die Langeweile?

Das ist Ansichtssache. Jahrelang hatte Jarl Magnus Riiber (NOR) den Sport dominiert und einen Sieg nach dem anderen eingefahren. 

Nach seinem Rücktritt treten nun die Österreicher in die Fußstapfen der Kombinierer-Legende und gewannen alle bisherigen vier Saisonbewerbe.

Jagd auf Gottwald

Vor allem Johannes Lamparter dürfte so schnell nicht langweilig werden: Der dreifache Saisonsieger hält mittlerweile bei 20 Erfolgen im Weltcup und ist auf dem besten Weg, den großen Felix Gottwald (23 Siege) als Österreichs Nummer 1 abzulösen.

Kombinierer Thomas Rettenegger bejubelte in Trondheim seinen ersten Sieg im Weltcup

Kombinierer Thomas Rettenegger bejubelte in Trondheim seinen ersten Sieg im Weltcup

Der einzige Wermutstropfen der ÖSV-Dominanz in der Kombination: Bei den Olympischen Winterspielen darf Österreich maximal drei Starter stellen – potenzielle Medaillenkandidaten werden zuschauen müssen.

Biathletin Lisa-Theresa Hauser hat nun in allen vier Disziplinen einen Sieg eingefahren

Biathletin Lisa-Theresa Hauser hat nun in allen vier Disziplinen (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) einen Weltcupsieg eingefahren

  • Warum war der 6. Weltcupsieg einer der schönsten in der Karriere von Biathletin Lisa-Theresa Hauser?

Weil die erfahrene Tirolerin eine lange Durststrecke voller Selbstzweifel hinter sich hat und von einigen bereits abgeschrieben wurde. 

Drei Jahre war Lisa-Theresa Hauser diesem Weltcupsieg hinterhergelaufen, „das ist einfach nur wunderschön“, erklärte die 31-Jährige nach dem Erfolg im Verfolgungsrennen in Östersund.

Training mit der Schweiz

Lisa-Theresa Hauser darf sich nun zu jenem erlauchten Kreis der Biathletinnen zählen, die in allen Disziplinen (Einzel, Sprint, Massenstart, Verfolgung) gewonnen haben. 

Der mutige und kostenintensive Schritt der Tirolerin – Hauser trainiert mit dem Schweizer Team – hat sich bezahlt gemacht. Für den Heimweltcup am Wochenende in Hochfilzen war Hausers Sieg die beste Werbung.

ÖSV-Alpinchef Christian Mitter hat die Skiteams zurück in die Erfolgsspur geführt

ÖSV-Alpinchef Christian Mitter hat die Skiteams zurück in die Erfolgsspur geführt

  • Wieso bleibt ÖSV-Alpinchef Christian Mitter in Nordamerika?

Weil der Steirer seine verantwortungsvolle Arbeit nicht als Bürojob interpretiert, sondern ein Mann der Tat ist. 

Christian Mitter betreut in den nächsten Tagen in Nordamerika höchstpersönlich einige ÖSV-Talente, die Rennen der NorAm-Serie bestreiten, um wertvolle Punkte für die Europacupstartliste zu sammeln.

Hohes Standing 

Für diesen Idealismus wird Mitter im Skiteam bei Läufern wie Trainern sehr geschätzt. Nicht wenige verbinden den aktuellen Erfolgslauf mit seiner Person, seinen Ideen und dem neuen Spirit, den der langjährige Coach der Norweger ins Team gebracht hat.

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