Warum ÖSV-Star Lamparter nicht wie Kristoffersen enden möchte

Johannes Lamparter taucht beim Langlauf ordentlich an.
Der nordische Kombinierer Johannes Lamparter ging bei den Winterspielen 2022 in Peking als Topfavorit leer aus. Was der Tiroler unternimmt, um eine weitere Enttäuschung zu vermeiden.

Es hat nichts mit Unhöflichkeit geschweige denn Arroganz zu tun, dass Johannes Lamparter keinem mehr die Hand schüttelt. Der Doppelweltmeister in der Nordischen Kombination begnügt sich seit einiger Zeit mit einem schlichten Kopfnicken oder grüßt mit der Faust. So wie es eben die meisten Ausdauersportler praktizieren.

„Es steht so viel auf dem Spiel. Warum soll ich es herausfordern, dass ich krank werde“, sagt Lamparter. Ein grippaler Infekt zur falschen Zeit könnte ihn weit zurückwerfen oder im schlimmsten Fall die ganze Saison kosten. 

„Wenn man als Ausdauersportler eine Woche krank ist, kann es sein, dass ein Monat Training für die Fische war“, erzählt der 23-jährige Tiroler. „Ich habe dazugelernt. Mit 20 Jahren checkt man gewisse Sachen halt noch nicht so.“

Große Enttäuschung bei den Olympischen Winterspielen 2022

Johannes Lamparter kommen da zwangsläufig seine ersten Olympischen Spiele 2022 in Peking in den Sinn. Als Führender im Gesamtweltcup war er damals nach China gereist, als der norwegische Superstar Jarl Magnus Riiber mit einer Corona-Infektion ausfiel, glaubten einige, Gold läge am Silbertablett. 

Am Ende reiste Lamparter enttäuscht ohne Medaille und mit zwei vierten Plätzen wieder ab. „Alle haben damals gesagt, das wäre meine große Chance. Es war nicht einfach, damit umzugehen. Das soll mir kein zweites Mal passieren. Keiner will bei Olympia zwei Mal Vierter werden.“

Johannes Lamparter hat diese „große Enttäuschung“ für sich mittlerweile als lehrreiche Erfahrung verbucht. Einerseits gilt sein Fokus ganz den Winterspielen von Mailand-Cortina, andererseits hat er sich vorgenommen, dem Saisonhöhepunkt gelassener entgegenzublicken. „Auch wenn ich mit Olympia noch eine Rechnung offen habe, ich gehe viel lockerer in meine zweiten Winterspiele. In Peking habe ich mir selbst viel zu viel Druck gemacht.“

Große Erwartungen an den Doppelweltmeister Lamparter

Die hohen Erwartungen von außen sind für den 23-Jährigen ohnehin nichts Neues. Lamparter war 19, als er in Oberstdorf Doppelweltmeister wurde und kann in seinen jungen Jahren schon 48 Podestplätze im Weltcup – darunter 17 Siege – vorweisen. Logisch, dass er als legitimer Thronfolge des norwegischen Rekord-Kombinierers Jarl Magnus Riiber (11 WM-Goldmedaillen, 78 Weltcupsiege) gilt, der nach der letzten Saison seine Karriere beendet hat.

Johannes Lamparter ist in dieser Hinsicht – siehe die Spiele 2022 in Peking – ein gebranntes Kind und verweist sofort auf den alpinen Skisport. „Marcel Hirscher hat alles gewonnen und oft war Henrik Kristoffersen der Zweite. Jeder hat gesagt, der Henrik ist der Thronfolger, und was ist passiert: Plötzlich haben dann andere Leute angefangen, den Gesamtweltcup zu gewinnen.“

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