Die Nordische Kombination: Eine Sportart am Scheideweg

Nordic Combined World Cup event in Oslo
Die Frauen dürfen 2026 nicht zu Olympia, den Herren wird vom IOC die Rute ins Fenster gestellt. "Wir haben keine Lobby"

Sportler, die sich für die Nordische Kombination entscheiden, sind von Natur aus hart im Nehmen und Widerstände gewohnt. Wer zwei völlig konträre Sportarten wie Skispringen und Langlaufen erfolgreich unter einen Hut bringen muss, der hat die Kämpfernatur verinnerlicht.

Der Wettkampf, den die Kombinierer allerdings gerade bestreiten müssen, bringt sie an die Grenzen. Denn sie rennen gegen massive Widerstände an und kämpfen gegen Vorurteile – und deshalb um die Zukunft ihrer Sportart, die seit 1924 fixer Programmpunkt Olympischer Winterspiele ist.

Harsche Kritik

Knapp ein Jahrhundert später wird nun eine Debatte über die Daseinsberechtigung der Kombination bei Winterspielen geführt. Das Internationale Olympische Comité (IOC) ließ nicht nur die Kombiniererinnen mit ihrem Wunsch auf Aufnahme ins Olympia-Programm eiskalt abblitzen, das Gremium stellte gleich die gesamte Sportart infrage.

Dabei wurde moniert, dass sich seit den Spielen 2014 in Sotschi nur vier Nationen (Norwegen, Deutschland, Österreich, Japan) die Medaillen unter sich ausmachten und Bewerbe der Kombinierer bei Olympia die wenigsten Zuseher anlocken.

SKI SPRUNG: PK ÖSTERREICHISCHER SKIVERBAND (ÖSV): STECHER

ÖSV-Direktor Mario Stecher macht sich Sorgen um die Nordische Kombination

Das IOC erwarte sich bis 2030 „eine signifikante positive Entwicklung“. Etwaige Sanktionen wurden in der Aussendung nicht genannt, aber jedem Kombinierer ist klar, dass das Olympische Feuer für sie zu erlöschen droht. „Das ist eine Absage der Nordischen Kombination auf Raten“, fürchtet ÖSV-Direktor Mario Stecher.

Die Nordische Kombination wird bei den Winterspielen 2026 damit die einzige Sportart sein, in der keine Frauen dabei sind. „Da redet man von Gleichberechtigung, und dann wird das nicht gelebt“, ärgert sich Stecher.

Keine Lobby

Es wäre aber zu billig, den schwarzen Peter nur den IOC-Verantwortlichen in die Schuhe zu schieben. Die FIS, der Heimatverband der Kombinierer, hat sich für die traditionelle Sparte nicht wirklich stark gemacht. „Die Nordische Kombination hat innerhalb der FIS keine Lobby“, sagt Stecher. „Wenn die FIS gewollt hätte, wäre der Olympia-Start der Frauen möglich gewesen.“

Selbst der Rodelweltverband hat es geschafft, 2026 mit dem Damen-Doppelsitzer eine neue Disziplin an den Start zu bringen. Dabei gab es dort – im Gegensatz zur Kombi der Frauen – bisher noch keinen einzigen Weltcup.

So ein Engagement seitens der FIS würden sich auch die Kombinierer wünschen. Der neue Präsident Johan Eliasch gilt freilich als Alpiner. Und dass die Skifirma des Milliardärs (Head) in der Nordischen Kombination nicht vertreten ist, ist sicher nur ein Zufall.

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