Superstar Odermatt: Das Erfolgsgeheimnis des Schweizer Skihelden
Darf man das eigentlich? Gehört sich das überhaupt? Darf man als Österreicher in aller Öffentlichkeit und allen Ernstes behaupten, dass Marco Odermatt ein echter Segen für den Skisport ist?
Aber selbstverständlich.
Denn beim Blick durch die rot-weiß-rote Brille - welche Farbe hat gleich noch mal die eidgenössische Flagge? - muss man nüchtern festhalten: Dieser Marco Odermatt, der gerade zum dritten Mal in Folge den Gesamtweltcup gewinnt, beherrscht und belebt den Skisport nach Belieben.
Es sagt viel über Marco Odermatt aus, dass er seinen Status als unumschränkter Krösus des Skisports gerade klein redet.
Der smarte Schweizer verweist auf die Verletzungen seiner Kollegen Marco Schwarz und Aleksander Aamodt Kilde, die er selbst niemals als Konkurrenten bezeichnen würde. Er bleibt am Boden, obwohl er seit Jahren seinen Hauptwohnsitz auf Wolke sieben hat.
Zum dritten Mal in Folge gewinnt Marco Odermatt nun die große Kristallkugel und ist die Nummer 1 im Skisport. Angesichts der Dominanz und Souveränität des 26-Jährigen drängen sich zwangsläufig Vergleiche mit früheren Superstars des Skisports auf.
Ein Rennen der historischen Skilegenden hätte seinen Reiz: Wäre ein Toni Sailer den Stars von heute um die Ohren gefahren? Hätte Marco Odermatt zu anderen Zeiten und mit anderem Material auch diese Dominanz? Wäre Karl Schranz Olympiasieger?
"Odermatt ist ein Künstler"
Bernhard Russi verfolgt den Skisport seit mehr als einem halben Jahrhundert. Kaum einer ist so tief in diesem Sport verankert, wie der Schweizer, der 1972 in Sapporo Olympia-Gold gewann und seit Jahrzehnten als Pistendesigner bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen die Abfahrtsstrecken kreiert.
Bernhard Russi wagte im Laufe der Saison schon den Vergleich. In seinen Augen würde Marco Odermatt den meisten Ski-Legenden früherer Zeiten um die Ohren fahren.
In einem Interview mit dem Schweizer Blick sieht Bernhard Russi den aktuellen Ski-Hero Marco Odermatt etwa eine Stufe über Hermann Maier. "Wenn man sie gegeneinander fahren lassen könnte, dann würde Marco Odermatt das Duell entscheiden."
Die Begründung von Bernhard Russi: "Hermann Maier war für mich die größere Maschine. Marco Odermatt ist ein Künstler."
Viele Erfolgsfaktoren
Tatsächlich sieht das Skifahren bei Marco Odermatt so spielerisch aus. Wenn der 26-Jährige ein Rennen bestreitet, dann wirkt es, als wäre es die einfachste Nebensache der Welt.
Was zeichnet diesen Marco Odermatt nun aus? Warum dominiert er den Skisport? Was unterscheidet den 26-jährigen Schweizer vom Rest der Welt?
- Die Technik
Gibt es den Berg, der Marco Odermatt in die Knie zwingen könnte? Existiert eine Piste, die den Schweizer aus der Spur bringen kann?
Der 26-Jährige beherrscht die Skier und sein Handwerk dermaßen, dass er sich kaum einmal echte Blöße leistet. Natürlich unterlaufen auch einem Marco Odermatt Fehler, aber sie werfen ihn nicht aus der Bahn. Der letzte Ausfall ist drei Jahre her.
- Die Nervenstärke
Marco Odermatt hat die Gabe, am Tag X sein Können abzurufen. Der Druck, der auf dem Lokalmatador in den letzten Jahren bei den Heimrennen in Wengen und Adelboden lastete, war unermesslich. Odermatt erfüllte die Erwartungen nicht nur, er zelebrierte seine Weltcupsiege vor eigenem Publikum.
- Die Fitness
Der Ski-Weltcup erlebt in diesem Winter eine Verletzungsmisere wie selten zuvor. Von Petra Vlhova bis Marco Schwarz, von Mikaela Shiffrin bis Alexis Pinturault - diesmal erwischte es vor allem die Superstars.
Marco Odermatt blieb in seiner Karriere bislang von schweren Verletzungen verschont. Das liegt an seiner Technik und seinem Fahrstil, aber auch an der Fitness des 26-Jährigen, der sich trotz des Mammut-Programms mit drei Disziplinen keine Schwäche erlaubt.
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