ÖSV-Star Schwarz: "Die Skiwelt wird mich nicht so schnell vergessen"
Im Normalfall würde er selbst oben am Start der Planai stehen und wäre wohl einer der Favoriten des Rennens. Marco Schwarz, der Sieger des Nightrace von 2021, muss heute als Zuseher in Schladming mitfiebern. Zumindest beim ersten Durchgang. Danach geht’s nachhause, „weil das lange Stehen nicht gut ist für das Knie“, sagt Schwarz. Er wirkt gefasst, fokussiert, fast stoisch.
28 Tage sind vergangen, seit der Kärntner sich am 28. Dezember in Bormio bei diesem missglückten Linksschwung das Kreuzband im rechten Knie gerissen hat. Seither hat sich der bis dato größte Saisonkonkurrent von Marco Odermatt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und vollen Fokus auf die Therapie gelegt – zunächst im Olympiazentrum Kärnten, derzeit in Innsbruck.
Marco Schwarz bei Pressekonferenz
„Mir wird nicht fad“
Aus der Herausforderung Gesamtweltcup wurde die Challenge Gesundwerden. Aber mit großen Aufgaben kennt sich der stets professionell auftretende 28-Jährige ja aus.
Alle Disziplinen fuhr der letzte verbliebene Allrounder im Weltcup heuer. Noch einmal wiederholt er, dass das dichte Programm des Ski-Winters bei ihm nicht – wie von manchen vermutet – zur Verletzung geführt habe. „Ich war mental und körperlich voll da. Es waren andere Umstände, die dazu geführt haben.“ Dass sich auch Fahrer wie Alexis Pinturault oder Aleksander Aamodt Kilde verletzten, habe wiederum seine eigenen Gründe.
TV-Dokumentation über das Comeback von Marco Schwarz
Jetzt gilt der volle Fokus des Kärntners seinem Comeback. Dabei begleitet ihn auch ein Filmteam, wie ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer verriet. Im Hintergrund wird an einer TV-Doku gearbeitet.
Es gehe ihm „den Umständen entsprechend sehr gut, er sei durch die Reha voll ausgelastet. „Mir wird nicht fad.“ Der neue Tagesablauf von Marco Schwarz: Fünf bis sechs Einheiten Therapie am Tag, teils im Wasserbecken. Nebenbei trainiert er das gesunde Bein, Oberkörper und Rumpf. In drei Wochen darf er die Krücken in die Ecke stellen und das Bein belasten. „Dann beginnt erst die richtig harte Arbeit“, weiß Schwarz spätestens nach seinem ersten Kreuzbandriss im Februar 2019. Dann gilt es, den Muskel wieder aufzubauen. „Es ist brutal, wie schnell der Muskel zurückgeht. Man arbeitet über Jahre darauf hin, dass man g’scheite Oberschenkel hat, und nach zwei Wochen ist das wieder dahin.“
Im sportlichen und medialen Fokus ist jetzt mit Manuel Feller ein anderer ÖSV-Läufer: „Das, was der Manu derzeit abliefert, ist schon beeindruckend“, lobt der Kollege. Er steht in regelmäßigem Kontakt zum Team. In Kitzbühel und Schladming war man gemeinsam essen. „Der Rest der Skiwelt wird mich auch nicht so schnell vergessen“, sagt Schwarz.
Fernsehen als Herausforderung
Aber das mit dem passiven Zuschauen, das ist so eine Sache. Eine „gute Herausforderung“ sei es schon, die Rennen im TV zu sehen. „Das Zuschauen macht keinen Spaß“, sagt er, aber es sei interessant, einmal die andere Perspektive zu sehen. Denn dem Zuseher Schwarz fallen andere Dinge auf als dem Rennläufer, der die anderen Fahrer nicht beobachtet, „weil ich mich auf mein eigenes Programm konzentriere. Jetzt habe ich gezwungenermaßen die Zeit dafür“.
Der Schnee, die Zeit am Berg, das Trainings- und Renngeschehen – all das fehle ihm. „Natürlich vermisse ich das brutal. Speziell Kitzbühel bei Kaiserwetter und die Schweizrennen. Aber da muss man durch. Das alles hebe ich mir fürs nächste Jahr auf.“
Wann er wieder auf Schnee stehen bzw. ins Renngeschehen zurückkommen wird, möchte Marco Schwarz nicht festlegen. „Ich werde mir die Zeit geben und das vernünftig aufbauen.“ Er habe viel Erfahrung und Geduld durch den ersten Kreuzbandriss. Allerdings sei die Verletzung jetzt anders, weil ein Knorpelschaden dazukam.
„Wenn ich bereit bin, werde ich das wieder in Angriff nehmen“, sagt Schwarz überzeugt.
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