Slalom-Hoch & Abfahrtskrise: Die Tops und Flops der Weltcup-Saison
In Saalbach-Hinterglemm, dem WM-Ort von 2025, endete am Sonntag ein Weltcup-Winter, der ganz im Zeichen der Absagen und Verletzungen stand. Der KURIER zieht Bilanz und präsentiert die Tops und Flops der Saison.
Die Tops:
+ Manuel Feller
Es dürfte niemanden geben, der dem Entertainer und Original die Slalom-Kugel nicht vergönnt. Mit 31 Jahren ist Manuel Feller endlich am Ziel seiner Träume angelangt. Seit Marcel Hirscher hat kein Läufer im Slalom so eindrückliche Spuren hinterlassen wie der vierfache Saisonsieger.
+ Schweiz
Als österreichischer Skifan kann man angesichts der eidgenössischen Erfolge zum Neidgenossen werden. Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami waren die großen Abräumer und gewannen zusammen sieben von zehn Kristallkugeln. Ein Statement von Vincent Kriechmayr spricht Bände: „Wir haben einiges verschlafen.“
+ Cornelia Hütter
Die Steirerin schnappte sich eine kleine Kristallkugel, die schon für Lara Gut-Behrami reserviert war. Der späte Triumph im Abfahrtsweltcup ist der verdiente Lohn für die Zähigkeit, die Hütter nach all ihren Kreuzbandrissen und körperlichen Beschwerden an den Tag gelegt hat.
+ Cyprien Sarrazin
Über den letzten Sommer ist der einstige Bruchpilot zu einem seriösen Speedläufer gereift, der statt spektakulären Stürzen nun famose Siegesfahrten präsentiert. Sein Auftritt beim Triumph in der zweiten Hahnenkammabfahrt war legendär, genauso wie der Jubel auf der Werbebande. Der Entertainer aus Frankreich ist der Aufsteiger des Winters.
+ Marco Schwarz
Es sind alles nur Milchmädchenrechnungen und alpine Hypothesen: Aber dieser Marco Schwarz wäre wohl in der Lage gewesen, Superstar Marco Odermatt die Kante zu zeigen. Als sich der Kärntner in Bormio die schwere Knieverletzung zuzog, führte er den Gesamtweltcup an – es ist keine mutige Prognose, aber der letzte echte Allrounder im Weltcup wird sich noch einmal die große Kristallkugel sichern.
+ Lucas Braathen
Nach seinem spontanen Rücktritt 48 Stunden vor dem ersten Saisonrennen, ausgelöst durch Differenzen mit dem norwegischen Verband, meldete sich der Technikspezialist vor wenigen Wochen zurück.
Lucas Pinheiro Braathen wird fortan für Brasilien, dem Heimatland seiner Mutter, an den Start gehen. Dem Skisport kann gar nichts Besseres passieren, der 23-Jährige hat das Zeug zum alpinen Popstar und wird wohl auch brasilianische Sportreporter zum Weltcup locken.
Die Flops
- Weltcupkalender
Mag ja stimmen, dass Bilder von einer Abfahrt am Fuße des berühmten Matterhorns die perfekte Einstimmung für den Skiwinter sind. Nur dann sollten die Rennen auch stattfinden. Zum zweiten Mal in Folge entpuppte sich die Idee der grenzüberschreitenden Abfahrt als Flop. Die FIS reagierte auf die Pleitenserie und legte die Gletscher-Abfahrt auf Eis. In der nächsten Saison finden in Zermatt/Cervinia keine alpinen Weltcup-Rennen statt. Immer mehr Läufer hatten sich gegen den frühen Termin am Gletscher ausgesprochen.
- Riesentorlauf-Frauen
Der letzte Weltcupsieg einer Österreicherin? 2016. Die letzte ÖSV-Läuferin auf einem Weltcup-Podest? 2019. Der Riesentorlauf ist seit Jahren eine Riesenbaustelle, in Jasna kam zuletzt keine Österreicherin in die Wertung. Für einen Skiverband, der einen dermaßen großen Aufwand betreibt wie der ÖSV, ist diese Bilanz erbärmlich.
- ÖSV-Abfahrtsherren
Nur ein Podestplatz in acht Saisonrennen – Österreichs Abfahrer kassierten in diesem Winter eine ordentliche Abfuhr. Teamleader Vincent Kriechmayr wirkte über weite Strecken der Saison unlocker und unzufrieden und haderte ständig mit sich.
Und ist Österreichs Nummer 1 nicht in Form, dann sieht es für den ÖSV in der Abfahrt trotz der positiven Entwicklung von Stefan Babinsky düster aus. Nur diese beiden Österreicher landeten im Abfahrtsweltcup in den Top 20. Der angezählte Abfahrtstrainer Sepp Brunner bleibt trotzdem im Amt – vor allem auch deshalb, weil es an personellen Alternativen fehlt.
- Verletzungsmisere
Es waren fürwahr nicht mehr Verletzte als in den vergangenen Saisonen, aber dafür landeten prominentere Sportler auf dem OP-Tisch. Von Vlhova bis Schwarz, von Goggia bis Kilde – die Verletzungsmisere raubte dem Winter die Spannung.
- Katharina Liensberger
So verheißungsvoll der Start mit Rang drei im Slalom von Levi war, so ernüchternd verlief danach die Saison für die Vorarlbergerin. Liensberger kam nie richtig auf Touren und nie mehr in die Top 5. Von der Katharina Liensberger, die 2021 den Slalomweltcup gewann und Doppelweltmeisterin wurde, ist die bald 27-Jährige weit entfernt.
- Henrik Kristoffersen
Dem Norweger gelang erstmals in einer Saison kein Weltcupsieg. Drei Podestplätze sind die magere Ausbeute des erfolgsverwöhnten Slalom-Weltmeisters. Den einzigen Sieg auf dem Hirscher-Ski Van Deer fuhr Teamkollege Timon Haugan in Saalbach-Hinterglemm ein.
- Johan Eliasch
Es gibt da ja diesen alten Volksmund: Was Hänschen nicht lernt, lernt Johan nimmermehr. Der britisch-schwedische Multimilliardär ist als FIS-Präsident bislang den Beweis schuldig geblieben, dass er den Skisport in eine neue Ära führen kann. Die Kritik an Johan Eliasch ist inzwischen dermaßen groß, dass es wohl nur mehr einen Ausweg aus diesem riesigen Missverständnis geben kann: Den Rücktritt.
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