Braathen ist zurück: Brasilien sorgt für Ramba-Samba auf Skiern

Bunter Vogel: Lucas Pinheiro Braathen
Es war klar, dass Lucas Pinheiro Braathen jetzt nicht im schnöden Trainingsanzug auftauchen würde. Wahrscheinlich würde er zwar auch darin cool aussehen, aber Braathen liebt nun einmal das Ausgefallene und Extravagante. Also holte er eine Art Männer-Rock aus dem Kleiderschrank, kombiniert mit einem grünen Filzjäckchen und einer viel zu groß geratenen weißen Haube – unmöglich, dass ein Hermann Maier so was angezogen hätte, aber zu Lucas Pinheiro Braathen, diesem bunten Vogel und lustigen Gesellen passt dieses Outfit perfekt an diesem Freudentag.

Braathen kam in seiner eigenen Mode
Seinem ganz persönlichen Freudentag. Und einem Freudentag für den gesamten Skisport. Denn der Weltcup hat seinen Popstar zurück, nachdem der Slalom-Weltcupsieger der Saison 2022/’23 im vergangenen Herbst wegen Unstimmigkeiten mit dem norwegischen Verband im Alter von nur 23 Jahren seine Karriere beendet hatte.
Braathen fand auf einer Insel die Liebe zum Sport zurück
Mit dem ersten Wort machte Braathen am Donnerstag ein für alle Mal klar, für welches Land sein Herz wirklich schlägt. Der gebürtige Norweger schnappte sich das Mikrofon und redete auf Portugiesisch drauf los. Der Skistar weiß, was sich gehört. Sein spektakulärer Auftritt im Salzburger Hangar 7 wird live nach Brasilien übertragen. „Ich kehre zurück nach Brasilien. Dort habe ich meine Leidenschaft für den Sport entwickelt“, verkündete der Sohn einer Brasilianerin.
Nach seinem spontanen Rücktritt 48 Stunden vor dem Weltcupauftakt in Sölden war Lucas Pinheiro Braathen in Brasilien untergetaucht. Er hat den Skisport hinter sich gelassen und seine Wohnung in Oslo vermietet und lebte auf einer Insel bei São Paulo. Während dieser Auszeit wurde ihm bewusst, wie sehr in ihm das Feuer für das Skifahren brennt. „Es war schwierig, die Rennen anzusehen und nicht Teil der Show sein zu dürfen. Denn Skifahren bereitet mir die meiste Freude.“

Lucas Braathen und Brasiliens Ski-Präsident Anders Petterson
Diese Leidenschaft ist dem Brasilo-Norweger auch deutlich anzumerken. Wenn Braathen von den Emotionen redet, die das Skifahren in ihm auslöst, dann spricht er gerne vom Tanzen und davon, dass er mit den Brett’ln und auf der Piste seine Kreativität ausleben kann. „Ich wollte meinen Träumen eine neue Chance geben und der sein, der ich bin.“
Seine Rückkehr ist ein Segen für den Skisport
Für den Skisport ist die Rückkehr von Lucas Pinheiro Braathen ein Segen. Gerade nach einer Saison, wie dieser, die wegen der vielen Verletzungen und Absagen, so prickelnd war wie stilles Mineralwasser. Da kommt dieser schrille und grelle 23-Jährige gerade recht. „Wir sind Entertainer“, sagt Braathen und geht mit gutem Beispiel voran.
Im Gegensatz zu etlichen anderen Läufern endet sein Horizont nicht am Pistenrand. Lucas Braathen ist Discjockey und Designer, er trat bei der Fashionweek auf, trainierte Kinder und spricht offen Themen wie Depression, Hass im Netz oder Homosexualität an. „Ich will die Kids inspirieren.“
Brasilien greift nach dem WM-Titel
Dass er fortan als Brasilianer unterwegs ist, wird seine ohnehin bereits riesige Fanschar noch größer machen. „Ein Role-Model“, sei dieser Lucas Pinheiro Braathen, sagt der Präsident des brasilianischen Skiverbandes, der leider nicht Schröcksinho heißt, sondern Anders Pettersson. Mit Freude vernahm er die großen Ziele seines Schützlings. „Mit der brasilianischen Flagge zur WM zu kommen, das macht mich stolz.“
Und es ist wohl keine kühne Prognose: Ehe die Seleção den nächsten Fußball-WM-Titel feiert, wird Brasilien erstmals eine Goldmedaille im Skisport bejubeln.
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