Bunte Nägel, schnelle Schwünge: Das ist der neue Popstar des Skisports

SKI-ITA-ALPINE-WORLD-MEN-GIANT SLALOM
Der Sohn einer Brasilianerin und eines Norwegers ist wohltuend anders und begeistert mit seiner Art das Publikum.

Es wird wohl nicht mehr lange dauern, dann werden die ersten brasilianischen Sportreporter über den Skiweltcup hereinfallen und ihren Landsleuten von fernen Welten wie dem Chuenisbärgli oder den Ganslerhang berichten. Wenn schon auf die Seleção bei der WM in Katar kein Verlass war, im Skisport ist Brasilien neuerdings am Ball: Lucas Pinheiro Braathen sei Dank.

Der Sohn einer Brasilianerin und eines Norwegers lässt die Menschen am Fuße des Zuckerhuts zwar noch nicht Samba tanzen, aber mit jedem Sieg steigt der Bekanntheitsgrad des 22-Jährigen in seiner zweiten Heimat.

FIS Ski World Cup - Men's Giant Slalom

Zumal der Gewinner des gestrigen Riesentorlaufs in Alta Badia nicht nur auf der Piste glänzt. Dieser Lucas Pinheiro Braathen, einige haben ihm bereits den Künstlernamen Braathino gegeben, gefällt sich auch in der Rolle des Entertainers und Rebellen, dem es ein Anliegen ist, ein wenig Farbe in den mitunter blassen Skisport zu bringen.

SKI-ITA-ALPINE-WORLD-MEN-GIANT SLALOM

„Im Sport lebt man nach sehr strikten Regeln, dort ist es eher konservativ. Ich will aber meine Kreativität ausleben“, sagt Braathen. Die bunten Fingernägel sind genauso sein Markenzeichen wie seine schrägen modischen Outfits. „Nicht jedem Trainer gefallen meine Fingernägel, aber am Ende geht es nur um meinen Erfolg.“

Und Lucas Braathen fährt ja nicht einfach nur Siege ein, er gewinnt mit seiner Art auch die Herzen der Fans. Im Zielstadion in Alta Badia war das Gekreische bei den Läufen des 22-Jährigen am lautesten, es ist unüberhörbar, dass der vierfache Weltcupsieger vor allem beim jungen Publikum ankommt.

Wenn der Schweizer Marco Odermatt der smarte Ausnahmekönner im Weltcup ist, und der Norweger Aleksander Aamodt Kilde das sympathische Kraftpaket, so ist Lucas Braathen gerade der Popstar des Skisports. „Er ist ein Segen“, sagt Christian Mitter.

Der steirische Coach der norwegischen Ski-Herren hatte mehr Grund zum Jubeln als seine Landsleute: Marco Schwarz schaffte es als einziger ÖSV-Läufer in die Top Ten, stellte als Sechster immerhin aber sein bestes Weltcup-Ergebnis im Riesentorlauf ein.

Wie eine Droge

Auf der Gran-Risa-Piste Lucas Braathen seinen Landsmann Henrik Kristoffersen in den Schatten und vereitelte um zwei Hundertstelsekunden den ersten Weltcupsieg von Alta-Badia-Rekordgewinner Marcel Hirscher (acht Siege) in seiner neuen Karriere als Skiproduzent.

Geht es nach Braathen, dann soll es am Montag im zweiten Riesentorlauf in Alta Badia in dieser Tonart weitergehen. „Das Siegen ist wie eine Droge. Man will immer mehr“, erklärte der 22-Jährige.

Kommentare