Lara Gut-Behrami müsste also höchste Beliebtheitswerte haben und den Menschen unter die Haut gehen, aber die Realität sieht erstaunlicherweise anders aus. Die Beziehung der Schweizer zu ihrem Skistar ist kompliziert, um nicht zu sagen: erkaltet. Oder wie Ski-Legende Bernhard Russi im "Blick" sagt: „Lara Gut-Behrami ist zusammen mit Mikaela Shiffrin die beste Skifahrerin der Welt – ich finde, sie müsste mehr für ihren Sport tun. Sie fuhr selten so gut Ski wie jetzt. Aber im Psychischen und in ihrem Verhalten ist sie in alte Sünden zurückgefallen.“
Die Schweizer nehmen es Lara Gut-Behrami übel, dass sich sie im Gegensatz zu anderen Skistars äußerst reserviert präsentiert und öffentliche Auftritte meidet. Als sie zuletzt in ihrer Heimat zur Sportlerin des Jahres 2023 gewählt wurde, schwänzte Gut-Behrami die Gala und ließ sich nur zuschalten und gab sich missmutig. „Du musst eine andere Visage zeigen, auch wenn die Freude nicht aus dem Innern kommt“, schimpft Bernhard Russi.
Lara Gut-Behrami hat sich damit abgefunden, dass sie in ihrer Heimat keine Beliebtheitspreise mehr gewinnen wird. Nicht von ungefähr hat sie der Schweiz den Rücken gekehrt und lebt inzwischen in Italien. Mit 32 Jahren ist sie mit sich im Reinen, wie sie am Sonntag beim Weltcupfinale in Saalbach-Hinterglemm erklärte, wo sie offen wie selten zuvor über ihre harten Jahre als Jungstar erzählte.
Die Jugend blieb auf der Rennstrecke
„Ich hatte damals das Gefühl, dass ich immer nur abliefern sollte. Ich konnte nicht richtig erwachsen werden, weil ich mich immer nur mit dem Skisport beschäftigt habe“, sagt die 32-Jährige.
In dieser Zeit ist einiges auf der Strecke geblieben und zu kurz gekommen. „Früher habe ich gedacht, ich existiere nur über meine Siege. Ich wusste selbst nicht, was für ein Mensch ich bin. Sportlerin zu sein hatte Priorität, Lara als Mensch nicht“, sagt Lara Gut-Behrami. „Es kommt mir fast vor, als hätte ich zwei verschiedene Leben gelebt.“
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