Rapid erleichtert, aber: "Das darf nicht unser Anspruch sein"

FUSSBALL/ADMIRAL BUNDESLIGA/MEISTERGRUPPE/10. RUNDE: SK AUSTRIA KLAGENFURT - SK RAPID WIEN
Während Rapid sich über Platz vier und das Europacup-Fixticket nicht richtig freuen kann, hat die Austria Wut im Bauch.

Für Rapid hat eine weitgehend verkorkste Saison einen bezeichnenden Abschluss gefunden. Durch die 1:2-Niederlage bei Austria Klagenfurt wären die Hütteldorfer fast noch vom vierten Platz auf Rang fünf und damit ins Europacup-Play-off abgerutscht, nur die Salzburger Schützenhilfe verhinderte eine Urlaubs-Verschiebung. „Im Endeffekt können wir zehn Kreuze zum Himmel machen, dass wir noch den vierten Platz gerettet haben“, resümierte Rechtsverteidiger Thorsten Schick.

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Rapid steigt nun erst am 10. August in den Europacup ein. Zwei Runden gilt es in der Conference-League-Qualifikation zu überstehen, um in die Gruppenphase zu kommen. Mit einer Leistung wie in Klagenfurt wird das nicht gelingen. Trainer Zoran Barisic beschwichtigte im Sky-Interview: „Wir wissen, was zu tun ist, was die nächsten Steps sind.“

Der Wiener gestand, aufgrund des Auftritts am Wörthersee enttäuscht zu sein. „Aber es herrscht auch riesengroße Erleichterung, weil wir unser erklärtes Ziel, den vierten Platz, erreicht haben. Wenn du nach 32 Runden Vierter bist, hast du es auch verdient.“ Bis zum Trainingsstart am 25. Juni sollen die Akkus aufgeladen werden. „Jetzt ist es wichtig für alle, in den Urlaub zu gehen, das System runterzufahren und dann mit der nötigen Energie in die neue Saison reinzugehen“, erklärte Barisic.

Sein Kapitän wird die ausstehenden Europacup-Play-off-Partien mit besonderem Interesse verfolgen. Guido Burgstaller führt die Torschützenliste mit 21 Treffern an, könnte aber noch von Haris Tabakovic (Austria/17) und Tai Baribo WAC/16) eingeholt werden - die Duelle um den letzten Europacup-Platz werden nämlich im Kampf um die Torjäger-Krone dazugezählt. „Das hat nichts mit Fairness zu tun, wenn einer mehr Spiele hat als der andere“, kritisierte der Kärntner auf Sky.

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Verärgert zeigte sich Burgstaller auch über die eigene Mannschaft. „Den Charaktertest haben wir heute eindeutig verloren. Ich freue mich keine Sekunde, dass wir Vierter geworden sind. Das war fußballerisch und von der Leidenschaft her viel zu wenig, so etwas darf uns einfach nicht passieren“, schimpfte der Ex-ÖFB-Internationale.
Auch Schick gab sich selbstkritisch. „Wir können uns mit dem vierten Platz glücklich schätzen. Das darf nicht unser Anspruch für die Zukunft sein, aber in dieser Saison war es das absolute Maximum.“

Rapid wartet bereits seit dem Gewinn der Meisterschaft 2008 auf einen Titel. Um diese Misserfolgsserie schnellstmöglich zu beenden, soll es wie schon im vergangenen Sommer einige Neuerungen im Kader geben. Fixer Neuzugang ist bisher nur Stürmer Fally Mayulu von Blau Weiß Linz, weitere Verpflichtungen dürften bis zum Trainingsauftakt in drei Wochen folgen.

Wut im Bauch

Anders ist die Gefühlslage beim Stadtrivalen. Letztlich sind es nur Zentimeter gewesen, die der Wiener Austria zum vorzeitigen Urlaub gefehlt haben. So aber musste sich die Truppe von Trainer Michael Wimmer am Samstag mit einem 1:1 gegen Meister Salzburg und damit Platz fünf zufrieden geben. Der zwingt die Austria in Hin- und Rückspiel ins Europacup-Play-off. Wimmer gab sich kämpferisch. „Jetzt sitzen wir eben zweimal nach und schaffen es auf diesem Weg“, sagte der Deutsche.

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Am Montag (19.00 Uhr) wird zwischen dem WAC und Aufsteiger Austria Lustenau jenes Team ermittelt, gegen das die Austria dann am Donnerstag (17.00/auswärts) und Sonntag (17.00/heim) um den Startplatz in der 2. Runde der Qualifikation zur Conference League (27. Juli und 3. August) kämpft.

Dabei hatte man in einem dramatischen Finish sogar noch die Chance, das in Klagenfurt unterlegene Rapid von Platz vier zu verdrängen. Der Ausgleich durch „Joker“ Andreas Gruber (90.) und eine siebenminütige Schlussphase ließen die Stimmung in der mit 13.593 Zuschauern gut gefüllten Arena förmlich hochkochen. Dass Frühjahrsgoalgetter Haris Tabakovic in der Schlussminute beim Matchball an Salzburg-Goalie Philipp Köhn scheiterte, war „sehr bitter“, wie Kapitän Manfred Fischer betonte, ließ Wimmer aber nicht grollen. „Haris hat schon so viele Bretter gemacht ... da mach ich ihm keinen Vorwurf“, meinte er im Hinblick auf die 17 Saisontore des Schweizers. Er könnte den Führenden in der Torschützenliste, Rapids Guido Burgstaller, noch einholen, müsste im Play-off aber noch viermal treffen.

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Der 42-Jährige war im Moment der Enttäuschung um sofortige Fokussierung auf die Zukunft bemüht, sprach der versammelten Mannschaft gleich nach Abpfiff Mut zu. „Ich muss der Mannschaft ein Kompliment für den Auftritt machen“, erklärte er danach. Im Gegensatz zu vielen Spielen in der zweiten Saisonphase drehte man sich gegen den Meister diesmal nicht selbst den Strick. Mit allem war Wimmer freilich nicht zufrieden. Gerade in der ersten Hälfte, in der Sekou Koita per Elfer (30.) die Gäste in Führung schoss, vermisste er „die eigene Zielstrebigkeit mit dem Ball. Das haben wir dann angesprochen, es hat aber leider nicht gereicht.“

Gruber sah die Gründe für Platz fünf nicht im Remis gegen Salzburg. „Wir haben es nicht in diesem Spiel verloren, sondern wir haben generell es nicht leicht gehabt in der Meistergruppe“, meinte der Steirer, dessen Truppe dort nur ein Sieg in zehn Spielen gelang. „Wir haben super Spiele abgeliefert und es dann leicht hergeschenkt. Vor allem in den ersten vier Spielen.“ Der Offensivmann blickte der näheren Zukunft aber mit Zuversicht entgegen. „Wir haben im Winter einen neuen Trainer bekommen, man sieht die Spielidee. Es ist eine Lernphase für uns. Wir müssen das abstellen, dass wir einige leichte Fehler weniger machen, dann schaut es nächste Saison schon besser aus.“

Einen Wunschgegner wollten weder Wimmer noch Gruber benennen, die Aufgabe werde „sicher nicht leicht“, meinte Letzterer. „Es gibt da nicht wirklich schwächere Gegner. Der WAC könnte locker oben mitspielen, und Lustenau hat gezeigt, dass sie erfrischenden Fußball spielen und konterstark sind“, stellte Gruber fest. Fischer ließ wie gewohnt aber keinen Zweifel an den Ambitionen seiner Elf aufkommen: „Wenn wir so auftreten, dann wird der Gegner, wer es auch ist, keine Möglichkeit haben, das Spiel zu gewinnen.“

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