148:2. Solch ein Ergebnis würden sich die Austria-Fans Woche für Woche gerne wünschen. Kurt Gollowitzer wurde mit eben diesem Resultat am Montagabend bei der violetten Generalversammlung zum neuen Präsident der Wiener Austria und zum Nachfolger von Frank Hensel gewählt.
Auf den 50-jährigen Geschäftsführer der Wienholding warten herausfordernde vier Jahre Amtszeit. Der KURIER sprach mit dem neuen Präsidenten.
Herr Präsident, Gratulation zur Wahl. Ist damit ein Bubentraum in Erfüllung gegangen?
Kurt Gollowitzer: Ich habe von der Austria immer geträumt, aber es war nie in meinem Kopf, dass ich einmal Präsident werde. In frühen Zeiten hätte ich eher geträumt, dass ich für die Violetten auf dem Rasen als Spieler im Einsatz bin. Es ist eine sehr ehrenvolle Aufgabe, es wird sicher eine spannende Zeit.
Seit wann genau sind Sie Austrianer?
Ich war noch nie was anderes. Ich bin violett auf die Welt gekommen, mein erstes Spiel war ein Derby, das die Austria gewonnen hat – und es war um mich geschehen.
Ich bin ein kommunikativer Mensch. Ich werde mit den Mitgliedern und den Fans kommunizieren, auch die Öffentlichkeitsarbeit ist mir wichtig, damit wir eine wertschätzendes Verhältnis haben. Es ist ein Geben und Nehmen.
Was muss ein Vereinspräsident generell mitbringen?
Ich bin ein Teamplayer, aber auch jemand, der gerne vorangeht und Entscheidungen trifft. Wichtig ist auch, ein gutes Netzwerk zu haben.
Ist Netzwerken die präsidiale Aufgabe schlechthin?
Natürlich. Ein Präsident muss aber auch repräsentieren. Wir haben immer mehr und verschiedene Stakeholder im Verein, die unterschiedliche Zugänge haben. Meine Aufgabe wird sein, das große Ganze im Blick zu haben und alle auf den Weg einzuschwören. Wir wollen uns wirtschaftlich stabilisieren und sportlich erfolgreich sein.
Sie werden Moderator sein, damit endlich Ruhe einkehrt in die gewohnt unruhigen Gremien?
Auch mein Vorgänger hat versucht, dieses Thema anzugehen, das werde ich auf meine Weise fortführen. Wir müssen schauen, dass wir schnelle Entscheidungen treffen können.
Geht das überhaupt mit dem aufgeblähten Apparat?
Ich glaube, dass es möglich ist, rein rechtlich auf jeden Fall. Bei der AG entscheidet der Vorstand und der Aufsichtsrat, im Verein der Verwaltungsrat. Raschere Entscheidungen als bisher werden möglich sein, auch wenn man es nicht jedem einzelnen Recht machen kann.
Wird mit Ihnen die politische Nähe zur Stadt Wien intensiviert? Benötigt die Austria diese Kanäle nicht dringender als bisher?
Wenn ich ins Stadion gehe, dann ist die Austria schon seit langer Zeit ein Ort der Wirtschaft und der Politik, und zwar aller Couleurs.
Ist Ihnen das wichtig? Es zieht sich ja ein roter Faden durch die Violetten.
Ja, das halte ich für ganz wichtig, dass alle Farben vertreten sind. So soll es sein. Politik soll im Fußball keinen Platz haben, aber es ist wichtig, dass die Politik und Wirtschaft am Spieltag anwesend sind, weil dieses Netzwerk extrem wertvoll ist. Wir brauchen Beide für unsere künftige wirtschaftliche Genesung.
Die Stabilisierung der Finanzen hat oberste Priorität. Gibt es eine Möglichkeit, diesen schweren Rucksack der Schulden mit einem Schlag deutlich zu erleichtern?
Es gibt verschiedene Überlegungen, wie man die Schuldenlast der AG signifikant reduzieren kann.
Und die sind auch realistisch umsetzbar?
Ja, das sind Projektvarianten, die aber noch einer detaillierten Prüfung unterzogen werden.
Was war Ihr schönstes Erlebnis in Violett?
Da gibt es zwei. Der Meistertitel 2013 unter Peter Stöger und komischerweise die Niederlage gegen Zagreb, mit der wir in die Champions League eingezogen sind.
Und der bitterste Moment?
Jede Derby-Niederlage.
Apropos Rapid. Wird es zum Erzrivalen auf präsidialer Ebene eine offene Kommunikation mit dem Kollegen Wrabetz geben?
Die wird es geben, denn am Ende des Tages ist es wichtig, dass es die Austria und auch Rapid gibt. Wenn man sich allein die letzten Derbys ansieht, die waren Werbung für den Fußball.
Wenn die Austria wieder in einer Europacup-Gruppenphase spielen sollte, wird der Präsident im Gegensatz zum Vorgänger dann immer anwesend sein?
Davon können Sie ausgehen.
Was wollen Sie nach vier Jahren von Ihrer Amtszeit behaupten können?
Zwei Dinge. Eine wirtschaftliche Stabilität sollte erreicht sein. Ob wir die Lizenz in erster oder zweiter Instanz bekommen, sollte kein Thema mehr sein. Und sportlich orientieren wir uns nach oben und wollen stets unter den Top 3 landen.
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