First Lady oder First Husband: Wer steht künftig mit an der Spitze der USA?
Wenn sich Donald Trump und seine Gattin Melania, selten genug, küssen, schlägt die Stunde der Körpersprachler und Gesten-Übersetzer. Aus der Intensität der Begegnung wird dann auf den Aggregatzustand der komplizierten Ehe der Trumps geschlossen.
Als Trump während seiner von rassistischen Skandalen überschatteten Kundgebung im New Yorker Madison Square Garde der erkennbar reservierten Ex-First Lady Luftküsse auf die Wangen gab und vergeblich auf eine Berührung der Lippen wartete, wurde dies als Indiz dafür genommen, dass die gebürtige Slowenin im Fall eines Sieges weiter da bleiben wird, wo sie sich seit Jahren befindet: auf Distanz.
Zeugin der Skandale
Die 54-Jährige spielte bei den Bemühungen Trumps, zum zweiten Mal nach 2017 ins Weiße Haus einzuziehen, de facto keine Rolle. Seit Bekanntgabe der Kandidatur war sie so gut wie nie an der Seite des 78-Jährigen. Während der diversen Anklage-Erhebungen gegen Donald Trump, die vor über einem Jahr begannen, glänzte sie ebenfalls durch Abwesenheit. Die Abstinenz riss auch nicht ab, als der Ex-Präsident in New York im Frühjahr im Schweigegeld-Prozess um den Porno-Star Stormy Daniels auf der Angeklagebank saß.
Melania Trump fühlte sich, so sagen es ihr nahestehende Begleiter, zutiefst gedemütigt von der öffentlich verhandelten Erzählung, dass ihr Mann kurz nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Barron 2006 mit der Erotik-Darstelleri Daniels eine Sex-Affäre gehabt haben soll.
Zweisamkeit zu heucheln, auch wenn es nur um die Staffage der Politik geht, sei dem früheren Model verhasst, sagen Vertraute. Ohnehin liege Melania Trump nicht wirklich viele an der öffentlichen Rolle als Frau an seiner Seite.
"First Lady" – aber nur Teilzeit
Eingeweihte wollen laut US-Medien wissen, dass sich Melanie Trump für den Fall von Donald Trumps Wiederwahl eine Art Teilzeit-Vertrag ausgehandelt haben soll. Sie will nicht 24/7 gezwungen sein, das Weiße Haus mit dem Gatten teilen zu müssen. Nur bei ausgewählten größeren Anlässen, welche, wurde nicht näher ausgeführt, wolle die 54-Jährige in der ihr fremd gebliebenen Hauptstadt Washington sein.
Als ein Motiv für diese ungewöhnliche Vereinbarung, so es sie denn gibt, wird Melania Trumps Sorge um das Wohlergehen von Sohn Barron angegeben, den sie seit Geburt extrem aufmerksam beschützt und abschottet. Der 18-Jährige hat an der renommierten NYU-Universität in New York ein Studium aufgenommen. "Melania Trump will in der Nähe auf Stand-by-Modus sein und im New Yorker Trump-Tower leben", werden Insider zitiert, "um wann immer gewünscht Unterstützung zu bieten."
Es könne darum gut sein, dass die Ex-First Lady in einer zweiten Amtszeit Trumps in New York residiert und nur hin und wieder nach Washington fliegt oder in das Privat-Domizil Mar-a-Lago. Was Frau Trump im Falle einer zweiten Amtszeit ihres Mannes zu ihren Prioritäten machen würde, ist noch ein Rätsel. Selbst ihren gerade erschienenen Memoiren, die mehr verbergen als offenlegen, ist kein verlässlicher Hinweis zu entnehmen.
Erster "First Gentleman"
Mit ihm bekäme das "Damen-Programm" bei Staatsbesuchen eine ganz neue Note. Er wäre der erste "First Gentleman" in der amerikanischen Geschichte. Doug Emhoff, seit über zehn Jahren mit Kamala Harris verheiratet, bekleidet im Falle eines Wahlsieges ab Januar ein Amt, für dass es bisher kein Drehbuch gibt. Aber der 60-Jährige, den ein stete Freundlichkeit umweht, hat als "Second Gentleman" an der Seite der Vize-Präsidentin bereits Erfahrungen sammeln können.
Emhoff und Harris hatten sich bei einem "Blind Date" kennengelernt. Beim Parteitag der Demokraten erzählte er mit feuchten Augen: "Amerika, bei dieser Wahl müsst ihr entscheiden, wem ihr die Zukunft eurer Familie anvertraut. Ich habe Kamala die Zukunft unserer Familie anvertraut. Das war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe."
Der Sohn jüdischer Eltern aus Brooklyn, New York, hat sich den Kampf gegen den Antisemitismus auf die Fahne geschrieben. Und die des wichtigsten Cheer-Leaders. Und des wichtigsten Bodyguards.
Harris-Fanboy
Man kann gewiss sein: Wenn sich Donald Trump wieder einmal im Ton gegen Harris vergreift, ist Emhoff nicht weit und grätscht dem Ex-Präsidenten verbal in die Beine. Wo immer Emhoff im Wahlkampf als Botschafter von Harris auftauchte, sang er, der Vater der aus erster Ehe stammenden und nach Jazz-Legenden benannten Kinder Ella (Fitzgerald) und Cole (John Coltrane), das hohe Lied auf seine Gattin. Standard-Sätze:""Kamala ist für die Arbeitnehmer. Sie ist für die Wirtschaft und für die Familie. Donald Trump ist nur für sich selbst."
Nachfragen, ob Kamala Harris, dem höchsten Staatsamt gewachsen ist, begegnet Emhoff stets mit einem verschmitzten Lächeln: "Sie ist fast vier Jahre lang Vizepräsidentin gewesen, sie ist im Oval Office gewesen, im Situation Room, sie ist auf der Weltbühne gewesen. Dies ist eine Kamala Harris, die vorbereitet ist, uns zu führen."
Seine eigene Karriere hat Emhoff früh auf Eis gelegt. Er gab seine Anwaltskanzlei in Los Angeles auf, um Interessenskonflikte zu vermeiden, als seine Frau Vize-Präsidentin wurde. Im Nebenjob hat er eine Jura-Gastprofessur an der Georgetown-Universität in Washington angetreten. Als Berater seiner Frau versteht er sich nicht: "Ich bin ihr Ehemann, sie hat genug Menschen um sich herum, die ihr Ratschläge erteilen."
Für Emhoff ist es die zweite Ehe: 2009 ließen er sich von seiner ersten Frau Kerstin scheiden; 2014 heiratete er Harris, die damals noch Generalstaatsanwältin in Kalifornien war. Später bestätigte Emhoff, dass er eine Affäre hatte, als er noch mit Kerstin verheiratet war. Seine Familie habe das verarbeitet und sei "jetzt stärker als zuvor". So gut ist das Verhältnis zu Emhoffs Ex-Frau, dass diese Harris sogar gegen die Kommentare von Trumps Vize-Präsidentschaftskandidat J.D. Vance in Schutz nahm. "Seit über zehn Jahren, seit Cole und Ella Teenager waren, hat Kamala sie miterzogen", hieß es in einem ihrer Statements. Kamala Harris sei "liebevoll" und "immer präsent". "Ich liebe unsere Patchworkfamilie und bin dankbar, dass sie ein Teil davon ist."
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