Jacqueline Kennedy war wohl die Präsidentengattin, die die Aufgabe der First Lady – die es offiziell gar nicht gibt – am nachhaltigsten veränderte. Wie keine andere Frau repräsentierte sie die Nation und erfreute sich hohen Ansehens. Ihr Mann wusste, was er an ihr hatte, erklärte John F. Kennedy doch bei einem Staatsbesuch in Frankreich: „Ich bin der Mann, der Jacqueline Kennedy nach Paris begleitet.“
Noch-Präsidentengattin Jill Biden ist die 48. First Lady der USA, die erste hieß Martha Washington und übte diese Funktion von 1789 bis 1797 als Ehefrau des Gründerpräsidenten George Washington aus. Sie beschränke sich darauf, Dinnerpartys zu geben, ohne am politischen Geschehen teilzunehmen. Sie führe ein langweiliges Leben, erklärte sie und sah sich als „Gefangene des Staates“.
Verschwenderisch
Abraham Lincolns Frau Mary kämpfte hingegen mit ihrem Mann für die Abschaffung der Sklaverei, war aber – anders als er – wenig beliebt, weil sie als verschwenderisch galt. Nach Abraham Lincolns Ermordung im Jahr 1865, die sie nie verkraftete, wurde Mary wegen psychischer Probleme in eine Klinik eingewiesen.
Eleanor Roosevelt war es, die vor dem Zweiten Weltkrieg die bis dahin fest verschlossenen Polstertüren des Weißen Hauses öffnete. Die Frau des 32. Präsidenten Franklin D. Roosevelt prägte einen neuen Stil und hatte eine eigene Radiosendung. Auch setzte sich Mrs. Roosevelt für Menschenrechte und Gleichberechtigung ein. Und sie reiste für ihren im Rollstuhl sitzenden Mann um die Welt und an Kriegsschauplätze, von denen sie ihm Bericht erstattete.
Von Franklin D. Roosevelt wissen wir, dass seine angeblich vorbildliche Ehe nicht so rosig war: Er selbst hatte eine Geliebte namens Alice LeHand, und First Lady Eleanor revanchierte sich mit ihrer besten Freundin Lorena Hickock, die 1941 im Weißen Haus Quartier bezog.
Der vielfältigste „Seitenspringer“ im Weißen Haus war aber John F. Kennedy. Doch in ihren Erinnerungen erwähnt „Jackie“ die Affären ihres Mannes mit keinem Wort. Als einziger Hinweis dient nur ihre Erklärung, dass sie „nie eifersüchtig“ gewesen sei.
Zwei Stunden nach Kennedys Ermordung am 22. November 1963 wurde Lyndon B. Johnson zum 36. Präsidenten vereidigt. Seine Frau Claudia „Lady Bird“ Johnson konnte durch eine Erbschaft seinen Wahlkampf finanzieren, und sie setzte sich als erste First Lady für den Umweltschutz ein.
Unbezahlter Job
Pat Nixon, First Lady von 1969 bis 1974, behauptete, ihre Aufgabe sei „der härteste unbezahlte Job der Welt“, und ihre Nachfolgerin Betty Ford sprach offen über ihre Alkoholsucht. Heute noch heißt eine der renommiertesten Entzugsanstalten der Vereinigten Staaten „Betty Ford Klinik“.
Nancy Reagan spielte in ihrer Ehe eine dominante Rolle. „Sie versuchte sich in vieles einzumischen“, erinnert sich Ronald Reagans aus Österreich stammende Assistentin Helene von Damm. „Das ging so weit, dass der Präsident bestimmte Termine nur nach Absprache mit Nancys Astrologin wahrnehmen sollte.“ Nachfolgerin Barbara Bush war Frau und Mutter eines Präsidenten.
Spätestens seit Hillary Clinton – die dann selbst Präsidentschaftskandidatin wurde – wissen wir, dass First Ladys politischen Einfluss nehmen können. Sie kämpfte für eine Gesundheitsreform, die sie allerdings nicht durchsetze, und für die Gleichberechtigung der Frauen. Als Bill Clinton wegen seiner Affäre mit Monica Lewinsky um sein Amt bangen musste, stellte Hillary sich demonstrativ hinter ihn.
Melania gegen Donald
Michelle Obama zählt zu den beliebtesten First Ladys. Ihr hätte man Chancen gegeben, wäre sie selbst als Präsidentschaftskandidatin angetreten.
Melania Trump hat sich im laufenden Wahlkampf einmal politisch geäußert, als sie sich (im Gegensatz zu Donald) für das Recht der Frauen auf Abtreibung aussprach. Kamala Harris‘ jüdischer (aber nicht religiöser) Mann machte auf sich aufmerksam, als er sich für die Covid-Impfung einsetzte.
Insgesamt darf man ihren Einfluss nicht unterschätzen, geben doch 52 Prozent der US-Bürger an, dass die First Lady (und nun wohl auch der First Gentleman) eine Rolle bei der Wahlentscheidung spielen.
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