Butscha wurde zum Symbol für russische Kriegsverbrechen

Butscha wurde zum Symbol für russische Kriegsverbrechen
Vor einem Jahr befreiten die Ukrainer die Kleinstadt Butcha. Sie wurde zum Symbol für russische Kriegsverbrechen.

Am ersten Jahrestag der Befreiung der Kleinstadt Butscha hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij mit einem Video an dort verübte russische Kriegsverbrechen erinnert.

"Das Symbol der Gräueltaten der Besatzungsarmee. Wir werden das niemals verzeihen", schrieb der 45-Jährige am Freitag im Messengerdienst Telegram.

Alle Schuldigen würden bestraft werden. In dem mit dramatischer Musik unterlegten Video wurden Videofragmente vom März des Vorjahres zusammengeschnitten.

Demnach hat die Staatsanwaltschaft über 9.000 Kriegsverbrechen in und um Butscha registriert. Mehr als 1.400 Menschen seien getötet worden.

Über 175 Leichen seien in Massengräbern oder "Folterkammern" gefunden worden.

Die Kleinstadt Butscha war nach dem Einmarsch vor gut 13 Monaten Anfang März 2022 von russischen Truppen besetzt worden. Am 30. März zogen sie ab und am 31. wurde die Stadt als befreit erklärt.

Nach der Veröffentlichung von Bildern von rund 20 auf einer Straße teils gefesselt liegenden Leichen wurde Butscha zum Symbol russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine.

Moskau weist die Anschuldigungen bis heute vehement zurück und spricht von einer Inszenierung des ukrainischen Geheimdienstes.

Keine DDR-Kampfjets für Ukraine

Polen will zunächst keine Kampfjets aus früheren DDR-Beständen in die Ukraine liefern. Die vier Mig-29 sowjetischer Bauart, deren Lieferung die polnische Regierung vor zwei Wochen angekündigt hat, stammten nicht aus Deutschland, stellte der Sicherheitsberater von Präsident Andrzej Duda, Jacek Siewiera, klar.

"Das sind keine deutschen Flugzeuge." Damit steht fest, dass die deutsche Regierung der Lieferung auch nicht zustimmen muss.

Im Jahr 2002 hatte Deutschland 23 Kampfjets vom Typ Mig-29 an Polen verkauft. Die Luftwaffe habe heute noch etwa ein Dutzend davon, sagte Siewiera in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. "Und die werden zunächst im Dienste der polnischen Streitkräfte bleiben."

Präsident Duda hatte Mitte März angekündigt, dass vier MiG-29 an die Ukraine für den Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer übergeben werden sollen. Weitere dieser Kampfjets würden derzeit gewartet und für einen späteren Transfer vorbereitet.

Hätte die Regierung in Warschau Mig-29 aus DDR-Beständen liefern wollen, hätte sie sich dafür die Genehmigung der deutschen Bundesregierung einholen müssen. Das ist in den Verkaufsverträgen für Rüstungsgüter aus Deutschland in der Regel so festgeschrieben.

Selenskij blickt auf 400 Tage Krieg zurück

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ist bereits 400 Tage alt. Trotz tausendfachen Tods und großer Zerstörung zieht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij nüchterne, aber positive Bilanz und spricht mit Stolz vom Heldentum seines Landes. 

"400 Tage der Verteidigung gegen eine umfassende Aggression, dies ist ein kolossaler Weg, den wir zurückgelegt haben", sagte er am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache.

"Baldiger Sieg"

Die Ukraine habe „die schlimmsten Tage“ des russischen Angriffs im Februar des Vorjahres überstanden. „Wir haben auch diesen Winter überlebt“, erinnerte Selenskij an die massiven russischen Luft- und Raketenangriffe gegen die Infrastruktur der Ukraine.

„Hinter diesen Worten steckt eine gewaltige Anstrengung.“ Die Ukraine habe in den vergangenen Monaten mit der Rückeroberung großer Gebiete ihren Heldentum bewiesen, sagte Selenskij. „Wir bereiten unsere nächsten Schritte, unsere neuen Aktionen vor, wir bereiten uns auf unseren baldigen Sieg vor.“

Selenskij verwies darauf, dass die Erfolge der Ukraine auch mit Hilfe der westlichen Partner möglich geworden seien.

"Heute, am 400. Tag des Widerstands, des umfassenden Widerstands, möchte ich allen in der Welt danken, die an der Seite der Ukraine stehen“, sagte er.

Kiew: Mehrere gleichzeitige russische Angriffe abgewehrt

Die ukrainischen Truppen schlugen im Osten des Landes nach eigenen Angaben mehrere gleichzeitig geführte russische Angriffe an verschiedenen Frontabschnitten zurück.

„Im Brennpunkt“ standen die Abschnitte bei Kupjansk, Limansk, Bachmut, Awdijiwka und Marjinsk, wie der Generalstab in Kiew am Donnerstag in seinem Lagebericht mitteilte. „Insgesamt wurden 47 Angriffe des Feindes abgewehrt.“

Einmal mehr stand die schwer umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut im Mittelpunkt des Geschehens. Am Abend wurde in der gesamten Ukraine Luftalarm ausgelöst. In Kiew wurden die Bewohner wegen bevorstehender Angriffe mit sogenannten Kamikaze-Drohnen aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

In Charkiw im Osten des Landes gab es Explosionen, aus mehreren Städten wurden Drohnen-Überflüge gemeldet.

US-Militär: Ukrainer ausgebildet

Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bildeten die USA nach eigenen Angaben mehr als 7.000 Mitglieder der ukrainischen Streitkräfte aus.

Das Training sei an verschiedenen Standorten im In- und Ausland erfolgt, darunter in Deutschland, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder.

Erst in den vergangenen Tagen hätten 65 Ukrainer im Bundesstaat Oklahoma ihre Ausbildung am Flugabwehrsystem Patriot abgeschlossen und seien nun wieder in Europa.

Das Patriot-System zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt. Ryder betonte, die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte sei eine internationale Anstrengung. Derzeit würden mehr als 11 000 Ukrainer in 26 Ländern trainiert.

Finnlands Weg in die Nato ist frei

Der Weg für Finnland in die Nato ist endgültig frei. Als letztes Nato-Mitglied stimmte am späten Donnerstagabend auch die Türkei für den Beitritt des nordischen Landes zu dem Verteidigungsbündnis - damit fehlt es jetzt nur noch an Formalitäten, ehe Finnland in Kürze schon 31. Nato-Mitglied werden kann.

28 der 30 derzeitigen Nato-Mitglieder hatten schon vor längerer Zeit dafür gestimmt, Ungarn am Montag. Unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hatte sich Finnland im vergangenen Mai gemeinsam mit Schweden entschlossen, die Mitgliedschaft in der Nato zu beantragen.

Finnland hat zu Russland eine rund 1340 Kilometer lange Grenze.

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