"Militärische Notwendigkeit": Ukraine wird Bachmut weiter verteidigen

"Militärische Notwendigkeit": Ukraine wird Bachmut weiter verteidigen
Der ukrainische Präsident Selenskij hat indes seine Mitbürger zu mehr Unterstützung der ukrainischen Soldaten aufgerufen.

Die ukrainische Armee hat ihren Willen zur Verteidigung der seit Monaten unter massiven Verlusten gehaltenen Stadt Bachmut bekräftigt.

Das Halten Bachmuts sei eine "militärische Notwendigkeit", sagte der Chef der ukrainischen Landstreitkräfte, Oleksandr Syrskyj nach Angaben der Nachrichtenagentur Ukrinform am Montag.

Zuvor hatte die Militärverwaltung zur Evakuierung der südlich gelegenen Stadt Awdijiwka aufgerufen.

Die Schlacht zur Verteidigung Bachmuts sei derzeit in der "intensivsten Phase", sagte Syrskyj nach einem Besuch an der Frontlinie. Die Lage sei "herausfordernd". Obwohl der Feind bedeutende Verluste an Personal, Waffen und Ausrüstung erleide, führe er weiterhin Angriffe durch.

"Unsere Verteidiger halten die Angriffe heldenhaft unter äußerst schwierigen Bedingungen zurück und geben dem Feind keine Möglichkeit, seine Vorhaben umzusetzen", sagte der Spitzenmilitär.

Angriff auf Slowjansk

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij berichtete indes von einem russischen Angriff auf die Stadt Slowjansk. Ein Mensch sei getötet worden, mehrere weitere verletzt, teilte er mit.

In der russisch besetzten Schwarzmeer-Stadt Mariupol kam es indes offenbar zu einem ukrainischen Partisanenangriff. Wie der legitime Bürgermeister Mariupols, Wadym Bojtschenko, berichtete, explodierte das Auto eines russischen Kommandanten. Der Bombenangriff sei von Mitgliedern der Widerstandsbewegung in Mariupol durchgeführt worden.
 

50 Angriffe abgewehrt

Die ukrainischen Truppen wehrten am Sonntag nach eigener Darstellung rund 50 Angriffe russischer Einheiten an verschiedenen Frontabschnitten im Osten des Landes ab.

Die Schwerpunkte der Attacken lagen nach Angaben des Generalstabs in Kiew rund um die Orte Limansk, Bachmut, Awdijiwka und Marijinsk. Dabei hätten die russischen Einheiten erneut schwere Verluste erlitten. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Das russische Militär versucht bereits seit Wochen, die weitgehend starren Frontlinien im Osten der Ukraine zu durchbrechen.

Awdijiwka: Evakuierung

Der Chef der ukrainischen Militärverwaltung in Awdijiwka ruft die Bewohner der Stadt zur Evakuierung auf. "Ihr müsst gehen, ihr müsst eure Sachen packen, vor allem mit euren Kindern", schreibt der Leiter der Militärverwaltung der Stadt, Witali Barabasch, auf Telegram.

"Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber Awdijiwka gleicht immer mehr einem Ort aus postapokalyptischen Filmen." Durch die ständigen Angriffe sei die Stadt zur Mondlandschaft geworden.

Die Evakuierung der noch in der Stadt verbliebenen Mitarbeiter von Versorgungsunternehmen habe begonnen und der Mobilfunkempfang werde bald abgeschaltet, "weil es in der Stadt Spitzel der russischen Besatzer gibt."

Am Sonntag beschoss Russland laut ukrainischen Angaben zwei Hochhäuser in Awdijiwka. Offiziellen Angaben zufolge leben noch etwa 2.000 Zivilisten in Awdijiwka in der Region Donezk, etwa 90 Kilometer südwestlich des umkämpften Bachmuts. Die Stadt zählte vor dem Krieg mehr als 30.000 Einwohner. Russland bestreitet, in dem seit 13 Monaten andauernden Krieg gegen sein Nachbarland Zivilisten ins Visier genommen zu haben.

Selenskij: Bitte unterstützen Sie unsere Soldaten

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat seine Mitbürger zu mehr Unterstützung der Soldaten ihres Landes im Krieg gegen den russischen Aggressor aufgerufen. Während teils weit entfernt an der Front gekämpft werde, dürften der Krieg und seine Akteure im Hinterland nicht aus dem ständigen Bewusstsein rücken.

"Die Situation an der Front steht immer im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit", sagte er am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache.

„Es ist falsch und ungerecht, wenn unsere Soldaten, die von der Front zurückkommen, das Gefühl haben, dass für viele im Hinterland der Krieg schon vorbei ist“, sagte Selenskij. Gemeint seien vor allem jene, die weit entfernt von den Kampfzonen lebten und „geistig weit weg sind von den Schützengräben“. Die Ukraine erwehrt sich seit Februar vergangenen Jahres einer Invasion des Nachbars Russland.

„Heute wie vor einem Jahr kann man sich gedanklich nicht weit vom Krieg entfernen, auch wenn die tatsächlichen Kämpfe dank unserer Soldaten für viele Menschen geografisch weit weg sind“, sagte Selenskij. „Liebe Ukrainerinnen und Ukrainer, bitte unterstützen Sie unsere Soldaten, wann immer Sie können.“ Aus dem Kampf zurückkehrende Soldaten brauchten jede nur mögliche Unterstützung der Bevölkerung.

Russland: Ukrainische Drohne explodiert in Dorf

Eine angeblich von der Ukraine aus gestartete Drohne ist am Sonntag nach russischen Angaben knapp 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Moskau niedergegangen und detoniert.

Bei der Explosion in dem Dorf Kirejewsk bei Tula seien drei Menschen verletzt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass. An mehreren Gebäuden sei erheblicher Sachschaden entstanden. Auch diese Angaben ließen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.

Bei der Drohne handelt es sich nach Angaben russischer Ermittler um eine Tu-141 „Strisch“ („Uferschwalbe“).

Die in den 1970er-Jahren entwickelte Drohne diente ursprünglich zur Aufklärung, soll aber von den ukrainischen Streitkräften zur sogenannten Kamikaze-Drohne umgebaut worden sein.

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