Satellitenbilder belegen Massaker von Butscha

Satellite imagery of bodies of alleged civilians in the streets in Bucha, Ukraine
Veröffentlichte Satellitenfotos zeigen, dass schon vor Abzug der Russen Leichen auf den Straßen des Kiewer Vororts gelegen sind.

Über 410 Zivilisten wurden nach ukrainischen Angaben in der Kleinstadt Butscha nordwestlich von Kiew ermordet. Nach dem Abzug der russischen Armee fand man ihre Leichen auf den Straßen verstreut. Die Russen dementieren jegliche Beteiligung an dem Massaker und sprechen von Inszenierung.

Am Montag veröffentlichte US-Satellitenbilder bestätigen, dass einige der in dem Kiewer Vorort Butscha gefundenen Leichen bereits vor dem Abzug der russischen Truppen dort gelegen haben.

Die "hochauflösenden" Bilder "bestätigen die jüngsten Videos und Fotos in den sozialen Medien, auf denen Leichen zu sehen sind, die seit Wochen auf der Straße liegen", erklärte ein Sprecher der US-Satellitenbildfirma Maxar Technologies.

Auf den Satellitenbildern einer Straße in Butscha von Mitte März sind mehrere Leichen mutmaßlicher Zivilisten zu sehen, die auf oder neben der Fahrbahn liegen. An dieser Stelle hatten ukrainische Beamte nach dem Rückzug der russischen Truppen Anfang April mehrere Leichen gefunden. AFP-Fotografen hatten bei einem Besuch am vergangenen Samstag rund 20 Leichen in Zivilkleidung gesehen - einige davon mit gefesselten Händen.

Das russische Verteidigungsministerium hatte die Bilder als "Fälschungen" bezeichnet. Demnach seien die Leichen noch nicht dort gewesen, als die russischen Streitkräfte am 30. März abgezogen waren.

Satellitenbilder vom 19. und 21. März zeigen jedoch, dass sich bereits zu diesem Zeitpunkt mehrere Leichen auf der Yablonska-Straße in Butscha befanden.

Die New York Times verglich die Satellitenbilder mit diversen Aufnahmen von ukrainischen Beamten und internationalen Medien und bestätigte, dass einige der Leichen sich bereits Wochen vor dem russischen Abzug in der gezeigten Position befunden hatten.

Die Bilder von den Leichen mutmaßlicher Zivilisten hatten international Bestürzung ausgelöst. Zahlreiche westliche Regierungschefs hatten Moskau Kriegsverbrechen vorgeworfen. Deutschland und Frankreich wiesen am Montag dutzende russische Diplomaten aus.

Leichen von fünf gefesselten Männern im Keller entdeckt

In einem Keller in Butscha sind nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft die Leichen von fünf gefolterten Männern entdeckt worden. Es handle sich um "unbewaffnete Zivilisten", die von russischen Soldaten getötet worden seien, teilte die Behörde am Montagabend im Onlinedienst Telegram mit.

Sie seien mit gefesselten Händen im Keller eines Kindersanatoriums in dem Kiewer Vorort gefunden worden. Es seien Ermittlungen eingeleitet worden, hieß es weiter.

Die Ukraine zählte im Gebiet rund um die Hauptstadt Kiew mehr als 400 tote Zivilisten. Nach Worten des ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba sind die Gräueltaten von Butscha nur "die Spitze des Eisbergs" der von Russland begangenen Verbrechen

Russland: Lügen

Russland weist jegliche Verantwortung von sich und spricht von Inszenierung. Russlands UNO-Botschafter Wassili Nebensja hat die Gräueltaten etwa als "inszenierte Provokation" bezeichnet. Moskau werde dem UNO-Sicherheitsrat "empirische Beweise" vorlegen, die das bestätigen sollen.

Es handle sich dabei um eine "abscheuliche Provokation des Regimes in Kiew", sagte Nebensja am Montag bei einer Pressekonferenz in New York. Das russische Militär habe das, wofür es beschuldigt werde, nicht getan, es habe keine Gräueltaten gegen Zivilisten in der Ukraine begangen. "Das ist nicht der Fall, das war nicht der Fall, und das wird nie der Fall sein", sagte er.

Russland hatte bereits für Montag eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats beantragt. Die derzeitige britische Präsidentschaft des Rates beließ es aber bei der bereits angesetzten Sitzung am Dienstag, was Nebensja scharf kritisierte.

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