Verlängerte Sperren der (Kinder-)Theater: Achtung! Fertig! L…

Großer leerer Kinosall - und einige bunte große Fragezeichen
Rundruf bei einigen –vor allem – Kinder- und Jugendtheaterhäusern: Scharren in den Startlöchern. Ärger. In anderen Ländern wird gespielt.

So gut ein bis zwei Mal in der Woche kommt ein winzig kleines Grüppchen – getestet, maskiert und in elefantengroßem Abstand im MuseumsQuartier in den Dschungel Wien. Für jene, die „ihn“ nicht kennen, nein, hier ist kein Wald aus Bäumen und anderen Pflanzen gemeint, sondern so heißt das Theaterhaus für junges Publikum. Stücke sind fertig geprobt. „Geisterpremieren“ nennt der Dschungel sie. Anwesen eine Handvoll Menschen wie die künstlerische Leiterin, die Dramaturgin, Mitwirkende der jeweiligen Produktion, die eben hinter und rund um die Bühne aktiv waren … und der Kinder-KURIER-Journalist sind meist dabei.

Es gibt Länder mit offenen Theatern

Auch wenn die heimische Politik – im Gegensatz zu anderen Ländern etwa Frankreich, Luxemburg, Kroatien, Indien – Kultur zugesperrt hält, wird natürlich Kultur produziert. Zum einen kannst du Theater ja nicht wie Licht mit einem Schalter wieder aufdrehen und zum anderen ist’s doch auch so, dass du als Künstlerin und Künstler ständig dranbleiben musst. Das ist doch wie wenn du ein Instrument spielst, du musst es doch täglich oder wenigstens regelmäßig spielen, auch wenn du nicht auftrittst. Diese Seite schildert die Dschungel-Direktorin Corinne Eckenstein aber genauso wie das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Kultur, ins Theater zu gehen und in andere oder auch ihre eigenen Welten in künstlerisch verarbeiteter Form auseinander zu setzen. Sie war übrigens vor kurzem bei einem Theaterfestival in Frankreich – Momix in Kingersheim (Alsace). „Egal, was passiert, egal wie dieses Virus unser Leben verändert: Um die Lebensqualität, um die geistige und emotionale Gesundheit der Kinder lohnt es sich doch zu kämpfen", so Eckenstein, die immer wieder auch ganz schön heiß ist, dass Kultur so (fast) überhaupt nicht mehr thematisiert wird. 

Absage für internationales Festival kurz vor Start

In Salzburg hätte dieses Wochenende das internationale Bim-Bam-Festival des Salzburger Toihaus Theaters für ein sehr junges Publikum – ab ca. 2 Jahren – begonnen. Zu Jahresbeginn noch davon überzeugt, dass es stattfinden wird, da war ja von Kulturöffnung am 18. Jänner mit Test und eine Woche später sowieso die Rede. Dann Schweigen.

Insgesamt waren 72 Veranstaltungen incl. eines „Professional´s Day“ geplant: 33 Aufführungen von Gastkompagnien, 39 Vorstellungen von Toihaus-Eigenproduktionen, darunter auch 9 Vorstellungen eines Kulturvermittlungsprojektes. Eingeladen waren 5 Gastkompagnien: zwei Gastspiele aus Frankreich, zwei  aus Österreich und eine Gastproduktion aus Deutschland.

Hoffnung auf Anfang März, also wenigstens für einen Teil des Festivals. Jetzt also nicht. Das Toihaus Theater verzichtet auf das Streaming der Aufführungen. „Dies funktioniert als „Theaterform“ für Kleinstkinder nicht. Nur live sind die Magie des Theaters und der Zauber der Bühne erlebbar.“

„Wir haben vier Eigenproduktionen für das Festival fertig, die noch kein Mensch außer uns gesehen hat“, so Katharina Schrott, Co-Leiterin des Toihaus-Theaters zum Kinder-KURIER. „Wir sind so ständig auf Achtung! Fertig“ und L…. aber wann’s wirklich losgehen kann, wissen wir nicht.

Zuletzt hat das Toihaus Theater in einer Online-Konferenz über Kultur mit der Stadt den Vorschlag eingebracht, unter allen Präventionsauflagen doch wenigstens Kindergärten den Besuch von Theatervorstellungen zu ermöglichen. „Das ist auf positive Resonanz gestoßen“, so Schrott.

Baustellenkatze

In den nächsten Tagen wird das Toihaus-Theater Kinder aufrufen, Ideen, Gedanken einzuschicken. Was und wie stellen sich Kinder (ihre) Zukunft vor, wie kann die Welt, die derzeit eine riesengroße Baustelle ist, renoviert, wieder instand gesetzt, erneuert … werden. Dafür hat symbolisch eine „Baustellenkatze“ ein offenes Ohr. Aus vielen dieser Beiträge von Kindern, vor allem der Zielgruppe des Toihaus – Vorschulkinder – soll eine Herbstproduktion werden. Dabei arbeitet das Theaterhaus mit dem Salzburger Indie-Pop-Musikprojekt Magic Delphin zusammen.

Verlängerte Sperren der (Kinder-)Theater: Achtung! Fertig! L…

In weieieieiter Ferne: Beethovical-Premiere

Beethovical

Zum runden 250. Geburtstag des bekannten Komponisten Ludwig van Beethoven (im Vorjahr) wurde viel erarbeitet und so manches eben auf heuer verschoben. Eines davon ist das „Beethovical“, ein Musical des Zentrums für Musikvermittlung im Wiener Bezirk Penzing. „Lukas und die Götterfunken“ so heißt es, wurde – mangels Aufführungsmöglichkeiten dann in einzelnen Szenen für einen Film aufgenommen. Auch dessen Kinopremiere muss nun - irgendwann nach Lockdown Nummer X stattfinden.

TdJ: Drei praktisch fertige Stücke fallen aus

Das große Theater der Jugend in Wien hatte drei Produktionen fertig bühnenreif: „Der kleine dicke Ritter“, „Die Abenteuer des Odysseus“ dazu „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ fast fertig und eine wunderbare Version von „Der Glöckner von Notre Dame“ erst nur wenige Male gespielt. „Wir hoffen im April mit „Frühlings Erwachen“ endlich wieder spielen zu können und planen die nicht aufgeführten Produktionen in der nächsten Saison auf dem Spielplan haben“, so Elisa Weingartner, die Medienreferentin des Theaters. „Künstler_innen und die jeweiligen Teams brennen, diese Stücke endlich für Publikum zu spielen“, fügt der Direktor, Thomas  Birkmeir, hinzu.

Wie alle Kulturveranstalter_innen hatte auch das TdJ ein aufwändiges Präventionskonzept erstellt – sogar neues Personal für den Publikumsdienst aufgenommen, um im sehr großen Renaissancetheater, das ohnehin nur zu gut einem Drittel besetzt werden durfte, darauf zu achten, dass nicht zu viele Besucher_innen auf einmal raus oder rein gehen usw. Andere wie das Forum Theater Schwechat montierten zwischen allen Sitzen auf den Armlehnen Vorrichtungen in die flexibel – je nach potenziellen Besucher_innen in gemeinsamen Haushalten – Kunststoff-Trennwände eingeschoben werden können und, und, und …

Zwei Absagen aber internationale Einladung

Die TheaterArche schickte am Dienstag an Medien folgende Information: „Auch wir mussten nach der gestrigen Verlautbarung der Bundesregierung wieder zwei Premieren (am 1. und 16. März 2021) absagen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir inmitten des Kultur-Lockdowns, am 4. März 2021, in die europäische Kulturhauptstadt 2022 Esch-Alzette eingeladen sind. In der Kulturfabrik Luxemburg zeigen wir unser Stück Hikikomori.“

Online

Als allererste Gruppe stellte das aktionstheater ensemble praktisch mit Beginn des ersten Lockdown professionelle Aufzeichnungen eigener Stücke unter dem Motto „Streamen gegen die Einsamkeit“ ins Netz. Viele Theater(häuser) folgten, oft auch mit naja-abgefilmten Stücken. Insbesondere Kinder- und Jugendtheater(gruppen) überlegten sich bald wenigstens theaterpädagogische Online-Formate – Anregungen, selber zu Hause das Kinder-, Wohnzimmer oder die Küche zur Bühne für eigenes Rollenspiel zu machen.

Das Wiener Kosmos Theater hat sein Stück „Fight Club Fantasy“, das auf dem berühmten Roman von Chuck Palahniuk aufbaut, um ein paar filmische Sequenzen erweitert – und streamt’s über die Homepage (bis 20. Februar). Ein „get-together“ vor der Erstausstrahlung sollte eine Art doch Zusammenkommen des Publikums über einen Chat zu einer bemühten Mini-Performance mit Maske am Kopf als Faschings-Hütchen als „Höhepunkt“ vermitteln. Dagegen war das eineinhalbstündige Stück spannend und bereicherte die Grundstory um das Switchen und vor allem Fragen, was ist echt, was Fiktion.

Vom Verschwinden und Verschwimmen des Theaters

Ganz andere Wege geht eine junge Gruppe experimenteller Theaterleute rund um „phunkenwerk – Kollektiv für transdisziplinäre Theaterkunst“. In einem langen Zoom-Meeting mit dem Kinder-KURIER erzählen einige Beteiligte – aus Wien und Cali (Kolumbien) darüber – dies, weil’s hier zum lang zum Runterscrollen würde – in einem eigenen Beitrag – hier unten.

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