Fight Club Fantasy: Kultbuch und -film als verfremdetes Online-Theater

Eine Schauspielerin und zwei Schauspieler auf einer stufenförmigen Bühne.
Wiener Kosmostheater streamt Online-Aufführung ergänzt um filmische Elemente nach dem Roman von Chuck Palhaniuk.

Obwohl schon der Roman „Fight Club“ von Chuck Palahniuk vor fast 25 Jahren Kult war, wurde die Story über kampf- und schlägerwillige Typen wenige Jahre später durch die Verfilmung mit Brad Pitt überlagert. Überall schossen Fight Clubs aus dem Boden. Hingehen, um sich zu schlagen und auch geschlagen zu werden. Eine Form toxischer Männlichkeit.

Dabei, so beschreibt der Autor im Vorwort einer fast zehn Jahre späteren Auflage, sei es ihm in der Kurzgeschichte, die die Basis für den späteren Roman war, gar nicht so sehr um die Kämpfe und diese Klubs gegangen, sondern um einzelne Storys über Szenen und Typen. Wurde auch, so beschreibt Palhaniuk, von vielen als Liebesgeschichte gesehen, andere interpretierten sie als Hymne auf Homosexualität.

Wie auch immer, das Wiener Kosmostheater und die Gruppe „wirgehenschonmalvor“ zeigen nun – online – ihre aus einem Stück zu einer Theateraufführung mit filmischen Elementen umgebaute Version „Fight Club Fantasy“. Es ist der letzte Teil der Theater-Trilogie von wirgehenschonmalvor rund um (toxische) Maskulinitäten. Dieser Teil wühlt in einer Art Sehnsucht nach Männerbünden und gräbt nach den Wurzeln des weißen Terrors. Wo gehen die Angry Lost Boys unserer Gesellschaft verloren? Wo schlägt Schmerz in Lust und in weiterer Folge in blanke Zerstörungswut um?

Und doch wirken die eineinhalb Stunden mehr als Switchen zwischen gewaltbetonten Szenen und einer Sehnsucht nach Zuwendung und sogar Zärtlichkeit, eigentlich auch einem Spiel von Realität und Traum oder Fiktion.

Wobei ja schon der Ausgangspunkt, der Roman, ein wenig damit spielt. Denn, so die wohl am berühmtesten gewordenen Zeilen aus dem Buch: „Regel Nr. EINS beim Fight Club: Man redet nicht darüber. Regel Nr. ZWEI beim Fight Club: Man redet nicht darüber.“ Und dann redet/schreibt der Autor fast 250 Seiten darüber ;)

Verstärkt wird das fast Verschwimmen der Grenzen zwischen real und virtuell durch das gegenwärtige Format, dass Theater schon wieder einmal nur online gestreamt werden kann. Das reale, analoge, Live-Erlebnis in einem gemeinsamen Raum, wo jede Vorstellung auch von der Energie zwischen Spielenden und Publikum lebt, zurückgeworfen auf die flache, zweidimensionale Ebene eines Bildschirms, wo vielleicht nebenbei auch noch reinkommende Mails, Social-Media-Nachrichten usw. ablaufen.

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Eine Person in einem Kostüm mit Fellmütze und rotem Rock steht auf einer Bühne.

Ein Mann mit Mikrofon, der einen BH trägt, steht im Dunkeln.

Drei Schauspieler in Kostümen stehen auf einer Bühne.

Eine Frau sitzt auf einer Treppe und sprüht Rauch in die Luft, während ein Mann daneben sitzt.

Ein Mann in rotem Gewand und Fellmütze schwenkt eine weiße Fahne.

Ein Mann in einem roten Gewand und eine Frau in einem weißen Hemd stehen auf einer Bühne.

Drei Darsteller in roten Kostümen und Fellmützen stehen auf einer Bühne mit roten Fahnen.

Auf einer Bühne stehen Schauspieler in Kostümen, während ein Kameramann sie filmt.

Ein Mann im Kostüm beugt sich über einen am Boden liegenden Mann, dessen Hände rot gefärbt sind.

Eine Bühnenszene mit drei Darstellern in roten Kostümen und roten Flaggen.

Auf einer Bühne steht ein Mann mit einem Dokument neben einer bewusstlosen Person.

Eine Schauspielerin und zwei Schauspieler auf einer stufenförmigen Bühne.

Das Cover des Romans „Fight Club“ von Chuck Palahniuk mit einer Filmrolle.

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