Kindertheater verlangen Öffnung von Kultur wenigstens für Kinder
„Gerade Institutionen für Kinder und Jugendliche sind mehr als nur Kulturinstitutionen, wir sind Bildungsinstitutionen und tragen wesentlich zur geistigen Förderung und Entwicklung von Kindern bei. Mehr noch: Kultur ist ein Kinderrecht und nicht verhandelbar. Daher fordern wir, dass Kulturinstitutionen für Kinder und Jugendliche wie Bildungsinstitutionen behandelt werden und mit 7. Dezember für Schulen, Kindergärten und Familien aufsperren dürfen!“
Das verlangen acht Wiener Einrichtungen – das Theaterhaus Dschungel Wien, Institut für Jugendliteratur, Internationales Kinderfilmfestival, Märchenbühne „Der Apfelbaum“, Musisches Zentrum, wienXtra, WUK KinderKultur und das ZOOM Kindermuseum in einem offenen Brief an die Bundesregierung.
Das Salzburger Toihaus Theater verlangt in einem Offenen Brief: „Die Diskussion über die Abwägung zwischen öffentlicher Gesundheit und Zugang zu geistiger Nahrung für kleine Kinder wird kaum geführt. Wir fordern deshalb, dass Vorstellungen für Kinder im kleinen Rahmen und unter Einhaltung von besonderen Schutzkonzepten stattfinden können!“
Leisten Bildungsaufgaben
„Kreativität, Fantasie, die spielerische Auseinandersetzung mit Ängsten, Emotionen, Vorurteilen sowie gesellschaftlichen und ökologischen Problemen – all das leisten Kulturinstitutionen für Kinder und Jugendliche. Gerade jetzt sind sie wichtig!“, schreiben die genannten Wiener Institutionen und weisen darauf hin, dass sie viel Zeit und Geld in Sicherheitskonzepte investiert haben – von Hygienemaßnahmen bis zu Abstandsregeln und halber Belegung. „Wir fordern, dass Kinderkulturinstitutionen als Bildungsinstitutionen eingestuft und in das Bildungskonzept einbezogen werden. Bitte lassen Sie uns am 7. Dezember öffnen!“, heißt es abschließend.
Weshalb Kultur für Kinder besonders wichtig ist - Video-Statements
Leiter_innen einiger der oben genannten Kinderkultureinrichtungen und dazu der Direktor des Tehaters der Jugend schildern in einem rund 7-minütigen YouTube-Video, weshalb Kunst und Kultur für Kinder besonders wichtig ist und dass sie - wie auch in der UN-Kinderrechtskonvention verankert, ein Recht darauf haben.
Hier unten geht's zu diesem Video.
Macht die Theater für die Kinder auf!
„Für Dezember standen am Toihaus drei Kinderstücke mit insgesamt 20 Vorstellungen am Programm, sie mussten abgesagt werden. Die Gefahr einer Ansteckung bei einer Theatervorstellung ist nicht gleich Null, aber sie kann mit guten Schutzkonzepten sehr minimiert werden (begrenzte Anzahl an Familien, Abstand, wie Plexiglaswände zwischen den Besuchergruppen, Tragen von Mund-Nasen-Schutz auch während der Vorstellung, Vorstellungen für fixe Gruppen wie Kindergärten)“, heißt es im Offenen Brief aus Salzburg, der in der Folge auch grundsätzlicher auf die Thematik eingeht.
„Die Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft. Und unsere Gesellschaft erlebt gerade eine große Krise. Um Krisen bewältigen zu können, braucht es starke, kreative, kritische, selbstverantwortliche Menschen. Damit aus Kindern solche werden, benötigen sie Anregungen zum freien Denken. Das Theater ist einer der Orte, der dazu beitragen kann.
Wir sind bereit, jederzeit Theater für die Jüngsten zu spielen. Und wir geben nicht auf, solange die Hoffnung besteht, spielen zu können“, so die Leiterinnen des Toihaus Theaters Cornelia Böhnisch (Künstlerische Leitung), Katharina Schrott (Künstlerische Leitung) und Karin Bitterli (Administrative Leitung).
„Streamen ist wie Instant-Nahrung“
Die künstlerische Leiterin des Salzburger Theaters, Cornelia Böhnisch schreibt weiters: „Auf das Streamen von Vorstellungen im Internet wird am Toihaus verzichtet. Eine gestreamte Kindertheatervorstellung ist, wie sich von Instant-Suppen zu ernähren, statt frisch Gekochtes zu sich zu nehmen. Live entfaltet das Theater seine Kraft und Magie.“
Umplanung des BimBam-Festivals
In diesem Sinne laufen nun die Vorbereitungen für das achte internationale Festival BimBam für Klein(st)kinder (20. Februar und 14. März 2021) auf Hochtouren.
„Uns ist es nach der ungewollten Stille im Theater während des Shut Down ein besonderes Anliegen, 2021 einmal mehr ein Festival für Klein(st)kinder auszurichten. Denn Kinder gehören zu den ,großen´ Verlierer*innen im Lockdown. Lange gab es keine Möglichkeit im Theater den Horizont zu weiten und zu staunen, vermittelt sich die Magie des Theaters doch vor allem im Live-Erlebnis! Genau jetzt sind Fantasie, Improvisationsvermögen, Sensibilität und offene Sinne mehr denn je gefragt“, so die künstlerische Leiterin des BimBam-Festivals Katharina Schrott.
„BimBam 2021 ist unter sehr ungewöhnlichen Rahmenbedingungen entstanden. Wegen der eingeschränkten und sich immer wieder ändernden Reisebeschränkungen wurde das Festival so programmiert, dass die Kompanien länger vor Ort bleiben und auch öfter spielen, als dies bei den vorangegangenen Festivals der Fall war“, berichtet Katharina Schrott über ihre Planungsarbeit.
Das Festival wird um die 50 Kindertheater-Vorstellungen an verschiedenen Spielstätten in der Stadt Salzburg, im Land Salzburg, in der Steiermark und in Oberösterreich zeigen. Aus Frankreich, Deutschland und Österreich werden Theatergruppen mit ihren preisgekrönten und besonderen Stücken zu Gast sein. Das Toihaus Theater wird im Rahmen des Festivals fünf Eigenproduktionen zeigen.
Den Theaterleiter*innen geht es um Grundsätzliches, also wieder ein Theatererlebnis für Kinder zu ermöglichen. Denn Theater hat seine Ursprünge unter anderem in Heilungsritualen. Diese sollten wir gerade in der jetzigen Zeit ermöglichen.
„Macht die Theater für die Kinder auf! Die Zukunft sind unsere Kinder ꟷ und diese benötigen JETZT unsere Unterstützung“, so das Leitungsteam des Toihaus Theaters.
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