Freundschaft, Teilen, Freiheit

Vor und hinter Gittern - je nach Blickwinkel
„Krähe und Bär“ in einer puren Schauspielversion, streckenweise zu textlawinös, im Wiener WuK.

Auf dem Flug zu Futter im Bärenkäfig stürzt die Krähe in das Wasserbecken. Mit Müh und Not bringt sie den pelzigen Insaßen im Tiergarten dazu, ihr aus dem Wasser zu helfen, ihr somit das Leben zu retten. Ihr aber etwas von seinem reichlich gefüllten Fress-Kübel abzugeben – fast unmöglich.

Noch mehr als der Gedanke an teilen ist dem Bären überhaupt die Gesellschaft – in dem Fall der Krähe – zuwider. Und ihr wiederum scheinen die Gespräche, die Gemeinschaft fast noch wichtiger zu sein als ein paar Bissen gegen den Hunger zu kriegen. Obwohl den Bären die Anwesenheit der Krähe und noch mehr ihre Art, ihn doch in Gespräche zu verwickeln, nervt, verspürt er nach wenigen Tagen so etwas wie eine Leere, wenn sie nicht da ist. Sie hat immerhin die Freiheit, über alle mauern hinweg zu fliegen, er hingegen... eh kloar.

Pures (Schau-)Spiel

Freundschaft, Teilen, Freiheit
Szenenfoto aus der Aufführung im Wiener WuK

Krähe und Bär. Die Sonne scheint für uns alle“ ist ein Stück, das Martin Baltscheits Buch aufbaut und schon von etlichen Theatergruppen – auch in Wien – gespielt wurde. Nun ist es in einer sehr puren, erzählerischen, allerdings recht text-lawinösen, Version im WuK (Werkstätten- und Kulturhaus) zu sehen. Mit wenige Requisiten, auf ihre Erzähl- und Schauspielkunst fokussiert werden Michaela Obertscheider und Klemens Dellacher zu Krähe und Bär – und umgekehrt als sie Körper tauschen. Die beiden Wärter zu Beginn hätten sie sich ebenso sparen können wie die vor allem anfangs gehäuften Ansagen, was jetzt eigentlich zu sehen oder zu spielen sei – sie können auf ihr Spiel vertrauen.

In der recht dichten Stunde lotet das Stück so klein und doch so groß Grundthemen wie Freundschaft – echt oder nur um an Futter zu kommen - Teilen, Freiheit und Gemeinschaft aus – immer wieder auch mit witzigen Momenten sowie Wort- und Sprachspielen.

Krähe und Bär. Die Sonne scheint für uns alle
nach dem Buch von Martin Baltscheit
rund eine Stunde, ab 8 J.

Krähe – wenn nicht wer anderer: Michaela Obertscheider
Bär – die meiste Zeit: Klemens Dellacher

Wann & wo?

Bis 8. Dezember 2017
WuK – Werkstätten- und Kulturhaus
1090, Währinger Straße 59
Telefon: (01) 40121-0
www.wuk.at

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