Kindergarten-Reportage: Paradiesische Insel der Normalität

Gemeinsam eine große Burg bauen und dazwischen zwanglos bewegen
Kinder-KURIER-Lokalaugenschein in einem großzügigen, offenen Kindergarten – im Bildungscampus Seestadt.

Eine ganze Burg wächst da auf dem Boden – aus hölzernen Bausteinen mit bunten glitzernden Steinen. Architekt_innen und Baumeister_innen in einem sind Kaya, Haris, Hannah, Simon Adian, sowie Luca und noch ein Luca. Als es kaum mehr Nachschub an den besagten Baustein gibt, erweitern die Kinder ihre Burg mit großen und kleineren Kisten.

Wir befinden uns auf Lokalaugenschein im Kindergarten, der zum Bildungscampus am Hannah-Arendt-Platz in der Seestadt Aspern (Wien-Donaustadt) gehört. Der hat, wie alle anderen Kindergärten auch, offen. Knapp mehr als die Hälfte aller Kinder (17.212 von 33.317 – zweite Jännerwoche) sind in Wien auch tatsächlich in dieser ersten Bildungseinrichtung - in den städtischen Kindergärten; in privaten Einrichtungen sind mitunter bis zu neun von zehn Kindern anwesen, im Theresianum beispielsweise 90 von 130.

Baustelle ...

... ist ein großzügiger offener Raum zwischen einigen Gruppenräumen. Gleich daneben stehen Tische für andere Kinder, die gerade jausnen. Hinter der Burg, direkt an den großen Glaswänden, die den Blick ins Freie eröffnen, stehen schräge und andere Podeste, die zum darüber gehen, laufen oder balancieren einladen. Die genannten Kinder legen beim Bauen auch immer wieder solche Bewegungspausen ein. An einer Ecke der Burg sitzt die Pädagogin Julia. Hin und wieder sitzt eines der Kinder auf ihrem Schoß.

Irgendwie wirkt hier alles fast wie eine Insel der Seligen. Kinder erleben Normalität, können spielen, ohne ständig auf Abstand hingewiesen oder nur halbe Gesichter ihrer vertrauten Pädagog_innen zu sehen. Wobei sie die seit fast einem Jahr bekannte Realität ganz gut kennen, keine und keiner fürchtet sich vor den Besucher_innen, die natürlich alle maskiert sind und auf Abstand achten.

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Gemeinsam eine große Burg bauen und dazwischen zwanglos bewegen

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Tierisch

In einer der Gruppen dreht sich vieles der Spiele um Tiere. Lydia, Adrian, Tara, Emma, Arda und Ivan „befüllen“ eine klassische Kunststoff-Transportbox für Haustiere immer wieder mit dem einen oder anderen oder gleich mehreren Kuscheltieren. Ivan legt einem Stoffhund Leine und Beißkorb an und geht mit ihm in dem weitläufigen Gruppenraum sozusagen Gassi. Von Rafael, dem Pädagogen, kriegt er eine Metallschüssel, um seinem Hund, den er Gigi nennt, Wasser zu geben, wofür er ihm natürlich zuvor den Beißkorb abnimmt.

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Zoogeschäft

Lydia und Adrian bedienen das Zoogeschäft, in dem der Pädagoge mit ihnen Einkaufen spielt. Sie suchen Futter, Leine und was Rafael sonst noch bestellt zusammen, um es ihm auf der Budel des Ladens zu überreichen, berechnen, was er zu zahlen hat und bedienen dazu die Spielzeug-Registrierkassa. Wer gerade nicht tierisch spielt, begibt sich ins vielleicht kleinste Bällebad, das es gibt – groß genug für genau ein Kind, oder schaukelt auf einer freistehenden hölzernen Wippe.

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Bücher

Oder holt sich das eine oder andere Buch aus dem kleinen Regal mit Bilderbüchern in einer Ecke des Gruppenraumes wie Lydia, die nun das Regal durchstöbert. „Das mag ich gerne“, vertraut sie dem Reporter an. Eine Kollegin von ihr knotzt mit einem dicken Buch mitten auf dem Boden – eine Art Lexikon über alle Pokémon und deren Eigenschaften und Welten. Tara und Emma, die noch immer mit den Kuscheltieren zugange sind, sagen dem Kinder-KURIER, „am liebsten mögen wir hier, dass wir immer viele neue Sachen lernen“. Ivan schätzt das Spiel mit dem Stoffhund, den er genauso nennt wie seinen eigenen erst vor kurzem bekommen echten Hund. „Um den kümmere ich mich auch, füttere ihn und gehe mit ihm Gassi – echt!“

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Fußballtrainer, Zivildiener, Kindergartenpädagoge

Der Pädagoge, vom Kinder-KURIER befragt, erzählt von seinem Werdegang, dass er schon als 16-Jähriger als Aushilfs-Nachwuchstrainer beim SV Aspern bei den Jüngsten tätig war, und da gespürt hat, dass ihm die Arbeit mit Kindern Spaß macht und erfüllt, „weil die Kinder sehr viel annehmen“. Nach seinem Zivildienst in einem Kindergarten absolvierte er das 2 ½-jährige Kolleg, „in dem wir ab dem dritten Semester schon viel Praxis im Kindergarten hatten, was mich in meiner Berufswahl nur noch bestärkt hat“. Am meisten an seinem Beruf „gefällt mir, dass ich den Kindern viel vermitteln kann und wir aber auch gemeinsam lernen“. So ist die hier auffallende „tierische“ Spielwelt eine Folge davon, „dass vor kurzem zwei Kinder Haustiere bekommen haben, so wurde es zum Gesprächsthema und ich hab’s jetzt zum Spielthema gemacht, wo wir viel rund um Haustiere lernen.“

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Bauen und bewegen

Zurück zu den Burgbauer_innen – die wir kurz verlassen mussten, weil ein Filmteam für die Stadt Wien auch deren Arbeit festhalten wollte: Hannah liebt hier „mit Freundinnen und Freunden zu bauen und auch herum zu springen“ kaum ausgesprochen schlägt sie im freien Raum zwischen Bauwerk und Tischen ein Rad nach dem anderen. Kaya nennt als Lieblingsbeschäftigung „bauen“, Adin interessiert sich vor allem für Dinosaurier und einer der beiden Luca „mag besonders Bauen und mit Freunden spielen“. Auch Haris betont vor allem, hier „mit Freunden spielen zu können und im Turnsaal Ball zu spielen“. Als Springinkerl begibt er sich gleich danach in ein Spielgefährt das an einen Rollstuhl erinnert.

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Inklusiv

„Wir sind ein offener, inklusiver Kindergarten“, so Julia, die schon oben Pädagogin, „das heißt wir haben auch Kinder mit besonderen Bedürfnissen, im Moment zwar keines im Rollstuhl, aber hatten wir auch schon. Und wir haben – in Normalzeiten - keine starren Gruppen. Die Kinder wechseln auch und spüren selber, wenn eine Gruppe dann zu voll wäre. (Dies ist leider in der Coronazeit nicht möglich, da dürfen die Gruppen nicht gemischt werden.) Vor allem aber begegnen sich völlig normal Kinder mit und ohne Behinderung voll natürlich.“

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Herz aufgegangen

Seit vier Jahren ist sie als Kindergartenpädagogin im Einsatz, sie hat die seinerzeit noch BAKiP (BundesAnstalt für Kindergartenpädagogik, heute BAfEP (für Elementarpädagogik) besucht, „weil mir das am ehesten entsprochen hat. Und ich muss sagen, die Praxis im Kindergarten hat mich dann voll bestärkt, bei der Arbeit mit Kindern ist dann mein Herz voll aufgegangen und ich hab erst da so richtig für diesen Beruf zu brennen begonnen“, sagt sie dem Kinder-KURIER. Bei dem Gespräch strahlt sie so richtig und schätzt den „unfassbar wertvollen und achtsamen Umgang hier in diesem offenen Haus“.

Follow@kikuheinz

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Tag der Elementarbildung

Übrigens: am 24. Jänner ist der Tag der Elementarbildung (TdEb). In diesem Jahr steht dieser Aktionstag, der an die Gründung des Österreichischen Verbandes der Kindergarten- und Hortpädagog_innen erinnert (der heuer im Netzwerk elementare Bildung Österreich aufgegangen ist) erinnert, unter dem Motto „Spezielle Zeiten erfordern spezielle Maßnahmen“

"Die derzeitige Situation erfordert besonderen Ideenreichtum und Kraft, denn der TdEb 2021 findet dieses Jahr hauptsächlich online statt", so die Initaitorin dieser Aktion, Raphaele Keller.

Und so soll's gehen, ist ihre Anregung an die sehr kreativen Kolleg_innen des Berufsstandes der Kindergarten- und Hortpädagog_innen, als Beispiele für zeitgemäße „Aktionen“, die dann digital veröffentlicht werden, führt sie an:

Poster, Wandzeitungen, Plakate…

Fantasiereisen, Bildgeschichten, Zeichnungen, Comix,…

Kurzvideos, Fotos, Scans, Sprachaufzeichnungen, GIFs…

Einsendungen an

tagderelementarbildung@oedkh.at

 

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