Gedichte, Lieder, Spiel-Tipps - vor allem aber Kontakt!

Ein Gedicht - von Kindergartenpädagog_innen an "ihre" Kinder
„Distance-Learning bei den Allerjüngsten, in den Kindergärten. 20-seitige Beispielsammlung der PH-Steiermark.

„Länger ist es jetzt schon her,
dein Platz im Kindergarten, der ist leer.

Das Virus hat das alles gemacht,
doch wir haben stets an dich gedacht.
Wenn alles ist vorbei wird es wieder schön,
dann können wir uns endlich im Kindergarten wieder sehn.
Mama, Papa, Oma, Opa bringen dich dann wieder zu uns her, eines sollst du wissen, wir vermissen dich sehr :)

Dieses und andere selbst gereimte Gedichte haben Elementarpädagog_innen, besser bekannt unter Kindergärtner_innen an Kinder geschrieben.

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Der Shut-Down, „Haus-Arrest“ oder wie auch immer die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus genannt werden wollen, hat den regulären Betrieb auch in der Bildungseinrichtung für die Jüngsten weitgehend gestoppt.

Lernen auf vielen Ebenen

Auch wenn gar nicht so wenige Menschen Kindergärten und –Krippen eher für Betreuungsstätten halten, sie verstehen sich selbst und arbeiten als frühpädagogische Einrichtungen zur Förderung des Lernens auf vielen Ebenen – sachlich über emotional bis zu sozial.

Auch wenn Distance-Learning im Bereich der sehr jungen Kinder nicht nach dem Schema von Schulen ablaufen kann, haben viele Pädagoginnen und Pädagogen viele derselben Kommunikations-Mittel und –Wege schon bald nach Mitte März zu nutzen begonnen. Telefonate sowieso, aber auch WhatsApp-Nachrichten mit Fotos, Videos oder mithilfe anderer Plattformen und Tools. Es gibt Kindergärten, die eigene Homepages eingerichtet haben und dort Lieder, Tänze, Bastelanleitungen, Tipps für Spiele und noch mehr drauf gestellt haben.

„Auch wenn die … Zusammenarbeit mit Eltern sowie die Beziehungspflege und die Bildungsarbeit kein vollwertiger Ersatz für den „Normalbetrieb“ sein kann: Kontakte sind auf vielfältige Weise möglich … Durch das (telefonische) Erfragen der Befindlichkeiten der Eltern und Kinder wollen wir Engagement, Anteilnahme und Unterstützung signalisieren und Beziehungspflege leisten. Die Kontakteinschränkung soll dadurch auch aufgelockert bzw. unterbrochen werden. Ein weiterer Aspekt der Kontaktaufnahme ist es, Impulse zur Kompetenzentwicklung der Kinder zu setzen, indem Tipps, Spielanregungen und Ähnliches vermittelt werden“, heißt es zusammenfassend gegen Ende des Papiers."

 

Zusammenfassende Bemerkungen aus der "Beispielsammlung" der PH Steiermark

Genauso wichtig: Kontakt- trotz Abstand-Haltens

Mindestens genauso wichtig, wie Anreize, Animationen und Tipps zur weiteren frühen Bildung ist den Pädagoginnen und Pädagogen der soziale Kontakt. Aus dem Hin- und Her-Austausch erleben sie oft, wie wichtig den Kindern ist, nicht „vergessen“ zu werden oder über diesen Umweg auch zu erfahren, wie’s anderen Kindern der Gruppen geht oder auch anderen Mitarbeiter_innen im eigenen Kindergarten

Viele Kindergärtner_innen senden auch persönliche Grüße an den Geburtstagen der Kinder - in verschiedenster Form. Andere haben auch vor Ostern kleine Osternester gebastelt und vor die Haus- oder Wohnungstüren gebracht. Andere stellen Bücher- und Spiele in den Garderoben der Kindergärten zum Ausborgen zur Verfügung – zur Abholung durch Eltern oder ältere Geschwister. Natürlich wird alles davor sowie nach der Rückgabe desinfiziert.

Und weiter: „Seitens des Personals wird der Beziehungspflege eine hohe Bedeutung beigemessen. Tatsächlich macht es einen Unterschied, ob eine unpersönliche Anleitung für kreatives Gestalten online gestellt wird oder mit einem persönlichen Bezug zum Kind versehen wird, anknüpfend an die Erfahrungen des Kindes in der Einrichtung.“

Zusammenfassende Bemerkungen aus der "Beispielsammlung" der PH Steiermark

Beispielsammlung

Rund 150 Kindergartenleitungen und Studierende der Bachelorstudien Elementarpädagogik an Österreichs Pädagogischen Hochschulen haben ihre Aktivitäten und Erfahrungen zur Verfügung gestellt. Daraus hat Bernhard Koch, Professor an der PH Steiermark, eine 20-seitige Beispielsammlung seiner Studierenden sowie aus Kindergärten zusammengestellt. Die findet sich auf der Homepage des Berufsverbandes der Kindergarten- und Hortpädagog_innen (ÖDKH, Link unten) als PDF-Datei zum Runterladen – Link unten.

Davor noch einige Zitate - in eigenen Abschnitten.

„Es ist immer wieder berührend, wenn Kinder ausrichten lassen bzw. am Telefon erzählen wie sehr sie uns vermissen“, schreibt Laura Kainz, Leiterin des Kindergartens sowie der Kinderkrippe des Landeskrankenhauses in Hartberg (Steiermark) dem Kinder-KURIER. Sie hat uns auch das eingangs zitierte Gedicht sowie die Fotos der Post „ihrer“ Pädagog_innen an die Kinder zukommen lassen und fügt noch ein „auch wir vermissen „unsere“ Kinder schon sehr“ hinzu.

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Zur Website des Berufsverbandes

Auf der Homepage des Berufsverbandes findet sich aber nicht nur das hier mehrfach angesprochene 20-Seiten-Papier, sondern auch schon eine frühe Stellungnahme schon bald nach dem Shut-Down, wieso die Distanz-Regeln im Umgang mit ganz jungen Kindern, die auch jetzt einen Kindergarten besuchen (müssen), so gar nicht eingehalten werden können.

Follow@kikuheinz

http://www.oedkh.at/

Heidemarie-Lex-Nalis-Preis

Vielleicht ergibt sich ja gerade aus den Erkenntnissen dieser herausfordernden Phase eine Arbeit, die für den nach der Pionierin der Elementarpädagogik in Österreich benannten Preis eingereicht werden könnte.

Bildungsportal -> permalink/3001686486562154/

 

„Noch haben nicht alle Pädagoginnen und Pädagogen Hemmnisse und Unsicherheiten bei dieser neuen Art der Kontaktpflege zu Familien und Kindern überwunden“. Dazu kommen auch rechtliche Unsicherheiten beispielsweise in Sachen Copyright was das Verschicken von Liedern und Videos betrifft, ebenso wie das Arbeiten über eigene, private Smartphones oder von privaten eMail-Adressen der Pädagog_innen aus."

Zusammenfassende Bemerkungen aus der "Beispielsammlung" der PH Steiermark

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