Humorvolle Protestaktion: Begräbnis mit Wiederauferstehung der Kunst

Trauerzug mit einem Sarg auf dem groß KUNST steht
Kabarettistin Aida Loos hielt Trauerrede als „Staatssekretärin Andrea Mayer“ vor dem Rathaus in Schwechat (Niederösterreich).

Rund 100 Menschen begleiteten am Samstagnachmittag einen Trauerzug mit großem Holzsarg vom Theater Forum Schwechat über eine größere Schleife zum Rathaus dieser niederösterreichischen Stadt am Rande Wiens – alle mit Maske und Abstand.

„Nach langem schweren Leiden versagen die letzten Kräfte der Kunst“, war auf den Parte-Zetteln gestanden, die zur gemeinsamen Verabschiedung geladen hatten.

Als Trauerrednerin angesagt, die Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer.

Tropf statt Topf

In deren Rolle schlüpfte die Kabarettistin Aida Loos, die schon Christiane Hörbiger und Philippa Strache genial parodierte. Augen zu, und du glaubst die jeweiligen Personen vor dir. Sie imitiert aber nicht nur die Stimme, sondern übernimmt den Sprachduktus, um dann doch die genau gegenteiligen Inhalte ans Auditorium zu bringen. Und sorgte damit wahrscheinlich für das erste Begräbnis, bei dem mitunter lauthals gelacht wurde.

Unter anderem sagte die "Statssekretärin" alias Aida Loos: "Die hohe Kunst in der Kunst ist es oiso, davon leben zu kennan. Wir, die Regierung, haben in den letzten Monaten alles dran gesetzt, eben das mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern. Der versprochene Gödtopf woar in Wirklichkeit a Gödtropf, des erklärt a, warum das Göd so laungsam gflossen ist und das Schicksal der Kultur is oiso nichts ois a Rinnsal...."

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Aida Loos als Kultur-StaatssekretärinAndrea Mayer...

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Rede des kaufmännischen Leiters des Theater Forum Schwechat, Daniel Truttmann

Doch halt, schon die genannte Parte ließ eine Hintertür offen – „ihr (der Kunst) letzter (?) Weg …“ Das Fragezeichen war kein Zufall. Nach der Trauerrede gab’s kräftiges Glockengeläute – aus dem Sarg. Der Deckel hob sich. Die künstlerische Leiterin des Theater Forum Schwechat, Manuela Seidl und die 13-jährige Letitia, die bei der Aktion gerne mitmachen wollte, erhoben sich. (In der Früh hatten sie sich noch testen lassen, bevor sie sich am Nachmittag in den Sarg legten.)

Die Theaterdirektorin gab die „Antwort der Kunst persönlich. Lasst mich raus!!!! Was glaubt ihr wer ihr seid? Die Kunst lässt sich nicht so einfach begraben und umbringen! Ich habe schon ganz andere Dinge überlebt und bin immer wieder wie der Phönix aus der Asche auferstanden! Anders, und für euch Banausen, die ihr mich loswerden wollt, gesagt: den Wurschtl, meine Lieben, den kann keiner erschlogn!“

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Das Theater und befreundete kulturbegeisterte Menschen hatten die Aktion bewusste am Welttag der sozialen Gerechtigkeit organisiert, um „auf die Bedrängnis der Kulturszene aufmerksam machen, insbesondere auf die prekäre Situation von Künstlerinnen, Künstlern, Kulturschaffenden und Kulturdienstleistern“.

Die Freiheit der Kunst als Teil der Grundfeste einer demokratischen Gesellschaft müsse  in Österreich und auf der ganzen Welt Geltung bewahren, gleichzeitig wurde betont, „diese Kundgebung soll nicht die COVID 19-Erkrankung bagatellisieren, geschweige denn die Gefahren leugnen! ABER: Die Corona Krise darf nicht dazu missbraucht werden, Menschen- und Freiheitsrechte auszuhebeln.“

Dabei wurde unter anderem gewarnt „vor verstärkt aufkommender sozialer Ungerechtigkeit, das ungerechte Verteilen der Mittel zur Krisenbewältigung sowie Spaltung und Entsolidarisierung unserer Gesellschaft“.

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