Schickt doch auch Rassisten vor die Tür …
Bevor sie leibhaftig auf der Bühne des wiener Theaters Akzent erscheint, taucht Aida Loos in ihrem dritten Soloprogramm im Video auf – aus Unmengen von (Rauch-)Wolken. „FilterLoos“, so der Titel des neuen dichten eineinhalb-stündigen Programms (eine Pause), schon im entsprechenden Schriftzug verfasst, dreht sich weite Strecken um ihr Rauch-Ende. Das sie doch nicht so einfach looslässt. Sucht-Entzüge sind keine leichte Sache. Auch wenn sie von gleich auf jetzt den Entschluss fasste.
Trotz der Themen-Schwere tanzt sie – wie immer extrem wort- und sprachverspielt – durch den Bühnenabend. Lächeln, Schmunzeln, kräftiges Lachen – manchmal auch Sickerwitze gehören auch zu diesem Aida-Programm wie das in Sekundenbruchteilen erfolgende Switchen von einer Person in eine andere – andere Sprachfärbung, andere Grund- oder Geisteshaltung der dargestellten Typen ausstrahlend. Vom Prolo-Fitness-Trainer bis zu – fast eine Konstante ihrer Programme – ihrer Mutter mit der charakteristischen Färbung von Deutsch einer Perserin. Samt Ironisierung so mancher Ansichten. „Ich weiß, was es wird“, sagt die schwangere Mutter, „ein Doktor, denn außer Arzt oder Anwalt als Beruf gibt es sonst nur Schande“.
Filterloos dreht sich aber nicht nur ums Rauchen. Immer wieder schlägt die Kabarettistin – wie in all ihren Programmen – fast ansatzlos Brücken zu gesellschaftspolitischen Themen. So hofft sie, dass mit Rassisten bald genau so umgegangen werden könnte wie mit Rauchern – draußen vor der Tür oder in abgetrennten Bereichen.
Filterloos bzw. ungeschminkt greift sie aber auch Tabuthemen auf, solche von denen ihre Mutter sagt, „wir sagen dazu immer nur da unten“. Und widmet Hoden, Tampons (wort-)witzige Nummer, dem sich-Schämen der Mutter über diese Passagen des Programms ein eigenes Lied – am Klavier begleitet von Johannes Glück (wie auch bei drei anderen Liedern). Und schlägt auch hier eine Brücke zur (Gesellschafts-)Politik. Noch immer werden in Österreich Tampons mit dem Luxus-Satz von 20 Prozent mehrwert-besteuert ;(
Übrigens: in Kenia hat das Parlament schon vor acht Jahren beschlossen, auf Frauen-Hygieneprodukte keine steuerlichen Abgaben einzuheben. In Kanada wurden nach einer Petition mit mehr als 74.000 Unterschriften die „Tampon-Steuer“ Mitte 2015 gestrichen.
Schau-TV-Beitrag
Ausschnitte aus dem Programm - gedreht von Wolfgang Semlitsch
sowie Talk im Studio
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