Zweisamkeit in der Corona-Isolation: Doch kein Babyboom?

Surprised Baby
Zu Beginn des Ausnahmezustandes wurde angenommen, dass der verordnete Lockdown zu mehr Schwangerschaften führen könnte. Der erwartete Corona-Babyboom dürfte wohl ausbleiben.

In den allermeisten Ecken der Welt wurden im März Ausgangsbeschränkungen verordnet. Den Großteil der Paare verschlug es in die eigenen vier Wände. Die isolationsbedingt vermehrte Zeit zu zweit wurde zu Pandemie-Beginn als Indikator für mehr Schwangerschaften – und eine infolge erhöhte Geburtenrate – gehandelt.

Daten aus den USA belegen nun das Gegenteil: Etwa ein Drittel der Frauen legt die Familienplanung angesichts der Lage vorübergehend komplett auf Eis, wie die Auswertungen einer Umfrage des Guttmacher Institute, eine Forschungsorganisation für reproduktive Gesundheit, offenbaren. Befragt wurden mehr als 2.000 heterosexuelle Frauen zwischen 18 und 49 Jahren. 40 Prozent gaben an, ihre Babypläne – sowohl Zeitpunkt als auch Anzahl der Kinder – wegen der Ausnahmesituation zumindest adaptiert zu haben.

Bei rund 17 Prozent der Frauen hat das Virus den Kinderwunsch beflügelt: "Sie wollen nun früher und mehr Kinder bekommen", schreiben die Studienautoren, die die veränderten Absichten auf die sozioökonomischen Folgen der Krise zurückführen. "Pandemiebedingte Sorgen um Finanzen und Arbeitsplatzstabilität sowie allgemeines Unbehagen beim Blick in die Zukunft können die Einstellung in puncto Kinder ändern."

Von Coronials und Quaranteens

Im Netz kursierten im Frühjahr schon Namen für in der Quarantäne gezeugten Nachwuchs: Coronials oder Quaranteens. Steigende Bestellungen von Sextoys ließen einen intimen Beziehungsboost vermuten.

Mittlerweile hat sich nicht nur gezeigt, dass – vor allem krisenbehaftete – Beziehungen durch die Pandemie eher strapaziert als belebt wurden. Scheidungsanwälte und Paarberater verzeichnen seit Wochen eine enorm erhöhte Nachfrage von unglücklichen oder trennungswilligen Paaren.

Der Blick auf die Geschichte führt auch vor Augen, dass frühere Krisen, etwa die jüngste Weltfinanzkrise zwischen 2007 und 2008 oder die Influenzapandemie 1918, stets zu einem Geburtenrückgang führten. Bereits im Juni prognostizierten Forscher, dass in den USA 2021 rund 500.000 weniger Babys geboren werden. Für ihre Vorausschau werteten die Forschenden der Brookings Institution Daten aus früheren Studien zur Fruchtbarkeit in den Vereinigten Staaten während der Weltfinanzkrise sowie der Influenzapandemie aus. In die daraus abgeleitete Hochrechnung gingen auch aktuelle Daten zur Arbeitslosigkeit in den USA mit ein.

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