Die Erkenntnis sei kein Grund, die Familienplanung hinauszuschieben, wie Philipp Klaritsch von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Graz festhält: „Man sollte deswegen keine panische Angst verbreiten.“ Nach derzeitigem Stand der Forschung komme es bei mit dem Coronavirus infizierten Schwangeren nur in Einzelfällen zu Komplikationen. Wobei Klaritsch einräumt: „Man lernt jeden Tag über dieses Virus.“ Welche Auswirkungen eine Erkrankung auf Mutter und Kind letztendlich haben könne, sei noch nicht endgültig geklärt.
So wie bislang auch Unklarheit darüber herrschte, ob es überhaupt zu einer Ansteckung des Ungeborenen im Mutterleib durch die infizierte Mutter kommen kann – wenngleich bereits in einer früheren Studie Verletzungen an der Plazenta bei betroffenen Schwangeren festgestellt wurden. Mit dem Virus war dennoch keines der Neugeborenen infiziert.
Klaritsch, der für die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) einen Leitfaden zum Umgang mit Covid-19 während der Schwangerschaft und dem Wochenbett erstellt hat, geht davon aus, dass das auch weiterhin die Ausnahme bei infizierten Schwangeren bleiben wird. „Damit es zu einer Übertragung über die Plazenta kommen kann, muss die Mutter eine sehr hohe Viruslast im Blut haben.“ Schwangere hätten jedoch nach derzeitigem Wissensstand kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung. Anders sei das bei der Influenza, bei der das Risiko für einen lebensgefährlichen Verlauf für Schwangere deutlich höher sei als für Nicht-Schwangere.
Laut der im Fachmagazin Nature Communications publizierten Studie zur Ansteckung über die Plazenta, ist dieser Übertragungsweg in den letzten Wochen der Schwangerschaft möglich. Darüber, wie gefährlich eine Infektion in der Frühschwangerschaft sein kann, weiß man laut Klaritsch „wenig, weil es wenige Fälle gibt.“
Keine Risikogruppe
Schwangere als Risikogruppe zu definieren, wie es kürzlich die US-Gesundheitsbehörden getan haben und es hierzulande die Gewerkschaft fordert, hält Klaritsch nicht für notwendig. „Eine gesunde Vorsicht ist aber sicher sinnvoll.“ Auch die Kriterien für einen frühzeitigen Mutterschutz seien nicht gegeben, wenngleich es gelte, sich an die Empfehlungen des Arbeitsinspektorats für Schwangere zu halten.Elisabeth Mittendorfer
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