Rohstoffe wie Gold im Vordergrund
Seltene Erden, Edelmetalle oder das für die Kernfusion wichtige Helium-3 warten im Mondboden. Während die USA aktuell vier Milliarden Euro für einen einzigen Flug zum Mond verfeuern, hat Indien ein Jahresbudget für den Weltraum von gerade einmal rund 1,5 Milliarden Euro. Der Flug zum Mond und zurück kostete keine hundert Millionen Euro. Billig, praktisch, gut.
Während die europäische Weltraumagentur ESA jährlich sieben Milliarden Euro zur Verfügung hat und frühestens 2030 eine Mondlandung plant, blieb Indien noch genügend Geld, um heuer den Forschungssatelliten „Aditya-L1“ zur Sonne zu schicken. Außerdem startet im Jänner das Weltraumlabor XPoSat zur Erforschung Schwarzer Löcher und an einer Landung auf der Venus wird bereits eifrig geplant.
Premierminister Narendra Modi will, dass sein Land bis 2040 erstmals einen Astronauten auf den Mond schickt. Die indische Weltraumbehörde Isro möchte - wie China und die USA - nun ebenfalls eine Raumstation auf dem Erdtrabanten errichten.
Abbau von Rohstoffen wird rentabel
Allerdings ist das ehrgeizige Programm nicht frei von Kritik, bezieht das Land doch gleichzeitig auch Milliarden an Entwicklungshilfe und dürfte Deutschland in den kommenden Jahren als viertgrößte Wirtschaftsmacht ablösen. Doch umgekehrt sind Investitionen in den Weltraum auch Investitionen in die Zukunft, selbst China setzt hier zunehmend auf private Firmen und kurbelt damit die Privatwirtschaft an.
Auch wenn es für viele noch nach Science-Fiction klingt, so erwarten Experten, dass es durch den immer größeren Wettbewerb und dadurch billigere Flüge, im kommenden Jahrzehnt sogar rentabel wird, Rohstoffe auf fernen Asteroiden abzubauen und zur Erde zu bringen.
Während Europa den Trend völlig verschläft, suchen die großen Raumfahrtnationen nach Partnern - und werden rasch fündig. Saudi-Arabien etwa möchte in das extrem kostenintensive, bemannte Artemis-Mondlandeprogramm der NASA und bei Elon Musks SpaceX ensteigen. Auch China sammelte zuletzt Unterstützungen für seine Allpläne ein, Kooperationen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten oder Venezuela wurden fixiert. Ob Indien da mit seine Billig-Missionen langfristig mitmischen kann, wird sich erst zeigen.
Indiens Missionen kosten weit weniger als die NASA-Flüge
Zum Vergleich: Die indische Sonnenmission Aditya-L1 kostete knappe 50 Millionen Euro, die ESA-Mission Solar-Orbiter hingegen 300 Millionen Euro, und die Parker Solar Probe der NASA sogar stolze 1,4 Milliarden Euro. Das zeigt, dass Indien durchaus konkurrenzfähig sein kann. Wobei das Entwicklungsland im Schatten der großen Nationen sogar bereits in den 60er-Jahren erste Satelliten gestartet hat. Zuletzt war man allerdings auf Partnerschaften mit Russland oder den USA angewiesen. Das bevölkerungsreichste Land der Erde wollte aber nicht der ewige Juniorpartner sein und setzte deshalb zunehmend auf eigene Missionen mit Raketen im Eigenbau, die auch Menschen befördern können.
Im kommenden Jahr sollen jedenfalls erstmals Vyomanauten (so werden Astronauten in Indien genannt) in einer indischen Raumkapsel die Erde umrunden. Und eines wird im Westen gerne übersehen: Es war eine indische Sonde, die 2008 erstmals Wasser am Mond nachweisen konnte. Erst damit begann das neue Wettrennen um Reisen zum nächsten Himmelskörper. Manche Experten sehen Indien bereits als gleich großen Herausforder wie China für die USA.
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