16 Mondflüge in den nächsten Monaten: Was steckt dahinter?
Firmen wie Astrobotic, Intuitive Machines oder Firefly Aerospace sind den meisten Menschen wohl (noch) unbekannt. Doch alle drei Unternehmen rittern mit mehreren prominenten Konkurrenten darum, in den nächsten Monaten als erstes Privatunternehmen auf dem Mond zu landen.
Aber die Liste der Interessenten ist ohnehin viel länger: USA, China, Japan, Indien, Russland, Israel, Deutschland und sogar die Vereinigten Arabischen Emirate arbeiten an unbemannten Landungen auf dem Erdtrabanten. Allein bis Ende 2024 wollen 16 Missionen sanft auf der Mondoberfläche aufsetzen. Mittendrin im Getümmel auch bekannte US-Milliardäre wie Jeff Bezos oder Elon Musk.
Indien, Japan, Russland
Die indische Chandrayaan-3 und die erste russische Sonde seit fast 50 Jahren, Luna-25, sind aktuell unterwegs und landen im Laufe der nächste Woche. Es ist sogar möglich, dass erstmals zwei Raumfahrzeuge am gleichen Tag aufsetzen.
Bereits kommenden Samstag will Japan seine SLIM-Mission starten und einen kleinen Roboter auf den rund 380.000 Kilometer entfernten Himmelskörper bringen. Sowohl für Japan als auch Indien wäre es der erste erfolgreiche Versuch.
Zum Vergleich: In den 80er-Jahren gab es keine einzige Mondmission, in den 90ern gerade einmal drei. Von 2000 bis 2020 fanden insgesamt genauso viele Flüge statt wie in den kommenden 16 Monaten geplant sind.
Doch was wollen plötzlich alle auf dem Mond?
Es ist jedenfalls kein Zufall, dass einige der Sonden und Rover verschiedenste Bohrgeräte an Bord haben. Auch wenn viele Beteiligte gerne ihr wissenschaftliches Interesse hervorstreichen, geht es neben dem Prestige für die jeweiligen Regierungen vor allem um die Erkundung von Rohstoffen. Neben seltenen Erden steht vor allem Helium-3 ganz oben auf der Wunschliste - denn mit nur ein paar Tonnen davon könnte man ein Jahr lang einen Kontinent über Fusionsreaktoren mit Strom versorgen.
Suche nach Wasser auf dem Mond
Da in der Südpolregion vor einigen Jahren Wasser gefunden wurde, wollen China und die USA dort bis 2035 bemannte Raumstationen errichten. Einige der Flüge haben deshalb das Ziel, zu untersuchen, inwieweit dieses Wasser nutzbar ist. China baut dafür eine Sonde, die wie ein Frosch von Krater zu Krater hüpfen wird. Andere Rover sollen untersuchen, inwieweit Mondgestein dort als Baumaterial nutzbar ist.
Bisher ist der Rücktransport von Rohstoffen noch vollkommen unrentabel. Ein paar Kilo Mondgestein zur Erde zu bringen, kostet aktuell wohl einen dreistelligen Millionenbetrag. Hier kommen nun die Privatfirmen ins Spiel. Diese wollen als Taxis fungieren und die wertvolle Fracht und Material für die Mondstation in monatlichen oder sogar wöchentlichen Fuhren transportieren.
Der europäischen Weltraumorganisation ESA, die nur ein Zehntel des NASA-Budgets und aktuell nicht einmal eine flugfähige Rakete besitzt, kann dem Treiben hingegen nur zuschauen. Die Kooperation mit Russland wurde wegen des Ukraine-Krieges gestoppt. Einziger möglicher Beitrag an der großen Mondshow wäre der Aufbau eines Satelliten-Systems. Denn angesichts des regen Verkehrs von Raketen und Mondfahrzeugen soll ein GPS-System aufgebaut werden. Derzeit gibt es aber keine Anzeichen, dass die USA (und schon gar nicht China) bei so wichtiger Infrastruktur auf europäische Hilfe setzt.
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