Die Terrorgang: Gewalttätig, verurteilt und leicht zu manipulieren
Gewalt gegen Mitschülerinnen, Straßenschlachten, Hasspredigen und schließlich Bombenterror: Ein Blick in die Vergangenheit der Hauptprotagonisten des geplanten Anschlags auf das Taylor Swift-Konzert offenbart nichts Gutes.
Beran A. (19) und Luca K. (17) sind in Österreich geboren und im Großraum Wien beziehungsweise in Neunkirchen in NÖ aufgewachsen und zur Schule gegangen. Die Eltern des mutmaßlichen Terrorhirns stammen aus Gostivar, einer Stadt im Westen Nordmazedoniens, in der vor allem die albanische Volksgruppe lebt.
Sie sind seit über 20 Jahren in Österreich, haben aber eine enge Verbindung in ihre Heimat aufrecht erhalten.
Luca K. hat hingegen einen türkisch/kroatischen Familienhintergrund. Aufgewachsen ist er wohlbehütet in Neunkirchen. Im örtlichen Sportclub erinnert man sich an den jungen, talentierten Kicker, der in seiner Kindheit fast 70 Fußballspiele für den Verein bestritt. Ein schlechtes Wort verliert dabei niemand. Damals war er noch ein Kind.
Kennengelernt haben sich die beiden jungen Männer schon vor längerer Zeit in der Schule. In ihrer Freizeit haben sie das getan, was Jugendliche in dem Alter so machen: das Fitnessstudio besuchen, mit Gleichaltrigen "abhängen", bevor im heurigen Jahr eine deutlicher Bruch in der Lebenslinie der Beiden passiert sein soll.
Laut Medienberichten soll Beran A. in der Handelsschule Neunkirchen Mitschülerinnen belästigt und geschlagen haben. Zu einer Verurteilung ist es aber nicht gekommen.
Popstar der Salafistenszene
Traut man Geheimdienstinformationen aus Deutschland, soll Beran A. auf die Masche des salafistischen Hasspredigers Ahmad Abul Baraa hereingefallen sein.
Der 51-Jährige, der wegen seiner rund 50.000 Follower auf Tiktok als eine Art Popstar der Salafistenszene gesehen wird, steht seit Jahren unter strenger Beobachtung des Staatsschutzes in Deutschland.
Als Imam in einer einschlägigen Berliner Moschee hielt er laut deutschem Verfassungsschutzbericht enge Kontakte zu gewaltbereiten "dschihadistischen Salafisten“. "In seinen Predigten konstruiert er eine Verschwörung der westlichen Welt gegen den Islam, Muslime sind für ihn grundsätzlich Opfer“, heißt es vonseiten der Verfassungsschützer.
Gaben die Predigten den Ausschlag, weshalb Beran A. sein Erscheinungsbild änderte, sich einen langen Vollbart wachsen ließ, seinen Job im Ternitzer Stahlwerk im Juli hinschmiss und Anschlagspläne auf ein Konzert schmiedete, dass alles symbolisiert, was in der Welt radikaler Islamisten nichts verloren hat?
Teil des Bandenkriegs und verurteilt
Der milchgesichtige Luca K. soll trotz seines zarten Alters bereits bei Straßenschlachten in Wien eine große Nummer gewesen sein – und zwar im Bandenkrieg gegen die berüchtigte „505er“-Bande junger Syrer. Im März 2024 wurde er im Straflandesgericht Wien wegen schwerer Körperverletzung zu vier Monaten bedingter Haft verurteilt.
Der 17-Jährige geriet außerdem ins Visier der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), nachdem er regelmäßig eine Moschee in Wien-Meidling besucht haben soll. Dort wurden laut Ermittlern ebenfalls radikalislamistische Inhalte gepredigt. Luca K. war als Gerüstbauer beim Taylor Swift-Konzert beschäftigt. Als die Cobra ihn beim Ernst-Happel-Stadion festnahm, hatte er Propagandamaterial des IS und der Al-Kaida in seiner Tasche.
Laut seinem Verteidiger Nikolaus Rast hat der Bursche aber mit den Anschlagsplänen seines Freundes nichts zu tun. Die beiden seien öfter mit dem Auto des 19-Jährigen herumgefahren und hätten gemeinsam Lachgas inhaliert, mehr nicht, meint Rast.
Iraker festgenommen
Im Dunstkreis der beiden Verdächtigen ist es am Donnerstagabend zu einer weiteren Festnahme gekommen. Ein 18 Jahre alter Iraker soll mit Beran A. in Kontakt gestanden sein. Beim 18-Jährigen dürfte es sich ebenfalls um einen Sympathisanten der Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) handeln. Er soll IS-Propagandamaterial besessen und in sozialen Medien geteilt haben und außerdem vor wenigen Tagen einen Treueschwur auf den IS abgelegt haben – und zwar in Form eines Sprechgesangs, eines sogenannten Nasheeds.
Es gibt derzeit aber keine Hinweise, dass der 18-Jährige in die Anschlagspläne involviert war.
Intensiv von den Ermittlern befragt wurde auch ein 15-Jähriger. Der Jugendliche befindet sich auf freiem Fuß. Welche Rolle er gespielt haben soll, blieb vorerst unklar. Er werde weiterhin intensiv einvernommen.
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