Dienstag, 6. August, nachts
Seit den Abendstunden gibt es zwischen DSN, Bundeskriminalamt und Generaldirektion für die Öffentliche Sicherheit nur noch ein Thema: die Verhaftung des 17- und des 19-Jährigen. Denn seit wenigen Tagen soll klar sein: Die beiden Ternitzer sollen einen Anschlag auf das erste von drei Taylor-Swift-Konzerten im Ernst-Happel-Stadion geplant haben. Dabei will der 19-Jährige offenbar mit einem Auto und einer selbst gebastelten Bombe in die 20.000 Fans, die vor dem Stadion feiern, rasen. Sein Plan sieht vor, auf „die Ungläubigen“ mit Messern und Macheten einzustechen. Er fertigt ein Bekennervideo an, auf dem er mit Messern und IS-Botschaft am Leiberl posiert. Auch ein Blaulicht, wie jenes der Polizei, hat er sich besorgt. Es soll bei der Flucht hilfreich sein.
Mittwoch, 7. August, 7.00 Uhr
An der Adresse des 19-Jährigen formiert sich ein Großaufgebot an Polizisten und Sondereinheiten. Straßen werden gesperrt.
Mittwoch, 7. August, 8.45 Uhr
Im Elternhaus des 19-Jährigen wird Sprengstoff vermutet. Die Umgebung wird evakuiert, die Personen aus gut 60 Haushalten werden in Sicherheit gebracht. Techniker des Energieversorgers EVN kappen vorsorglich die Strom- und Gasleitung. Anschließend stürmt ein Einsatzteam der Cobra das Haus. Der Verdächtige wird festgenommen. Stundenlang durchsuchen Bombenentschärfer mit CBRN-Schutzausrüstung (chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren) das Gebäude und werden fündig. Neben Chemikalien zur Herstellung des Sprengstoffs TATP finden die Kriminalisten Zünder und andere Vorrichtungen, IS-Propaganda, 21.000 Euro Falschgeld und Anabolika-ähnliche Substanzen sowie Macheten und Messer. Erst nach Freigabe der Entschärfer gegen 19 Uhr am Abend können die Anrainer wieder in ihre Wohnungen.
Mittwoch, 7. August, 13.30 Uhr
Im unmittelbaren Umfeld des Ernst-Happel-Stadions kommt es nach Handypeilung zur Festnahme des 17-Jährigen. Erst später wird klar sein: Der Polizei ist er bereits bekannt. Die Landespolizeidirektion Wien soll ihn sogar zur Fahndung ausgeschrieben haben, weil er eine Rolle im Wiener Bandenkrieg spielen soll.
Mittwoch, 7. August, 18.00 Uhr
Erstmals treten der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, und Wiens Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl vor die Presse. Offiziell wird bestätigt: Die Taylor-Swift-Konzerte sind ins Visier des islamistischen Terrors geraten. Zu einer möglichen Absage will man sich nicht äußern.
Mittwoch, 7. August, 22.00 Uhr
Der Konzertveranstalter, Barracuda Music, sagt alle drei Konzerte des US-Superstars ab.
Mittwoch, 7. August, 24.00 Uhr
Tatort-Spezialisten des NÖ Landeskriminalamtes beenden die Spurensicherung im Haus.
Donnerstagnacht, 8. August
Stundenlang werden der 19- und der 17-Jährige befragt. Während der Jüngere schweigt, legt der 19-Jährige ein umfängliches Geständnis ab. Der zentrale Inhalt: dass er es „richtig fände, ungläubige Menschen zu töten“.
Donnerstag, 8. August, 11.15 Uhr
Das Innenministerium betont, dass „eine Katastrophe verhindert wurde“. Klar ist: Der 17-Jährige war vor den Anschlägen mehrfach im Stadion. Er war dort am Gerüst- und Bühnenbau beteiligt. Auch darum wird das Stadion gründlich durchsucht. Wie ernst es dem 17-Jährigen zudem gewesen sein soll, belegt, dass er sich zuvor von seiner Freundin getrennt hat. Ein Abschied.
Donnerstag, 8. August, 13.30 Uhr
Der Konzertveranstalter Ewald Tatar betont, dass die Absage „die richtige Entscheidung“ gewesen sei. Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) wendet sich auch an die Öffentlichkeit. Er verstehe die Traurigkeit vieler Swift-Fans, doch die Sicherheit sei wichtiger gewesen. Er bedankt sich beim Staatsschutz und ruft zur Einigkeit auf.
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