Terrorverdacht bei Taylor Swift: "Eine Katastrophe wurde verhindert"

Terrorverdacht bei Taylor Swift: "Eine Katastrophe wurde verhindert"
DSN-Chef: "Sein Ziel war es, sich selbst und eine große Menschenmenge zu töten." Der zweite Verdächtige war bereits beim Stadion und hatte sich eingeschleust.

Die Taylor-Swift-Konzerte in Wien sind nach Terrorplänen am Mittwoch abgesagt worden. Wie gefährlich die Lage war, gaben Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und die Behörden am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekannt. Offenbar hatten die Verdächtigen ein Blutbad geplant. Sprengstoff und IS-Materialen wurden sichergestellt. Auch ein Bekennervideo sei gesichert worden.

Innenminister: "Eine Tragödie konnte verhindert werden"

"Die Lage war ernst, die Lage ist ernst", sagte Karner bei der Pressekonferenz. "Aber wir können auch feststellen: Eine Tragödie konnte verhindert werden." Die Gefahr durch den islamistischen Extremismus in Europa sei nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober deutlich gestiegen. "Auch Österreich war und ist hier keine Ausnahme." Deswegen sei die Terrorwarnstufe auf vier angehoben worden - die zweithöchste Terrorwarnstufe. "Ich habe daher Verständnis für die Entscheidung des Veranstalters, das Konzert abzusagen." Er werde diesen noch heute treffen.

Karner verweist auf Attentate im Ausland

"Große Konzerte sind oft ein bevorzugtes Ziel von islamistischen Attentätern", so Karner, der auf Attentate im Pariser Bataclan, das Ariana-Grande-Konzert in Manchester sowie heuer in Moskau verwies. Karner zog auch einen Bogen zu dem britischen Taylor-Swift-Themen-Event, wo drei Kinder getötet wurden und es seither Ausschreitungen gibt.

Und Karner verkniff sich auch einen Seitenhieb auf einen seiner Amtsvorgänger nicht: "Ich will mir gar nicht ausmalen, wenn das BVT, das unter meinem Vorgänger Herbert Kickl zertrümmert wurde und abgeschnitten vom Informationsfluss war, zuständig gewesen wäre." 

Der Verdächtige "wollte sich selbst und eine große Menschenmenge töten"

Der Verdächtige, ein Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln, habe online seine Gesinnung ganz klar kundgetan, sagte DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner. "Sein Ziel war es, sich selbst und eine große Menschenmenge zu töten." Er habe heute oder morgen mit Sprengstoff oder mit Hieb- oder Stichwaffen zuschlagen wollen. 

Im Haus in Ternitz wurden Zünder und andere Vorrichtungen sichergestellt, daneben IS-Propaganda, 21.000 Euro Falschgeld und Anabolika-ähnliche Substanzen. Darüber hinaus hatte er ein einsatzfähiges Blaulicht, wie es die Polizei verwendet. Er hatte keine Karte für das Konzert, Ziel waren die vielen Zuschauer vor dem Stadion, rund 20.000 Personen. Ein Bekenner-Video hatte der Verdächtige löschen wollen, die Ermittler stellten es sicher. "Er ist ganz klar radikalisiert und findet es richtig, ungläubige Menschen zu töten."

Er soll vor einiger Zeit seinen Job gekündigt haben. Seither habe er sich mit den Vorbereitungen für das Attentat beschäftigt, sagen die Ermittler. Auch äußerlich dürfte sich der 19-Jährige verändert haben.

 

Zweiter Mann war bereits beim Ernst-Happel-Stadion

Der zweite Verdächtige, ein 17-Jähriger mit türkisch-kroatischen Wurzeln, war am Mittwoch bereits in der Nähe des Praterstadions gewesen und wurde von der Eliteeinheit Cobra festgenommen. Er war bei einem Facility-Management-Unternehmen für das Konzert angestellt gewesen (Reinigungs- und Ordnerdienste, Anm.). Durchsuchungen mit Diensthunden im Praterstadion hätten keine Gefährdungen zutage gefördert.

Unmittelbar vor dem geplanten Anschlag habe er die Beziehung zu seiner Freundin beendet.

Auch ein dritter Jugendlicher ist im Fokus der Ermittler. Es handelt sich um einen 15-Jährigen mit türkischen Wurzeln. Er wurde "angehalten" und nicht festgenommen, wie betont wird.

"Der IS ist zurück"

Grundsätzlich hielt Haijawi-Pirchner fest: "Der IS ist zurück". "Zentrale Akteure erhalten Anweisungen aus dem Ausland." Bei den Ermittlungen sei man auf ein islamistisches Netzwerk gestoßen.

Keine weiteren Verdächtigen gesucht

Aktuell sei "keine weitere Person flüchtig", sagte der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. Am 25. Juli kündigte der Verdächtige laut ihm seinen Job und kündigte an, er habe Großes vor. "Sein Aussehen passte er an", so Ruf. Der zweite, der 17-Jährige, der in Wien festgenommen wurde, habe kurz zuvor mit seiner Freundin Schluss gemacht. Die Vorbereitungshandlungen in Ternitz haben sich auf die Herstellung von Sprengstoff konzentriert. "Dieser Sprengstoff wurde auch hergestellt." Der Verdächtige hat ein vollumfängliches Geständnis abgelegt.

Die Absage der Taylor-Swift-Konzerte folgte am Mittwochabend

Die drei Taylor-Swift-Konzerte in Wien sind am Mittwochabend vom Veranstalter abgesagt worden."Auf Grund der Bestätigung durch Regierungsbeamte über einen geplanten Terroranschlag im Ernst-Happel-Stadion, haben wir keine andere Wahl, als die drei geplanten Shows zur Sicherheit aller abzusagen", gab der Veranstalter, Barracuda Music, am Mittwoch bekannt.  Die Tickets sollen in den kommenden 10 Tagen automatisch rückvergütet werden.

Die bisherige Berichterstattung im Überblick

Die Taylor-Swift-Konzerte in Wien wurden wegen Terrorwarnung abgesagt. Was wir wissen und was Fans tun können.

Taylor-Swift-Attentat: "Salam alaikum, ich will Waffen kaufen" Das mutmaßliche Terrorhirn und die Show des Staranwalts Solidarität in Wien: Eine glitzernde Botschaft gegen den Terror Geplanter Terroranschlag auf Wien-Konzert: Taylor Swift "am Boden zerstört" Das Terror-Protokoll: Wie der Anschlag verhindert wurde

Diese Fakten hat der KURIER bereits berichtet:

  • Der 19-jährige Hauptverdächtige aus Ternitz soll bereits im Juni einen Treueschwur auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) abgelegt haben. 
  • Der junge Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln soll offenbar die 20.000 Fans, die sich während der Konzerte außerhalb des Ernst-Happel-Stadions aufgehalten hätten, ins Visier genommen haben. Mit einem Auto wollte er dabei in die feiernden Swift-Fans rasen. Auch von Messern und Macheten, die zum Einsatz kommen sollten, ist die Rede. Alles erinnert an die Anschlagspläne auf die Pride in Wien.
  • Der Bau der Bombe soll weit fortgeschritten gewesen sein. Die Chemikalien dafür stahl er von seinem Arbeitsplatz.

Polizei rüstete auf

Die Polizei hatte am Mittwochabend massive Sicherheitsvorkehrungen für die drei Konzerte angekündigt. Eine "abstrakte Gefährdungslage" bestehe aber immer.

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