Planetenforscherin: Auf dem Mars warten Gold und Platin
Anahí Caldú Primo ist Vizestudienprogrammleiterin für Erdwissenschaften, Meteorologie-Geophysik und Astronomie an der Uni Wien. Die Planetenforscherin erklärt, was auf dem Mars interessant ist für die Menschheit.
KURIER: Zuletzt gab es wieder Hinweise, dass es Leben auf dem Mars gab und vielleicht noch gibt. Wie könnte Leben auf dem Mars ausschauen?
Caldú Primo: Bislang gibt es keine stichhaltigen Beweise dafür, dass es auf dem Mars jemals Leben gegeben hat. Das ist eigentlich eines der wissenschaftlichen Ziele von Curiosity, dem Rover, der 2012 auf dem Mars gelandet ist. Das Leben, das wir auf dem Mars zu finden hoffen, ist mikroskopisch klein, wie die ersten Lebensformen auf der Erde.
Wie beim Mond geht es auch beim Mars um Rohstoffe, was gibt es dort zu finden?
Auf dem Mars gibt es Elemente, die an Eisen gebunden sind. Einige Beispiele dafür sind Gold, Iridium und Platin. Ihre Mengen sind jedoch nicht so groß, dass es sich derzeit lohnen würde, sie abzubauen. Wichtiger ist es, auf dem Mars Materialien zu finden, die seine Besiedlung erleichtern könnten. Das Vorhandensein von Wasser ist sehr wichtig, nicht nur wegen des Wassers selbst, sondern weil es durch Elektrolyse in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten werden kann. Sauerstoff brauchen wir zum Atmen, und Wasserstoff kann als Treibstoff für die Raketen verwendet werden, die zur Erde zurückkehren. Wichtig ist auch, Regolith zu finden, also loses Gestein und Staub, die beim Bau von Siedlungen auf dem Mars helfen könnten. Die Frage ist also nicht mehr so sehr, was wir vom Mars mitnehmen können, sondern was wir nicht zum Mars mitbringen müssen.
Gibt es genügend Wasser auf dem Mars, das Menschen nützen könnten für den Aufenthalt dort?
Wir wissen nicht genau, wie viel Wasser es auf dem Mars gibt. Es gibt Missionen wie den Mars Ice Mapper (eine Zusammenarbeit zwischen der NASA und den italienischen, kanadischen und japanischen Raumfahrtagenturen), deren Ziel es ist, den Standort von gefrorenem Wasser auf dem Mars zu finden. Das meiste Wasser auf dem roten Planeten ist gefroren und nicht rein, es ist mit gefrorenem Kohlendioxid und anderen Mineralien vermischt. Es wäre möglich, dass der Mensch das Wasser erntet und filtert. Das wäre zwar nicht einfach, aber eine reale Möglichkeit, die den Menschen bei der Erkundung des Mars den Zugang zu dieser wichtigen Ressource erleichtern würde.
Der Mars ist auch ein Sprungbrett für andere Missionen, wo sollen wir als nächstes hin?
Es gibt Dutzende von unbemannten Missionen zu anderen Orten im Sonnensystem. Sie reichen vom Merkur, der von BepiColombo untersucht werden soll, über den Asteroidengürtel mit Sonden wie Lucy, die acht Jupiter-Trojaner und einen Hauptgürtel-Asteroiden überfliegen wird, bis hin zu den äußeren Rändern des Sonnensystems wie New Horizons, das bereits Pluto besucht hat und auf dem Weg ist, andere Objekte im Kuipergürtel zu untersuchen. Bemannte Missionen sind eine andere Geschichte. Wir waren bisher nur auf dem Mond. Die Entfernungen im Sonnensystem sind riesig, und der Gedanke, einen anderen Planeten als den Mars zu besuchen, liegt noch jenseits der technischen Möglichkeiten der Menschheit.
Eine Reise zum Mars ist schwierig, noch schwieriger ist der Rückflug. Halten Sie eine Oneway-Reise für ethisch vertretbar?
Ich denke, solange die Reisenden wissen, dass es sich um eine einfache Fahrt handelt, ist es ethisch vertretbar. Die Entscheidung liegt bei ihnen. Es ist ein bisschen wie bei den Entdeckungsreisen im Mittelalter, um Wege nach China zu finden. Die Entdecker haben sich oft auf diese Missionen begeben, ohne zu wissen, ob sie wieder zurückkommen würden.
Wann wird der erste Mensch auf dem Mars stehen?
Das Ziel der NASA ist es, in einem Jahrzehnt, also 2033, Menschen auf den Mars zu bringen. Zunächst muss es gelingen, eine unbemannte Mission zu starten, die zur Erde zurückkehrt. Das ist bisher nicht geschehen. Das Auftreten kommerzieller Unternehmen wie SpaceX könnte den Prozess beschleunigen und eine schnellere Entwicklung bemannter Marsmissionen vorantreiben.
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