Austrospace-Präsident: "Marsmission kostet 60 bis 100 Milliarden Euro"
Dieter Grebner ist Chef von Peak Technology und Präsident von Austrospace, wo alle rund zwanzig österreichischen Weltraum-Unternehmen vertreten sind. Ein Gespräch über Österreichs Beitrag zu einer Marsreise.
KURIER: Für eine bemannte Marsmission werden unterschiedlichen Schätzungen zufolge 50 bis 400 Milliarden Euro kalkuliert, was wäre ein realistischer Preis?
Grebner: Um eine bemannte Marsmission durchführen zu können, sind meiner Meinung nach zwischen 60 und 100 Milliarden Euro realistisch. Dieser Preis hängt jedoch stark von den unterschiedlichsten Faktoren rund um die Mission ab.
Welche Teile könnte Österreich dazu beisteuern?
In Österreich haben wir viele Unternehmen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Raumfahrt zu ihrem Kerngebiet gemacht haben und auch große Erfolge verzeichnen können. Die österreichische Produktpalette erstreckt sich von marstauglichem Equipment und Datennetzwerken der Firmen Beyond Gravity und TTTech bis hin zu den unterschiedlichsten Arten von Tanks für Treibstoff oder Sauerstoff und der Struktur für die Landemodule, die wir als PeakTechnology entwickeln und produzieren können. Oder beispielsweise die Firma Enpulsion, die sich mit Satellitenantrieben beschäftigt oder das junge Startup Gate Space das ebenso an Antrieben arbeitet. Seit kurzem haben wir auch mit der Medizinerin Carmen Possnig wieder eine heimische Astronautin. Man kann somit sagen: Die Zukunft hat schon begonnen und Österreich ist mittendrin.
Wann glauben Sie, wäre eine Marslandung machbar?
Eine bemannte Marsmission hin und retour halte ich für das Jahr 2045 realistisch. Würde man ausschließlich von einer Oneway-Reise sprechen, wäre dies definitiv schon früher möglich. Besonders hervorzuheben ist in diesem Bereich der Nachhaltigkeitsaspekt, in den sehr viel Forschungsenergie investiert wird und bahnbrechende Innovationen in den Startlöchern stehen.
Könnte man mit jetzigen Mitteln auf dem Mars Treibstoff für eine Rückkehr herstellen?
Aus meiner Sicht ist es notwendig, Treibstoff am Mars herzustellen, da die benötigten Mengen für eine Rückfahrt unmöglich zu transportieren sind. Das größte Potenzial sehe ich derzeit in der Solarenergie. In diesem Feld muss jedoch noch weiter geforscht werden, um die erforderlichen Leistungen umsetzten zu können und tatsächlich Treibstoff, vermutlich Methan, in ausreichender Menge zu erzeugen.
Wäre eine Oneway-Reise ohne Rückkehr der Astronauten eine annehmbare Alternative?
In meinen Augen ist dies eine sehr persönliche Frage, die von den unterschiedlichsten Faktoren abhängt, jedoch sicher nicht undenkbar ist. Wie das Biosphere 2 Projekt bereits in den 1990er Jahren gezeigt hat, ist es durchaus möglich ein künstliches und sich selbst erhaltendes Ökosystem zu erschaffen. Es hat uns auch gezeigt, dass es noch einiges an Forschung in diesem Bereich braucht, daher wird es, wie schon erwähnt, noch einige Jahre dauern, bis wir Menschen für einen langfristigen Aufenthalt auf den Mars schicken können.
An welchen Marsprojekten in den kommenden Jahren ist Österreich beteiligt?
Hier ist vor allem die Aufhängung und Tragstruktur der Kamera an dem Exo Mars Rover der ESA hervorzuheben. Beyond Gravity hat einen wesentlichen Beitrag in der Entwicklung und Fertigung dieser komplexen Struktur beigetragen. An dem Kommunikationssystem des Landers und des Rovers wiederum ist die Firma ATOS maßgeblich beteiligt. Exomars sollte eigentlich als Kooperation der ESA mit Roskosmos 2022 gestartet werden, auf Grund des russischen Angriffs auf die Ukraine wurde die Zusammenarbeit aber seitens der ESA gestoppt und nun im Alleingang fertig entwickelt und gestartet.
Ist es prinzipiell sinnvoller, Roboter oder Menschen auf den Mars zu schicken?
Es ist sicher sinnvoller zuerst Roboter - wie schon mehrfach erfolgreich geschehen - in ein unbekanntes Gebiet, wie es der Mars ist, zu schicken. Dank den Mars-Rovern konnten bereits erste Erkenntnisse rund um den Mars gewonnen werden, die in der Vorbereitung für eine bemannte Mission essenziell sind. Zudem ist es wichtig, die Reisedauer von der Erde zum Mars zu verkürzen. Moment beträgt diese sechs Monate und das Ziel wäre diese auf drei Monate zu reduzieren.
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