Auf der ÖBB-Homepage klingt alles so schön: "Der Railjet, der modernste Hochgeschwindigkeitszug der ÖBB Flotte, verbindet, was Ihnen wichtig ist. Kostenloses WLAN, onboard Entertainment, ein Bordrestaurant sowie Ruhe- und Familienzonen bieten Ihnen höchsten Reisekomfort. Da jeder seine eigenen Bedürfnisse hat, stehen drei Komfortklassen im Zug zur Verfügung: die Economy Class, die First Class sowie die Business Class."
Doch die Wirklichkeit schaut immer häufiger anders aus. Statt Business-Abteil, Ruhezonen und Restaurant warten nun Schnellbahnen, oft Cityjets, manchmal aber noch älteres Wagenmaterial, auf die verärgerten Passagiere. Besonders betroffen ist die Schnellverbindung Wien-Villach.
Den versprochenen Reisekomfort haben sich viele wohl anders vorgestellt.
Im Eisenbahnforum Österreichsammeln Insider und Bahnfreunde seit Monaten - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - die Ausfälle und Probleme der Railjetflotte. Von mit Klebeband geflickten Windschutzscheiben ist dort die Rede, täglich gibt es offenbar technische Probleme, die zu Verspätungen oder sogar (seltener) zu kompletten Ausfällen führen.
Viele Passagiere machen ihrem Ärger in dem Internet-Forum Luft und kritisieren mangelnde Investitionen in die Hochgeschwindigkeitszüge.
Beinahe jede Woche müssen außerdem bereits ein oder zwei Railjets wegen schwerwiegender Störungen evakuiert werden. Vor allem die Taurus-Lokomotivedes Railjets wird offensichtlich immer mehr zur Achilles-Ferse. Oft müssen deshalb andere Ersatzloks vorgespannt werden. Auch alte, deutsche ICE müssen mitunter als Ersatz für den Railjet eingesetzt werden.
Die ersten Railjets (Stückpreis rund zehn Millionen Euro) sind jedenfalls seit 2008 in Österreich im Einsatz. Ihre offiziell zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h erreichen sie nur bei Teilstücken der Westbahn-Strecke. Aktuell haben die ÖBB 60 der Siemens-Garnituren österreichweit im Einsatz.
Sind die Railjets nun einfach in die Jahre gekommen?
Bei den ÖBB will man das nicht so sehen: "Die Railjets sind nach wie vor die beliebteste Zuggattung in der ÖBB-Flotte und leisten seit 2008 gute Dienste", sagt Sprecher Daniel Pinka. Ab Frühjahr 2024 werden die Railjet-Garnituren dennoch bis voraussichtlich 2028 "einem Upgrade-Programm in puncto Design, Innenausstattung und Technik unterzogen".
In den kommenden Jahren wollen die ÖBB jedenfalls fast fünf Milliarden Euro in neues Zugmaterial investieren, darunter fällt auch die Anschaffung von 21 Railjets der zweiten Generation.
ÖBB: "Ein ungewohntes Bild"
Vorerst gilt es aber noch die Probleme mit den offensichtlich maroden Railjets zu bewältigen: "Wenn statt einer Railjet-Garnitur eine Cityjet-Garnitur eingesetzt werden muss, ist das natürlich für unsere Fahrgäste im Fernverkehr ein ungewohntes Bild", sagt Pinka. "Bei den ÖBB hat allerdings die Aufrechterhaltung der pünktlichen Zugverbindung höchste Priorität und da kann es vorkommen, dass in diesem Fall eine Nahverkehrsgarnitur für die Railjet-Verbindung eingesetzt wird."
Tatsächlich könne es momentan im gesamten Streckennetz passieren, dass man plötzlich in einer S-Bahn sitzt statt im eigentlich gebuchten Railjet. Die Züge auf der Südstrecke von Wien in Richtung Kärnten seien laut ÖBB häufiger betroffen, da es "betrieblich hier einfacher möglich ist, den Umlauf mit Cityjet-Garnituren sicherzustellen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 160km/h und es ist zudem keine Wendezugtauglichkeit erforderlich."
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