Neue Schnellbahn-Züge mit technischen Problemen
Anfang Juli präsentierte Verkehrsminister Jörg Leichtfried bei einer Demonstrationsfahrt die Vorzüge des neuen "Cityjets". Sogar das Licht wird an die aktuellen Bedürfnisse der Passagiere angepasst. Der Minister (und die anwesenden Journalisten) zeigten sich begeistert. Seit dem März werden 101 dieser nagelneuen Siemens-Züge Stück für Stück in den Dienst gestellt. Der Auftragswert beläuft sich auf über eine halbe Milliarde Euro. Demnächst könnten bis zu 150 weitere dieser hochmodernen Garnituren bestellt werden, eine Ausschreibung wird derzeit erstellt.
Doch nun stellt sich heraus: Der Cityjet hat ein erhebliches technisches Problem. Derzeit dürfte er eigentlich maximal 120 km/h fahren, nur mit einer Ausnahmeregelung darf er noch bis März 2017 Tempo 160 erreichen. Wird bis dahin keine Lösung gefunden, gilt die Tempobremse für die neuen Züge.
Windleitblech
Folgendes ist passiert: Da es sich um Niederflurzüge handelt, ist die Technik auf dem Dach montiert. Um diese aerodynamisch zu gestalten, werden Windleitbleche montiert. Doch diese erzeugen so viel Druck, dass die Stromabnehmer nicht an der Oberleitung festhalten. Dies wird dem KURIER aus gut informierten Kreisen bestätigt, auch in einem Eisenbahn-Internetforum ist dies bereits Gegenstand von Experten-Diskussionen. Im Raum stehen nun Strafzahlungen von 300.000 Euro pro Garnitur.
Offenbar wurde das Problem bei den Zulassungsfahrten in Österreich übersehen. Diese standen schon mehrfach in der Kritik. Schweizer Firmen lassen ihre Eisenbahn-Entwicklungen sogar extra in Österreich genehmigen, um dadurch leichter zu einer EU-Genehmigung zu bekommen, wie sie freimütig zugeben. Meist werden in Österreich nämlich höhere Geschwindigkeiten erlaubt und weniger streng geprüft als in der Schweiz (und anderen Nachbarländern).
ÖBB hoffen auf Lösung
"Aktuell gibt es derzeit Messfahrten mit den Zügen um die Aerodynamik zu untersuchen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Hersteller bald eine Lösung finden wird", sagt ÖBB-Sprecher Michael Braun. "Im Alltag haben wir derzeit keine Einschränkungen, die Fahrgäste können den neuen Zug voll nützen und sie sind sehr zufrieden."
Siemens-Sprecher Walter Sattlberger bestätigt die Probleme, betont aber gegenüber dem KURIER: „Wir werden das Problem zeitnah in den Griff bekommen.“
Verlorene Tür: „Lückenlos aufklären“
Der KURIER-Bericht über eine nicht durchgeführte wagentechnische Kontrolle, die in der Folge dazu führte, dass eine Waggontür im Tunnel vom fahrenden Zug fiel, sorgt indes für heftige Kritik der Eisenbahner-Gewerkschaft. „Die Behörden haben umgehend von Amts wegen einzuschreiten und bei den Verantwortlichen die Zuverlässigkeit zu prüfen. Es darf nicht tatenlos zugesehen werden, wenn Fahrgäste und Personal gefährdet werden“, sagt Gewerkschaftsboss Roman Hebenstreit.
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