ÖBB-Railjet verlor Türe in voller Fahrt
Freitagfrüh kam es erneut mit einem Railjet auf der Neubaustrecke zwischen Wien und St. Pölten, die mit 230 km/h befahren wird, zu einem schweren Zwischenfall.
"Es stimmt, dass sich die Ladetür beim Speisewagen des RJ 540 bei der Fahrt zwischen Tullnerfeld und St. Pölten geöffnet hat", bestätigt ÖBB-Sprecher Daniel Pinka gegenüber dem KURIER. "Warum dieses Problem bei der Tür aufgetreten ist, ist derzeit Gegenstand der Untersuchungen und Auswertungen."
Die Tür hing nur noch an einzelnen Scharnieren und stand fast im rechten Winkel weg. Auch eine Fensterscheibe war geborsten.
Frühzug nach Salzburg
Der Railjet war auf dem Weg von Wien nach Salzburg, der Vorfall dürfte sich gegen 6.30 Uhr ereignet haben. Die Neubaustrecke zwischen Wien-Meidling und St. Pölten wurde danach mehrere Stunden gesperrt. Fest steht, dass der Speisewagen zwar im Wagenverbund mitgeführt wurde, jedoch nicht in Betrieb war – das heißt, es waren auch keine Fahrgäste in diesem Waggon. Die Passagiere konnten in St. Pölten in andere Züge umsteigen, berichtet Pinka.
Seit der Eröffnung der Höchstgeschwindigkeitsstrecke zwischen Wien und St. Pölten im Jahr 2012 gibt es jedenfalls eine mysteriöse Serie von verlorenen Bauteilen, die ihresgleichen in Europa sucht. Sie führte auch zu Geldstrafen für ÖBB-Manager und zu Diskussionen über die Prüfungen in den Werkstätten.
Zum Vergleich: Die deutsche ICE-Flotte verlor auf dem gesamten deutschen Streckennetz zwei Mal in fünf Jahren Zugtüren. In Österreich gab es ebenso viele solcher Vorfälle innerhalb der ersten vier Jahre nach der Eröffnung – allerdings auf der weitaus kürzeren Neubaustrecke in Niederösterreich.
Viele "Einzelfälle"
Fünf Vorfälle gab es dort bereits in den Jahren 2012 und 2013: Bei der Westbahn gingen kurz hintereinander zwei Mal während der Fahrt Türen auf, ein ÖBB-Railjet verlor eine Waggontür gleich komplett. Auch bei einem Intercity öffneten sich Türen. Ebenfalls 2013 überfuhr ein Railjet im Wienerwaldtunnel mit 180 km/h zwei Blechplatten, die von einem entgegenkommenden Testzug stammten.
Insgesamt sind seit der Eröffnung der Strecke im Jahr 2012 neun schwerwiegende Fälle bekannt; in Eisenbahn-Fachforen ist noch von weiteren Vorfällen die Rede. Drei in diesem Jahr verlorene Teile auf der Neubaustrecke konnten bisher nicht einmal einem Zug zugeordnet werden.
Insider machen die zu engen Konstruktionen der vielen Tunnels auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke verantwortlich, diese würden zu einer starken Sogwirkung in den Röhren führen. Offiziell wurde das stets dementiert.
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