Boeing 737: Neue Probleme mit Rissen bei Flugzeug
Boeing schlittert immer tiefer in die Krise. Gleich drei Hiobsbotschaften gab es an nur einem Tag am Freitag für den US-Flugzeughersteller:
1. Neue Risse an Boeing 737NG entdeckt
Nicht nur die Boeing 737MAX, sondern auch das Vorgängermodell 737NG wird immer mehr zum Sorgenkind. Vor Wochen wurde erstmals Risse an einem Verbindungsstück zwischen Flügeln und Rumpf entdeckt. Im schlimmsten Fall kann das Flugzeug bei Start oder Landung sogar auseinanderbrechen. Untersuchungen ergaben, dass die Teile offenbar nicht einmal die Hälfte des geplanten "Lebenszyklus" durchhalten.
Mitte Oktober gab Boeing bekannt, dass diese Risse bei 38 von 810 untersuchten Flugzeugen aufgetaucht sind. Schon damals gab es Befürchtungen, dass hunderte Flugzeuge betroffen sein könnten. Mehrere Fluglinien haben nun weitere Überprüfungen gemacht, offenbar sollen in Südkorea neun weitere Jets mit diesen Rissen entdeckt worden sein. Die Reparaturen werden mehrere Monate dauern.
Viele Beobachter meinen, dass der Kampf mit Airbus um Marktanteile zu immer mehr Abstrichen bei der Sicherheit geführt haben könnte. Womöglich begann dies schon bei der 1997 konstrierten NG-Serie und gipfelte dann schlussendlich in dem Problem bei den MAX-Jets.
2. US-Fluglinien wollen auf Airbus umsteigen
Wann kann die Problemmaschine Boeing 737MAX wieder abheben?
Monat für Monat wird der Neustart (nach dem Flugverbot wegen zwei Abstürzen mit 346 Toten) verschoben. Selbst die US-Fluglinien verlieren langsam die Nerven. Medien berichten, dass Southwest-Airlines, das bisher eine reine Boeing-737-Flotte (aus rund 800 Maschinen) hat, sich nun erstmals überhaupt nach Airbus-Maschinen umschauen wird.
Wenn selbst die landeseigenen Fluglinien langsam das sinkende Schiff verlassen, kann das schwer werden für Boeing. Schon im dritten Quartal brach der Gewinn des Airbus-Rivalen im Jahresvergleich um rund die Hälfte auf rund 1,1 Milliarden Euro ein. Der Umsatz fiel wegen der gestoppten Auslieferung der MAX-Maschinen um 21 Prozent auf knapp 20 Milliarden Dollar.
3. Der offizielle Absturzbericht zu Indonesien
Bei dem Unglück der Maschine des Billigfliegers Lion Air waren Ende Oktober 2018 alle 189 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Nach einem weiteren Absturz nach ähnlichem Muster im März von Ethiopian Airlines mit 157 Todesopfern (darunter drei Österreicher) in Äthiopien wurde das Modell weltweit mit Flugverbot belegt.
Der nun veröffentlichte Bericht bestätigt einmal mehr, dass in erster Linie eine Fehlfunktion des Kontrollsystems MCAS das Unglück verursachte. Dieses System führt zum automatischen Absenken der Flugzeugnase bei drohendem Strömungsabriss.
„Die Bauweise und die Zertifizierung des MCAS haben die Wahrscheinlichkeit eines Kontrollverlustes des Flugzeugs nicht ausreichend berücksichtigt“, heißt es in dem Bericht.
Zum Unglück beigetragen hätten außerdem die Defizite der Crew, etwa in der Kommunikation, bei Notfall-Abläufen und bei der manuellen Steuerung des Flugzeuges. So habe der Co-Pilot nicht schnell genug eine Checkliste im Handbuch gefunden oder im Kopf gehabt, was er in der Notfallsituation tun muss. Er habe schon bei Trainings schlecht abgeschnitten, hieß es weiter in dem Abschlussbericht.
Die Sicherheitsregeln von Boeing wären davon ausgegangen, dass die Piloten innerhalb von drei Sekunden auf eine Systemstörung reagieren müssten. Die Besatzungen des Unglücksfluges und auch jene bei einem anderen Flug tags zuvor, bei dem die MCAS-Probleme schon aufgetreten waren, brauchten acht Sekunden.
Außerdem sei ein wichtiger Sensor, der Daten für das Kontrollsystem liefert, von einer Werkstatt in Florida falsch kalibriert worden und von Lion Air nicht mehr getestet worden. Nach Fehlern bei vorangegangenen Flügen hätte Lion Air die Maschine auf dem Boden lassen müssen.
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