Boeing-Techniker sagt: "Ich würde niemals damit fliegen"
Ein Fensterplatz in einer Boeing 787 ist schon spektakulär genug. Statt der üblichen Fensterblenden zum Hinauf- und Hinunterklappen kann die Scheibe in vier Stufen angenehm gedimmt werden. So kann man selbst bei strahlendem Sonnenschein die Wolken und den Boden beobachten. Der „Dreamliner“, wie er überall genannt wird, ist ein Wunderwerk der Technik. Doch nun sind Insiderberichte in der New York Times (NYT) gelandet, die nach der 737-MAX (zwei sind in Äthiopien und Indonesien abgestürzt) nun auch die 787 in Verruf bringen könnten. Ein Mechaniker wird darin zitiert, der meint: „Ich würde niemals damit fliegen.“
Der „Dreamliner“ stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Zunächst begannen die Batterien sich selbst zu entzünden, was ein mehrmonatiges Grounding zur Folge hatte. Dass die Flieger am Boden bleiben mussten, machte damals aber noch nicht solche Schlagzeilen, da der Jet in Europa noch nicht im Einsatz war und die Vorfälle auch glimpflicher verliefen. Schlussendlich wurden die Batterien mit einem Stahlbehälter ummantelt.
Triebwerke
Anfang April tauchten immer mehr Probleme mit den Schaufeln in den Turbinen auf. Grund dafür sind die Rolls-Royce-Triebwerke, deren Lebensdauer offenbar kürzer ist als zunächst vermutet. Die Singapore Airlines nahmen die Jets deshalb einfach aus dem Programm – und beschlossen ein selbst auferlegtes Flugverbot.
Mit dem NYT-Bericht rückt nun auch eines der Boeing-Werke, nämlich das in Charleston (South Carolina) in den Mittelpunkt. Ein ehemaliger Qualitätsmanager berichtet über Metallsplitter, die gefährlich nahe an Kabeln für die Flugzeugsteuerung hingen. Wenn die Splitter die Kabel anschneiden oder sogar durchtrennen würden, könnte das „katastrophal“ ausgehen. Er sprach das Problem gegenüber seinen Chefs an. Diese ignorierten es und versetzten ihn, berichtet er der New York Times.
Zudem würden Teile und Abfall, die während der Produktion entstanden, einfach liegengelassen. Angeblich soll sogar eine komplette Leiter in einem Flugzeug vergessen worden sein.
Der Flugzeughersteller Boeing soll demnach seine Mitarbeiter unter Druck gesetzt haben, dass diese über die Fehler und Mängel nicht reden. Der Techniker Joseph Clayton sagte: „Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich niemals damit fliegen würde. Das ist einfach eine Frage der Sicherheit.“
Boeing wehrt sich
Trotz aller Probleme gab es mit dem „Dreamliner“ bisher keinen einzigen schwereren Zwischenfall und auch keinen Toten.
Das wird auch bei Boeing betont, der Konzern dementiert alle Vorwürfe vehement. Laut dem US-Hersteller gab es auch eine Einladung an die NYT-Journalisten das Werk zu besichtigen – allerdings sei das von der Zeitung abgelehnt worden.
Kommentare