Lion-Air: So kämpfte der Pilot elf Minuten gegen den Absturz

Lion-Air: So kämpfte der Pilot elf Minuten gegen den Absturz
Erste Details: 35 Versuche, den Jet hochzuziehen. Doch der Computer griff 45-mal in das Fluggeschehen ein.

Elf Minuten lang versuchten die beiden Piloten des Lion-Air-Fluges JT 610 Ende Oktober nahe Jakarta verzweifelt gegen den drohenden Absturz anzukämpfen. 35 Mal probierten sie, die Nase der fast fabriksneuen Boeing-737-Max nach oben zu ziehen, das erste Mal auf rund 400 Metern Höhe, also unmittelbar nach dem Start.

33 Mal senkte der Computer die Nase wieder ab, 12 Mal zog er sie selbst in die Höhe. Drei Checklisten wurden von den Piloten abgearbeitet, drei Mal gab es Absturzwarnungen („Master Caution“), der Jet wurde immer schneller.

Informationen vom Tower angefordert

Am Ende waren sich die Piloten so unsicher, dass sie sich vom Tower die Geschwindigkeit und Höhe des Flugzeuges durchgeben haben lassen. Doch alles war vergeblich - am Ende raste der Jet fast senkrecht in die Tiefe und zerschellte mit 730 km/h auf der Meeresoberfläche. Die Trümmerteile waren über hunderte Meter verteilt und schwer deformiert. "Keine Überlebenschancen", notierten die Untersucher trocken.

Der Zwischenbericht befeuert darüber hinaus Vermutungen, wonach der Computer für den Absturz (mit-)verantwortlich sei. Fast die gesamte Zeit war die Überziehwarnung aktiviert – das bedeutet, dass die Geschwindigkeit zu langsam ist und deswegen ein Absturz (wegen eines so genanntes "Stalls") droht. Daraufhin wird das Heckruder automatisch gesteuert, um Probleme mit der Fluglage zu beheben.

Dabei handelt es sich um das so genannte Maneuvering Characteristics Augmentation System - kurz MCAS. Wie man es deaktiviert, steht nicht im Handbuch. Einige Piloten wussten es, andere nicht, ergaben Rundfragen von Fachmedien.

Lion-Air: So kämpfte der Pilot elf Minuten gegen den Absturz

Bericht wurde präsentiert

Theoretisch hätte der indische Pilot Bhavye Suneja (31) das MCAS mit dem Betätigen von nur zwei Schaltern deaktivieren können, wusste das aber offenbar nicht. Es war kein Teil der Ausbildung von Lion-Air.

Da die gleichen technischen Probleme bereits bei vorherigen Flügen auftraten, wurde der Jet laut Bericht als eigentlich „nicht flugtauglich“ eingestuft. Er hätte also niemals abheben dürfen.

Kommentare