Drei Festnahmen nach Anschlagsplänen auf Taylor-Swift-Konzerte in Wien
In Wien und Niederösterreich sind mögliche Anschläge im Zusammenhang mit den drei Taylor-Swift-Konzerten verhindert worden. Ein 19-Jähriger und ein Komplize wurden im Zuge der Ermittlungen festgenommen, gab die Polizei am Mittwochabend bekannt. Ein 19-Jähriger aus Ternitz steht im Verdacht, mit der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Verbindung zu stehen. Laut KURIER-Informationen handelt es sich beim zweiten ausgeforschten um einen 17-Jährigen. Am Abend wurde eine dritte Person festgenommen. Auch er war 17 Jahre alt. Drei Personen waren zunächst flüchtig gewesen.
"Vorbereitungshandlungen" für einen Anschlag
Zuvor hatte die Polizei in einer Pressekonferenz informiert. Die Gruppe habe Anschläge im Großraum Wien geplant, sagte Franz Ruf, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit. Die Anschlagspläne seien vereitelt, aber für die drei Taylor-Swift-Konzerte sei weiterhin eine "abstrakte Gefährdung" gegeben, sagte der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl am Abend bei einer Pressekonferenz. Ein Festgenommener habe einen Treueschwur auf den IS geleistet und sich intensiv mit dem Taylor-Swift-Konzert auseinandergesetzt. Die Rede war von "Vorbereitungshandlungen" für einen Anschlag.
Der Hinweis auf die Verdächtigen gelangte offenbar über einen ausländischen, militärischen Dienst zunächst an das Heeresnachrichtenamt. Dort wurden die Informationen aufbereitet und schließlich an die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) weitergegeben.
Die Veranstalter zogen die Reißleine
Pürstl verwies darauf, dass man bei den drei Taylor-Swift-Konzerten in Wien täglich 65.000 Zuschauer erwartet. Bis zu 20.000 Personen sollen sich dabei auch außerhalb des Stadions aufhalten. Die Überwachung rund um die Konzerten im Ernst-Happel-Stadion im Prater werde erhöht: Es gebe verstärkte Durchsuchungen und Zutrittskontrollen. Der Veranstalter, Barracuda Music, sagte die Shows dennoch ab.
Zuvor hatte Pürstl betont: "Wir können die Veranstaltung als Sicherheitsbehörde nicht einfach absagen und geben auch keine Empfehlung ab. Die Polizei sorgt für Sicherheit und gibt die Erkenntnisse dem Veranstalter weiter."
Gas- und Stromleitungen wurden gekappt
Spezialisten der Antiterroreinheit Cobra stürmten Mittwochfrüh die Wohnung eines Terrorverdächtigen in einem Wohnblock in der „Straße des 12. Februar“ im Zentrum von Ternitz. Nachdem Techniker des Energieversorgers EVN vorsorglich die Strom- und Gasleitung zum Haus gekappt hatten, war alles bereit für den Zugriff.
Ein Verdächtiger wurde festgenommen
Danach ging es blitzschnell. Der Polizei-Großeinsatz hatte eines zum Ziel – nämlich den Verdächtigen möglichst ohne böse Überraschungen aus dem Verkehr zu ziehen. Was auch gelang. „Er wurde bei dem Einsatz Mittwochfrüh festgenommen“, bestätigt Polizeisprecher Johann Baumschlager.
Ein brisanter Einsatz
Der junge Mann, der seit einigen Jahren mit seiner Familie in Ternitz lebt, war im Vorfeld wegen Terrorverdachts ins Visier des Staatsschutzes geraten. In die Ermittlungen sind federführend die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), das Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) Niederösterreich sowie das NÖ Landeskriminalamt involviert. Ein wichtiger Tipp in der Causa soll vom Heeresnachrichtenamt gekommen sein.
Die Vorgangsweise der Polizei ließ auf eine besondere Brisanz des Falles schließen. Denn zur Razzia in der Wohnung waren nicht nur Einsatzbeamte der Cobra angerückt, sondern in Folge auch der Entschärfungsdienst (ESD) der Direktion für Spezialeinheiten (DSE) im Innenministerium. Die Bombenentschärfer sind jene Spezialisten, die kürzlich dem „Jehova“-Bomber in der Steiermark nach einer Reihe von Sprengstoffanschlägen das Handwerk legen konnten.
Ein Sperrkreis rund um das Haus wurde gezogen
Bevor die Entschärfer sich an der Adresse an die Arbeit machten, wurden aus Sicherheitsgründen mehrere Straßenzüge gesperrt und die benachbarten Häuser in der Umgebung evakuiert. Es wurde ein Sperrkreis gezogen, mehr als 100 Bewohner galt es in Sicherheit zu bringen. Betroffen waren laut dem Ternitzer Bürgermeister Christian Samwald etwa 60 Haushalte. Auch der vordere Teil des nahe gelegenen Seniorenheims musste geräumt werden, für den hinteren Bereich sei dies nicht notwendig gewesen.
Die Stadthalle Ternitz wurde für die Menschen geöffnet
Die Stadthalle Ternitz wurde geöffnet, um die Menschen mit Getränken und Essen zu versorgen. „Die meisten Personen sind aber zu Verwandten und Bekannten gefahren“, erklärt Samwald.
Was folgte, war ein stundenlanger Einsatz des Entschärfungsteams. Laut Informationen des KURIER wurden die Kriminalisten dabei auch fündig. Es sollen chemische bzw. biologische Substanzen sichergestellt worden sein, die zum Bau einer „schmutzigen Bombe“ dienen sollten. Tatort-Spezialisten des NÖ-Landeskriminalamtes warteten in der Kunsteisbahn in Ternitz die Hausdurchsuchung durch die Entschärfer ab. Erst nach der Freigabe durch die Spezialisten konnte mit der Spurensicherung am Tatort begonnen werden.
Wie aus Polizeikreisen zu erfahren war, soll der festgenommene Verdächtige nicht alleine gehandelt haben. Seit Mittwoch läuft ebenfalls eine Fahndung nach zwei mutmaßlichen Komplizen. Gegen alle drei Männer wird wegen Terrorverdachts ermittelt.