Regen als Segen: Hoffnung für die Sommersaison am Neusiedler See

Regen als Segen: Hoffnung für die Sommersaison am Neusiedler See
Niederschläge brachten dem Neusiedler See etwa neun Zentimeter Wasserhöhe. Auch der Zicksee und einige Lacken sind zumindest stellenweise gefüllt.

Das Regenwetter der vergangenen Tage hat zu einer leichten Entspannung der Situation im nordburgenländischen Seewinkel geführt, von Entwarnung kann natürlich noch keine Rede sein. Von den Niederschlägen profitieren sowohl die Landwirtschaft, als auch der Tourismus und die Salzlacken.

Letztere wurden durch den Regen zumindest oberflächlich gefüllt, wie etwa der Darscho oder die Lange Lacke. Um diese Ökosystem zu erhalten wurde unlängst auch ein EU-Projekt genehmigt. "Die Lacken sind nicht aber komplett dicht, denn durch Trockenheit und Hitze ist der Untergrund stark aufgerissen", sagte Christian Sailer, Leiter der "Task Force Neusiedler See", zur APA.

Auch im bereits vollständig ausgetrockneten Zicksee blieben nach dem verregneten Wochenende stellenweise Wasserlachen zurück. An Badespaß ist angesichts dieser Bilder freilich nicht zu denken. Auch weil Versickerung und Verdunstung durch die wieder angesagten höheren Temperaturen bald wieder greifen würden. Das System befinde sich noch nicht in einem Zustand, in dem das Wasser gehalten wird, so Sailer.

Regen als Segen: Hoffnung für die Sommersaison am Neusiedler See

Dank der Regenfälle ist zumindest wieder etwas Wasser im Zicksee, Stand 17. April 2023.

Interessantes Detail am Rande: Die Regenfälle fielen mit dem Orthodoxen Osterfest zusammen, das am Sonntag gefeiert wurde. Erst zwei Monate zuvor, am 18. Februar, hatten die Orthodoxen zur Wasserweihe in den Seewinkel geladen. Offensichtlich mit Erfolg.

Neun Zentimeter für historischen niedrigen Wasserstand

Was den Neusiedler See betrifft, der sich ja zum Großteil nur aus Niederschlägen speist, befindet sich der Wasserstand mit aktuell 115,09 Metern über Adria am Montag weiterhin unter dem Vorjahresniveau und damit auf dem historischen Tiefststand seit Beginn der Messungen im Jahr 1965.

Regen als Segen: Hoffnung für die Sommersaison am Neusiedler See

Trotz der ergiebigen Niederschläge ist der Neusiedler See weiter auf seinem historischen Tiefststand.

Der Regen habe aber zumindest eine „gewisse Entspannung“ gebracht, freute sich Sailer über das „verregnete Wochenende“.  Auch der Zubringer Wulka sei nun besser gefüllt. „Für die ganze Gegend war der Regen wichtig“, denn anders als im Vorjahr müssten die Landwirte die frisch ausgesäten Samen derzeit nicht beregnen.

Im Vorjahr wurde ja schon über die Einschränkung von Wasserentnahmen für die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen diskutiert. Zuletzt wurde seitens des Landes eine eigene Wasserstandskommission eingerichtet, die wöchentlich über mögliche Einschränkungen am Steppensee berät.

Über die von der Wasserstandskommission beschlossenen Empfehlungen und Beschränkungen werden die Seegäste auf der Homepage fakten.neusiedlersee.com informiert, die seit Kurzem online ist. Webcams zeigen hier auch Live-Bilder aus den Seebädern.

Aktuell nur zwei Beschränkungen am Neusiedler See

Aktuell sind bereits zwei Beschränkungen vermerkt: Segeln ist am Neusiedler See nur noch mit Booten möglich, die sehr niedrigen Tiefgang haben – und manche Seehütten sind über den Wasserweg nicht mehr erreichbar. Als weitere „denkbare Einschränkungen“ nennt Christian Sailer den Stopp des Fährbetriebs bis hin zur Einstellung der Seenotrettung.

Der Regen ist auch für die Zugvögel eine „Akuthilfe“, da ihre Nahrung in den Lacken neu gebildet wird - es handelt sich dabei etwa um Krebstiere, die nur im Wasser schlüpfen, hieß es aus dem Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel.

Keine Entwarnung für Grundwasserstände

Das Wasser sollte sich im Gebiet halten, damit Brutvögel auch tatsächlich brüten, denn viele Arten sind auf stehende Wasserflächen angewiesen, wie etwa Kiebitz, Rotschenkel oder Stelzenläufer. Zur jetzigen Durchzugszeit seien die Wasserstände sehr wertvoll, eine Entwarnung für die niedrigen Grundwasserstände ist dies aber noch nicht. Für die Vogelwelt und Amphibien sei es oberste Priorität, Wasser im Gebiet zu halten.

Auswirkungen haben die Diskussionen rund um den sinkenden Wasserstand auch auf die Immobilienpreise rund um den Steppensee. Denn die Nachfrage nach den bislang so begehrten und dementsprechend hochpreisigen Immobilien geht zurück, sinkende Preise sind die Folge.

Wie schnell sich die problematische Situation rund um den Wasserstand aber auch wieder ändern kann, zeigt ein Blick ins Jahr 1965. Laut Wasserportal Burgenland hat es damals, im ersten Jahr der offiziellen Messungen des Wasserstandes, von Mitte April bis Anfang August so viel geregnet, dass sich der Wasserstand des Neusiedler Sees um beinahe 50 Zentimeter erhöht hat.

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