Bewässerung im Seewinkel: Landwirte wollen keine Sündenböcke sein

Feldbewässerung
Landesregierung will Bewässerung mit Grundwasser einschränken. Die Landwirtschaft setzt sich dagegen zur Wehr.

Selten war die Freude über einen verregneten Sommertag im Bezirk Neusiedl am See größer. Als die Wolken am Dienstag ihre Schleusen öffneten, war das kollektive Aufatmen förmlich greifbar.

Wer darauf hoffte, dass die Trockenheit der vergangenen Monate damit schlagartig ausgeglichen wird, hat sich aber zu früh gefreut. Die Regenmenge von zehn bis 25 Millimetern, die über dem Seewinkel am Dienstag niedergegangen ist, hat wenig am Status quo geändert. Der Wasserstand des Neusiedler Sees bleibt weiterhin auf seinem historischen Tiefstwert (seit Beginn der Aufzeichnungen 1965) von 115,00 Meter über Adria.

Die Bewässerungsanlagen auf den Feldern im Seewinkel dürften auch nicht lange still stehen – das Abpumpen von Grundwasser zu diesem Zweck ist längst nicht nur Umweltaktivisten, sondern zunehmend auch der burgenländischen Landesregierung ein Dorn im Auge.

Es ist unverständlich, warum Landwirte ihre Kulturen, wie beispielsweise Mais, der exportiert wird, in der Mittagshitze bewässern.

von Astrid Eisenkopf

Landeshauptmann-Stellvertreterin (SPÖ)

Nachdem Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) in der Vorwoche die Bewässerung im trockenen Seewinkel kritisierte, forderte am Mittwoch auch seine Stellvertreterin Astrid Eisenkopf ein Umdenken in der Landwirtschaft: „Jeder Hobbygärtner weiß, dass Pflanzen im Garten früh morgens oder abends zu bewässern sind. Es ist unverständlich, warum Landwirte ihre Kulturen, wie beispielsweise Mais, der exportiert wird, in der Mittagshitze bewässern.“ Laut Eisenkopf müsse das Ziel sein, die Entnahme von Grundwasser für die Acker-Beregnung zu stoppen und auf klimafitte Kulturen umzustellen. In diesem Zusammenhang schlägt die Landeshauptmann-Stellvertreterin eine Förderung des Bundes für wassersparende Bewässerungssysteme vor.

Bewilligung für zehn Jahre

Bei den Landwirten der Region ernten die SP-Regierungsmitglieder für ihre Aussagen Kopfschütteln. Schließlich werde den Wassergenossenschaften für jeweils zehn Jahre das Recht zur landwirtschaftlichen Nutzung des Grundwassers erteilt – von der Landesregierung, wie Werner Falb-Meixner, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer betont. Die für die Bewässerung bewilligte Wassermenge entspreche einem Niederschlag von 20 Millimetern pro Jahr, sagt Falb-Meixner. Also in etwa so viel, wie es am Dienstag geregnet hat.

Die Landwirte sind sich einig: Eine schlagartige Anhebung des Grundwasserspiegels würde das Einstellen der Bewässerung nicht mit sich bringen. Eine andere Maßnahme sei vielsprechender. Falb-Meixner: „Eine Zuleitung von Wasser aus der Moson-Donau zur Dotierung des Grundwassers sehen wir positiv und als Teil einer möglichen Lösung“.

Diese geplante Zuleitung von Donauwasser, die den Grundwasserhaushalt im Seewinkel speisen und auch den Wasserspiegel des Neusiedler Sees heben soll, steht jedoch weiterhin in der Kritik. Wolfgang Spitzmüller, Naturschutz-Sprecher der Grünen warnte am Mittwoch vor einer ökologischen Katastrophe, sollte der Steppensee mit Donauwasser gespeist werden. Die Zuleitung in das Grundwasser wird jedoch auch von den Grünen befürwortet.

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