Das G´riss um das Wasser im Seewinkel
25 Zentimeter. So viel fehlte dem Grundwasser bei Donnerskirchen am Donnerstag auf den Stand des Vorjahres, und der war schon der niedrigste seit Beginn der Aufzeichnungen 2018 (Quelle: Wasserportal Burgenland).
Aktuell liegt der Pegelstand des Grundwassers bei knapp über 123 Meter über Adria – Tendenz angesichts der Hitze und Trockenheit weiter fallend. Die Situation in den anderen Gemeinden des Seewinkels ist ähnlich.
Mit dem Wasserstand des Neusiedler Sees hat das übrigens nichts zu tun.
Der Neusiedler See steht hingegen derzeit bei einem Pegelstand von knapp 115 Metern über Adria, also sieben Meter tiefer als der Grundwasserspiegel bei Donnerskirchen.
Äpfel und Birnen
Das ist deshalb möglich, weil die beiden Wasserkörper in keiner direkten Verbindung zueinander stehen. Und doch stellte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil diese am Donnerstag her, als er am Rande einer Pressekonferenz meinte, er verstehe nicht, wieso Export-Mais bewässert werden müsse, während gleichzeitig über den Wasserhaushalt des Neusiedler Sees diskutiert werde.
Die Reaktion der Landwirte mit dem Hinweis auf die durch den Anbau von Saatmais generierten zwölf Millionen Euro Wertschöpfung ließ nicht lange auf sich warten. Auch am Freitag meldeten sich Bauern beim KURIER. Der Tenor: Die Landwirte erfüllen gesellschaftspolitische Aufgaben und ernähren die Bevölkerung; man möge nicht das eine, also den Tourismus, gegen das andere, die Landwirte, ausspielen.
Probleme und Lösungen auf mehreren Ebenen
Tatsächlich wird es auf vielen Ebenen Lösungen für die anstehenden Probleme brauchen, denen allen eines gemein ist: Ursache ist der Klimawandel. Das Land hat auf die Entwicklung reagiert und das Ziel ausgerufen, „den Wasserstand im Naturraum Seewinkel/Neusiedler See“ nachhaltig zu stabilisieren. Damit ist nicht nur der Neusiedler See gemeint, sondern das Grundwasser in der Region, was auch im Interesse Ungarns liegt.
Vereinbarung. Infrastruktur, Energie, Umwelt, Klima, öffentlicher Verkehr, Mobilität und Tourismus – kurz bei all jenen Themen, die für die Weiterentwicklung einer Region wie des Seewinkels wichtig sind, wird künftig die Zusammenarbeit zwischen dem Burgenland und Ungarn verstärkt. Eine diesbezügliche Absichtserklärung wurde am Freitag von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und dem ungarischen Außenminister Péter Szijjártó in Budapest unterzeichnet.
Konkret geht es etwa um die Errichtung von grenzüberschreitenden Windparks, aber auch um die Frage der geplanten Wasserzuleitung für den Neusiedler See aus der ungarischen Moson-Donau. Gleichzeitig heißt es aus dem Büro von Doskozil, dass das nur eine mögliche Variante zur Stabilisierung des Wasserstands in der Region sei.
Neuerdings werde nämlich auch die Umsetzung einer burgenländischen Lösung geprüft. Doskozil sei dieser „nicht abgeneigt“, denn es sei ihm „lieber, die Dinge selbst in der Hand zu haben, als in der Frage der Zuleitung von Ungarn abhängig zu sein“, wird der Landeshauptmann auf meinbezirk.at zitiert.
All das kann gelingen, auch wenn es die Natur einem derzeit schwer macht, angesichts der Hitze und Trockenheit an eine mittel- und langfristige Erholung zu glauben. Deshalb wird an allen Schrauben gedreht werden müssen – sowohl bei den Maßnahmen für den See, als auch beim Umgang der Landwirtschaft mit der Bewässerung.
Laut Landwirtschaftskammer entspricht die Bewässerung einem Niederschlag von 20 Millimeter; allein heuer fehlen aber bereits 600 Millimeter Niederschlag
190 Millionen Euro Getreide und Ölsaaten exportiert das Burgenland, österreichweit ist das Verhältnis laut AMA 4,94 Millionen Tonnen Produktion zu 6,34 Millionen Tonnen Verbrauch. In der EU übersteigt die Produktion (286 Mio.) den Verbrauch (258 Mio.), weltweit steht es 2.280 (Verbrauch) zu 2.555 (Produktion)
Denn spätestens dann, wenn diese so teuer wird, dass sich der – derzeit noch gut bezahlte – Anbau von Mais für die Saatgutproduktion nicht mehr lohnt, wird ein Umdenken einsetzen.
So wie beim Bio-Landgut Esterhazy in Donnerskirchen, wo am Freitag Bilanz über die Ernte gezogen wurde. Das Fazit: Der Auswahl von standortangepassten Kulturen kommt immer mehr Bedeutung zu.
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